Faktencheck

Bär in Baden? Sichtungen häufen sich, Video „ziemlich sicher“ Fake

Ein Video, auf dem ein Braunbär zu sehen ist, kursiert derzeit im Netz.
Ein Video, auf dem ein Braunbär zu sehen ist, kursiert derzeit im Netz.IMAGO/Dominik Kindermann
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Ein Video, auf dem ein Braunbär zu sehen ist, soll angeblich zwischen Baden und Wiener Neustadt aufgenommen worden sein. Experten schließen das jedoch aus.

Wölfe und Hybridwölfe sorgten in den letzten Wochen für Schlagzeilen. Nun stiehlt ein Bär ihnen die Show. Bereits Anfang Juni wurde in Hernstein im Bezirk Baden angeblich ein Braunbär gesichtet. Jetzt ist auch ein Video aufgetaucht, auf dem ein Fernfahrer das Tier festgehalten haben will.

Rudolf Hafellner vom Institut für Wildtierbiologie an der Boku, der selber als Jäger und Förster im Gebiet aktiv ist, hält das Video „mit ziemlicher Sicherheit“ für einen Fake, wie er auf Anfrage der „Presse“ sagt. Zum einen würden Metadaten fehlen, zum anderen wisse man nicht, von wem das Video aufgenommen wurde oder woher es stamme.

Es soll auf einer Straße zwischen Pernitz (Wiener Neustadt) und Pottenstein (Bezirk Baden) aufgenommen worden sein. Aber: „Diese weißen Randstreifen auf der Straße sind viel breiter als bei uns. Unsere Landstraßen haben außerdem alle 50 Meter einen Leitpfosten.“ Ein weiteres Indiz für den Wildbiologen, dass das Video nicht von dort stammen kann.

„Bliebe nicht unentdeckt“

Auch die Medien-Expertin Iris Strasser vom Faktencheck-Kanal „Bait“ zweifelt an der Echtheit des Videos. Eines ließe sich mit Sicherheit sagen: „Das Video ist sicher nicht am Hals (Anm. der Gebirgspass) gemacht worden, wie behauptet wurde. Die Leitpflöcke sind am Video nicht zu sehen, der Mittelstreifen existiert auch nicht.“ Dass das Video auf einer anderen Straße – zwischen Pernitz und Puchberg – aufgenommen wurde, wäre laut der Faktencheckerin denkbar. Die Strecke sei dem Areal im Video jedenfalls ähnlicher, als der Hals, auch wenn Details nicht übereinstimmen.

Selbst wenn das Video ein Fake ist, heiße das nicht, dass es keinen Bären in der Gegend geben könne, meint Strasser. In den letzten Wochen seien immer mehr Berichte von Sichtungen aufgetaucht, darunter auch glaubwürdige.

Prinzipiell sei es möglich, dass ein Bär durch Niederösterreich spaziert, sagt Rudolf Hafellner. Allerdings gibt es aktuell bestätigte Bären nur in Kärnten und Tirol. „Wenn ein Bär von Kärnten nach Wien oder in den Wienerwald wandert, taucht er dazwischen irgendwo auf. Es ist sicher möglich für einen Bären, in wenigen Tagen nach Niederösterreich zu kommen, aber nicht unentdeckt“, so Hafellner.

Bär auf Video drei Jahre alt

Sollte sich doch herausstellen, dass sich in Baden ein Bär angesiedelt hat, bestehe aber laut dem Experten keine Notwendigkeit, Maßnahmen zu setzen. Denn: „Wenn sich der Bär nicht ständig in der Nähe von Gehöften oder menschlichen Siedlungen aufhält, ist er nicht gefährlich, nur wenn er ständig in der Nähe ist und keine wirkliche Scheu vor Menschen hat.“

Generell ginge von einem gesunden, im Verhalten normalen Bären aber keine Gefahr aus. Jenen auf dem Video hält Hafellner für ein Jungtier im Alter von maximal drei Jahren. Ein solcher Bär wäre demnach auf der Suche nach einem neuen Territorium. „So legen sie ziemliche Strecken zurück. Ich würde nicht gleich über Maßnahmen nachdenken, wenn irgendwo ein Bär auftaucht. Seien wir doch froh, dass es so ist“, sagt der Experte. Oder auch sein könnte.

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