Der südafrikanische Paralympics-Star sitzt in einer Polizeizelle, am Dienstag wird über eine Kaution entschieden. Er wird beschuldigt, seine Freundin ermordet zu haben.
Der südafrikanische Paralympics-Star Oscar Pistorius wird wegen Selbstmordgefahr in der Polizeizelle rund um die Uhr beobachtet. Dies berichtete der südafrikanische Fernsehsender ENCA am Samstag. Pistorius wird von der Staatsanwaltschaft beschuldigt, in der Nacht auf Donnerstag seine Freundin Reeva Steenkamp (29) ermordet zu haben.
Die Familie und das Management des 26-Jährigen bestreiten den Mordvorwurf. Der tödliche Vorfall im Hause des Profisportlers sei eine "schreckliche Tragödie". Pistorius wirkte bei dem ersten, etwa 40 Minuten langen Hafttermin vor Gericht am Freitag in Pretoria niedergeschlagen. Sein Anwalt sprach von einem "extrem traumatisierten Geisteszustand" seines Mandanten.
Entscheidung über Kaution am Dienstag
Zu Ehren von Reeva Steenkamp soll am Dienstag ein Gedenkgottesdienst in Port Elizabeth stattfinden. Sie wird später in Anwesenheit der Familie begraben. Die 29-Jährige war Juristin, die ihr Geld aber vor allem als Model und Fernsehstar verdiente. Am Dienstag wird auch die Verhandlung gegen Pistorius vor dem Gericht in Pretoria wieder aufgenommen. Dann entscheidet sich nach dem Willen der Anwälte, ob er gegen Kaution freigelassen wird.
Unklarheit besteht weiter über den Tathergang. Die Polizei bestätigte bisher nur, dass Steenkamp mit Schüssen in den Kopf, in Arme und Beine tot im Hause von Pistorius gefunden worden war. Auch die Tatwaffe, auf Pistorius zugelassen, sei sichergestellt worden. Der Profisportler und das Opfer seien beim Eintreffen der Polizei allein im Haus gewesen. Es befindet sich in einer streng bewachten, ummauerten Luxus-Wohnsiedlung.
Durch Badezimmertür erschossen?
Südafrikanische Medien berichteten, dass Steenkamp durch eine Badezimmertür erschossen worden sei. Nachbarn hatten demnach vor den Schüssen eine lautstarke Auseinandersetzung im Haus Pistorius gehört, was in der Vergangenheit schon häufiger passiert sein soll. Die Polizei sei deswegen am Abend vor der Tat gerufen worden. Bestätigt hatten die Behörden nur, dass es im Domizil von Pistorius schon mehrfach zu Vorfällen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt gekommen sei.
Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Pistorius, seine Freundin "vorsätzlich" erschossen zu haben. Das Gericht in Pretoria wollte am Freitag zunächst weder über die Mordanklage noch über die Frage entscheiden, ob Pistorius gegen eine Kaution aus der Polizeihaft entlassen werden könnte. Das hatten seine Anwälte beantragt.
Gespenstisches TV-Interview der Getöteten
Am Freitag ist ein voraufgezeichnetes Fernsehinterview mit der getöteten Freundin des Sportlers im Internet aufgetaucht. In dem bei YouTube erschienenen Video spricht Reeva Steenkamp darüber, wie wichtig es sei, einen bleibenden Eindruck im Leben zu hinterlassen - eine Äußerung, die ihren Tod noch eindringlicher erscheinen ließ. Bei dem Beitrag handelte es sich um einen Ausschnitt zur Ehrung der 29-Jährigen, bevor am Samstagabend die ganze Folge einer Realityshow mit dem Model ausgestrahlt werden sollte.
"Die Art, wie man geht und seinen Abschied nimmt, ist so wichtig", sagt Steenkamp, die in dem Interview im gepunkteten Bikini unter Palmen zu sehen ist. "Entweder hat man auf positive oder auf negative Weise einen Eindruck hinterlassen." In dem für die Sendung "Tropika Island of Treasure" gedrehten Ausschnitt gibt Steenkamp auch Ratschläge, die wie eine Reflexion über ein vorzeitig beendetes Leben klingen: "Bewahrt einfach Integrität und Klasse und bleibt immer Euch selbst treu, ich werde Euch alle so sehr vermissen", sagt das blonde Model.
(APA/dpa)