Hauptdarstellerin Margot Robbie mit Fans - alle in Rosa.
Pink, pink, pink

Barbie inspiriert die Mode, früher war es andersherum

Eine Puppe ist zur Modemuse mutiert. Dabei hat sie sich einst an den Laufstegen der Welt orientiert. Ein Überblick.

Wer am Wochenende in der Stadt unterwegs war, dem sind mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit pink-rosafarbene Schwärme entgegengekommen (Couch-Potatoes durften das Spektakel auch auf den sozialen Kanälen mitverfolgen). Da das Harry-Styles-Konzert schon mit 8. Juli über die Bühne ging, kann es sich bei den gegenwärtigen Farbklecksen nur um Barbies Publikum handeln – am Weg zu den großen Leinwänden der Stadt. Schon letztes Jahr – als die Mattel-PR-Maschinerie angeworfen wurde – färbten Barbies absehbares Comeback und ihr Realfilm-Debüt buchstäblich auf die Mode ab. Dass sich ganze Kinosäle zuckerlfarben füllen würden und sich ein Millionenpublikum quasi auf ein und dasselbe Farbspektrum einigt, war dazumal noch nicht abzusehen.

Barbie (eigentlich ein Relikt aus so mancher Kindheit) macht sich als Modemuse ziemlich gut, dabei war das Verhältnis von Puppe und Mode einst umgekehrt. Bei Mattel habe man immerzu genau beobachtet, was sich auf den Laufstegen dieser Welt tut. So erzählt es Carol Spencer gegenüber dem Branchenblatt WWD. Sie hat in den Sechzigerjahren begonnen, Barbie einzukleiden. Es ist bestimmt kein Zufall, dass ihr Buch „Dressing Barbie“ (nur auf Englisch verfügbar) zeitgleich zum Film als Taschenbuch neu aufgelegt wurde. Beim Übersetzen verschiedener High Fashion Looks in Spielzeugmode habe man auch darauf geachtet, „dass es für ein Kind verständlich war und einen Spielwert hatte“, so Spencer. Erst dann wurde Mode in den Kleiderschrank der Puppe aufgenommen.

Namhafte Designer für eine Puppe

Oscar de la Renta war der erste Designer, der 1985 gemeinsame Sache mit dem Spielzeugkonzern Mattel machte. Für Barbie ließ er Miniaturversionen einzelner Stücke anfertigen. Damit forcierte er frühzeitige Kundenbindung, wie aus einem Interview von damals hervorgeht: „Die kleinen Mädchen, die Oscar de la Renta für Barbie kaufen werden, sind meine zukünftigen Kundinnen.“ Dutzende Designerinnen und Designer taten es ihm gleich, immer mehr detailgetreue Repliken diverser Looks fanden sich in Barbies Kleiderschrank wieder: das skandalträchtige Stanitzel-Kleid (das auch Madonna einst trug) und ein Hosenrock für Kenjenen Mann, der erst seine Persönlichkeit fernab von Barbie erkunden muss – von Jean Paul Gaultier, Yves Saint Laurent lieferte gleich mehrere Stücke, darunter das kultige Trapezkleid aus den Fünfzigern. Dior fertigte für die Puppe ein Kleid an, das Prinzessin Caroline von Monaco einmal trug. 

Es folgten Looks von Givenchy, Donna Karan, Zuhair Murad und Tommy Hilfiger, Designer Byron Lars (Michelle Obama trug schon mehrmals seine Kleider) stellte seine Stücke in den Neunzigern gleich samt schwarzer Sammler-Barbies her. Seine Kollektion „Treasures of Africa“ wurde von den Barbie-Puppen Moja, Mbili und Tatu vorgestellt. Zu Barbies 50. Geburtstag – man sieht ihn ihr nicht an – machte sich Christian Louboutin an kleine Heels mit bekannter roter Sohle.

Erst letztes Jahr nahm sich Olivier Rousteing, Kreativdirektor von Balmain, einer Kooperation mit Barbie an. Er nannte sie seine „kleine Rache“ an festgefahrenen Strukturen und Genderstereotypen. „Barbie repräsentiert eine fröhliche Traumwelt. Es ist nichts falsch an einem Traum, aber wir sollten den Traum vorantreiben und nicht von den 1950er- oder 1960er-Jahren träumen, sondern vom Jahr 2022“, sagt er zum Launch der Kollektion. In dieser Welt könnte Ken etwa Barbies bester Freund sein, der sich die Kleidung seiner Freundin auch einmal leiht. Seine rosa- und lilafarbenen Stücke labelte er als unisex.

Schon früh von Barbie inspirieren ließ sich übrigens „Sex and the City“-Stylistin Patricia Field. In einem Interview in den Nullerjahren schwärmte sie vom aufmunternden und poppigen Stil der Puppe – Eigenarten, die eigentlich für eine dauerhafte Implementierung des Kleidungsstils sprechen.

>> Zum WWD-Artikel

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