Die Bilanz

Inflation: Die großen Mühen der letzten Meile

Die OeNB (im Bild das Hauptquartier in Wien) äußerte zuletzt deutliche Kritik an der heimischen Anti-Inflations-Politik.
Die OeNB (im Bild das Hauptquartier in Wien) äußerte zuletzt deutliche Kritik an der heimischen Anti-Inflations-Politik. Andrey Rudakov
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Die letzte Phase der Inflationsbekämpfung wird die schwierigste, sagen Experten. Besonders in Ländern mit überdurchschnittlichen Inflationsraten wie Österreich.

„Presse”-Leser wird es nicht überraschen, aber jetzt hat die Regierung auch von der Notenbank ein verheerendes Zeugnis in Sachen Inflationsbekämpfung ausgestellt bekommen: Dass die Inflationsrate, die im ersten Halbjahr 2022 noch unter dem Euroraum-Schnitt gelegen war, jetzt um 2,6 Prozentpunkte über diesem Schnitt liegt (und damit die höchste Westeuropas ist, Anm.), habe sehr viel damit zu tun, dass sich die heimischen Inflationsbekämpfungsmaßnahmen gravierend von denen der meisten anderen Euroländer unterscheiden, schreibt die OeNB in ihrer jüngsten, vor ein paar Tagen erschienen Inflationsanalyse.

Mit anderen Worten: Nicht die viel beschworene „Gierflation“ ist schuld daran, dass Österreich im Europavergleich ein besonders großes Teuerungsproblem hat. Hauptverantwortlich für den besonders steilen Preisanstieg hierzulande war der Faktor Energie. Der hat zwar auch anderswo die Preise getrieben. Den entscheidenden Unterschied habe aber die „Struktur der Fiskalmaßnahmen zur Abfederung der Energiepreise” ausgemacht, sagt die Notenbank. Es habe nämlich im Gegensatz zu erfolgreicher agierenden Ländern kaum Preiseingriffe bei Energie gegeben, man habe sich überwiegend auf Transfers konzentriert.

Inflationsabstand hausgemacht

Fazit: Der Inflationsabstand zum übrigen Euroraum sei durch Energieträger, bei denen es keine Preiseingriffe gegeben habe, etwa bei Gas und Fernwärme, „gravierend ausgeweitet” worden. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres lag die Teuerung laut OeNB bei Gas um 60 und bei Fernwärme um 69 Prozent über dem Euroraum-Schnitt. Insgesamt sei die Energie-Inflation dadurch um 12,7 Prozent über dem Euroraum-Schnitt gelegen. Und jetzt werden die Energiepreise hierzulande noch dazu wesentlich langsamer weitergegeben, wofür die Notenbank den mangelhaften Wettbewerb im Energiesektor verantwortlich macht. Und ein bisschen auch die Konsumenten: Die würden sich zu lang binden und zu selten die Anbieter wechseln, was auch von unten zu wenig Wettbewerbsdruck erzeuge.

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