Gipfeltreffen

Der Nato-Showdown am Ende der freien Welt

Patriot-Luftabwehrsysteme sichern den Himmel über Vilnius ab.
Patriot-Luftabwehrsysteme sichern den Himmel über Vilnius ab.APA / AFP / Petras Malukas
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Das Verteidigungsbündnis gastiert zwei Tage lang in Vilnius. Was auf der Agenda steht. Was Insider erwarten. Und warum Nato-Chef Stoltenberg schon einen großen Sieg errungen hat.

Wien/Vilnius. Die Hauptstadt Litauens gleicht in diesen Tagen einer Festung. Sie ist der wohl am besten geschützte Ort Europas. Zumindest legen das die nackten Zahlen nahe. 12.000 Soldaten und Polizisten sichern den Nato-Gipfel in Vilnius ab. Die Deutschen haben ein modernes Patriot-Luftabwehrsystem angekarrt, um über den Himmel der Hauptstadt zu wachen. Die Sicherheitsvorkehrungen sind auch deshalb enorm, weil dieser Nato-Gipfel vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs stattfindet und weil er aus der Reihe tanzt. Zum ersten Mal überhaupt gastiert das Verteidigungsbündnis in einer postsowjetischen Republik, in Litauen, das eingezwängt ist zwischen der russischen Exklave Kaliningrad und Putins Vasallenstaat Belarus. Was auf der Agenda und was auf dem Spiel steht, wenn die Bidens, Erdoğans und Macrons dieser Welt am Dienstag zum zweitägigen Gipfel zusammenkommen.

Die Ukraine-Frage

Der Krieg in der Ukraine ist für die Nato ein Balanceakt. Immer schon. Das Bündnis will die Ukraine zwar unterstützen, aber zugleich nicht direkt in den Krieg hineingezogen werden. Für die Ukraine wird es deshalb auf dem Gipfel zwar ein Hilfspaket geben, aber keine konkrete Beitrittsperspektive, wie sie Präsident Wolodymyr Selenskij mantraartig verlangt hat. Aber „keiner möchte, dass die Ukraine Nato-Mitglied wird, solange dort noch heiß gekämpft wird, weil das die Nato in den Krieg hineinziehen würde“, sagt ein Nato-Diplomat zur „Presse“. Die Nato-Staaten werden in Vilnius auch keine Beitrittseinladung an die Ukraine ankündigen, sobald der Krieg vorbei ist, denn damit würde sie Putin einen Anreiz bieten, den Konflikt ewig in die Länge zu ziehen. Also lieber vage und zweideutig bleiben. „Selenskij hatte eine klare Erwartungshaltung. Sie wird enttäuscht werden“, analysiert die ehemalige Nato-Chefstrategin Stefanie Babst gegenüber der „Presse“. Die Deutsche hält die Zurückhaltung des Bündnisses für einen Fehler.

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