Marco Rubio zeigte in seiner Gegenrede ein anderes Gesicht der Grand Old Party, im Kern bleibt die Politik aber die gleiche.
Washington/Vier. Von Marco Rubios hochgehypter Gegenrede wird vor allem der ungelenke Griff nach der Wasserflasche vor Livekameras in Erinnerung bleiben, vom Frühstücksfernsehen und den TV-Satirikern à la Jon Stewart unbarmherzig wiederholt und karikiert. Die Szene wirft ein Schlaglicht darauf, wie sehr die Gegenredner des Präsidenten unter Druck stehen – Demokraten wie Republikaner gleichermaßen. Bill Clinton anno 1988 kann davon ein Lied singen.
Vor vier Jahren blamierte sich Bobby Jindal, der indischstämmige Gouverneur von Louisiana und damals wie heute eine Hoffnungsfigur der Grand Old Party, die derzeit unter allen Umständen den Eindruck erwecken will, nicht ganz so alt, vorgestrig, weiß und zornig zu erscheinen wie noch während des Wahlkampfs. Jindal selbst gab neulich die Devise aus: „Wir müssen aufhören, die dumme Partei zu sein.“
Michele Bachmann starrte vor zwei Jahren als Repräsentantin der Tea Party in die falsche Kamera. Der 41-jährige Senator aus Florida wirkte indes alert, setzte zwischendurch sein Zahnpastalächeln auf, war freilich nicht frei von Nervosität. Er verhaspelte sich mehrfach, der Mund trocknete aus – und so griff der von „Time“ als „Retter der Republikaner“ punzierte Jungpolitiker zum Plastikfläschlein, worüber er sich prompt via Twitter lustig machte. Selbstironie macht sich gut im Polit-Entertainment Washingtons.
„Der Anti-Romney“
Seine Botschaft folgte einem Kalkül: Marco Rubio stilisierte sich zum „Anti-Romney“, wie das Online-Portal „Politico“ seinen Auftritt charakterisierte. Der Sohn eines Bankettkellners und einer Putzfrau aus Kuba malte – wie bei seiner Grundsatzrede beim Parteitag der Republikaner in Tampa – die Verheißung des „American Dream“ aus. „Ich lebe immer noch in der Nachbarschaft inmitten der Arbeiterschicht, in der ich aufgewachsen bin.“ Sein Motto lautete: „Wir wollen nicht nur Opposition sein, sondern auch eine Alternative aufzeigen.“ Rubios Programm: „Nein“ zu Steuererhöhungen, Kampf dem Defizit, ein vorsichtiges „Ja“ zur Immigrationsreform. Um den Kontrapunkt zu Mitt Romney noch zu betonen, hielt Marco Rubio vorab seine Rede auch in seiner Muttersprache, in Spanisch.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2013)