Kindstötung

Töchter im Pool ertränkt: Wie kann es soweit kommen?

Eine junge Frau soll am Montag im Bezirk Tulln ihre kleinen Töchter, eine davon noch ein Baby, getötet und dann in Suizidabsicht einen Unfall verursacht haben.
Eine junge Frau soll am Montag im Bezirk Tulln ihre kleinen Töchter, eine davon noch ein Baby, getötet und dann in Suizidabsicht einen Unfall verursacht haben. APA / Doku-nÖ
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Eine Frau gesteht, ihre beiden kleinen Töchter getötet zu haben. Eine unfassbare Tat - dabei kommt es immer wieder zur Kindstötung durch Eltern. Wie es soweit kommt und was schützen kann.

Im Fall von Absdorf ist wenig über die Hintergründe bekannt: Warum hat eine 36-jährige Frau offenbar ihre beiden Töchter, sieben Jahre und sieben Monate alt, ertränkt? Nachdem sie nach der Tat in Suizidabsicht gegen einen Baum gerast war, wurde nun ein Antrag auf vorläufige Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum gestellt. Laut Polizei soll sie in einer psychischen Ausnahmesituation gehandelt haben. Die Rede ist auch von Schulden, von Existenzsorgen. Kann das so eine Tat erklären? Gibt es dafür überhaupt Erklärungen?

Wer tötet seine Kinder?

Dass Mütter oder Väter ihre eigenen Kinder töten, kommt im Vergleich zu Tötungsdelikten gesamt relativ selten vor. Claudia Klier, sie ist Psychiaterin, leitet die Pädiatrische Psychosomatik an der Med Uni Wien und hat viel zum Thema Filizid, so der Fachbegriff, geforscht, spricht von statistisch acht Fällen in Österreich im Jahr. Für eine Forschungsarbeit hat sie mit Kolleginnen 86 Fälle zehn Jahre hindurch analysiert. Es hat sich gezeigt: Es werden gleich viele Mädchen wie Buben getötet. Gleich nach der Geburt ist die Gefahr für Kinder am größten. Wobei die Zahl der getöteten Neugeborenen auch durch Präventionsmaßnahmen wie die anonyme Geburt deutlich gesenkt werden konnte.

Je älter Kinder werden, desto seltener werden sie zu Opfern ihrer eigenen Eltern. Bei den Täterinnen und Tätern zeigt sich: In fast drei Viertel der Fälle wurden Kinder von Müttern getötet. Das liegt auch am hohen Anteil der Neonatizide, die quasi nur Mütter verüben. Töten Väter ihre Kinder, komme es laut Klier im Vorfeld häufiger zu Gewalt, zu Missbrauch. Auch handeln Väter öfter unter Alkohol- oder Drogeneinfluss oder leiden unter einer Persönlichkeitsstörung. Frauen töten hingegen eher in einer akuten Psychose oder sind schwer psychisch erkrankt, wenn sie ihre Kinder töten.

Welche Motive gibt es?

Die Linzer Gerichtspsychiaterin Adelheid Kastner sieht zwei Ursachen, beziehungsweise zwei Gruppen von Tätern: „Bei der ersten Gruppe ist der Hintergrund eine psychische Erkrankung, meist eine schwere Depression. Davon betroffen seien meist Mütter. „Sie empfinden das Leben als völlig aussichtslos, die ganze Welt als einziges Elendstal. Sie planen ihren Suizid und überlegen, ein abhängiges Kind nicht in dieser Welt allein zu lassen, ihm das Elend des Lebens zu ersparen. Das Motiv ist sozusagen altruistisch. Bei Frauen ist das die häufigste Ursache für Kindstötung, sie handeln dabei wie in einem Wahn, die Krankheit bestimmt alles und es gibt keinen Spielraum mehr, vernünftig zu denken“, sagt Kastner.

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