Black Monday

Die längste Gewinnstrecke seit 1987 liegt hinter uns

Börsenhändler an der New York Stock Exchange (NYSE).
Börsenhändler an der New York Stock Exchange (NYSE).Reuters / Brendan Mcdermid
  • Drucken

13 Tage in Folge war der Dow Jones ununterbrochen gestiegen. Das tat er zuletzt vor 36 Jahren. Und dann folgte ein hartes Jahr.

Es ist ein weiteres Indiz dafür, dass an den Märkten gerade Euphorie herrscht: 13 Börsentage in Folge war der US-Leitindex Dow Jones gestiegen, bevor er am Donnerstag voriger Woche dann doch ein wenig einknickte. Es war die zweitlängste Gewinnstrecke in der Geschichte.

Charlie Bilello von Creative Planning präsentierte auf Twitter eine Liste der längsten Gewinnstrecken: Nur einmal in der Geschichte war der altehrwürdige Leitindex 14 Börsentage in Folge gestiegen, das war von 28. Mai bis 14. Juni 1897, also vor 126 Jahren. Noch ein weiteres Mal gab es eine 13-tägige Gewinnstecke, nämlich von 2. bis 20. Jänner 1987. Das Jahr sollte in die Börsengeschichte eingehen. Am 19. Oktober 1987, am „Black Monday“, ereignete sich der schlimmste Crash seit dem Zweiten Weltkrieg. Doch zu Jahresbeginn war die Welt noch in Ordnung. Die Jahre davor waren an den Börsen äußerst erfreulich verlaufen, nach den von Stagflation geprägten 1970er-Jahren herrschte Aufbruchsstimmung. 1987 beschleunigte sich der Trend: Bis August ging es um 40 Prozent nach oben.

Im September kam es zu einer leichten Korrektur, und am 19. Oktober brach der Dow an nur einem einzigen Tag urplötzlich um mehr als 20 Prozent ein. Weltweit zeigten sich ähnliche Phänomene. Die Ursache ist bis heute nicht ganz geklärt, möglicherweise gab es einen selbstverstärkenden Abwärtstrend beim damals erst in den Kinderschuhen steckenden Computerhandel. Dass die Börsen ein wenig überhitzt und daher korrekturanfällig waren, dürfte freilich auch eine Rolle gespielt haben.

Ist also eine lange Gewinnstrecke ein schlechtes Omen? Nicht unbedingt. Die beiden zwölftägigen Strecken im Dow Jones erfolgten Ende 1970 und Anfang 2017. Beides waren ruhige Phasen, der zuvorliegende Crash war schon eine Weile her, bis zum nächsten sollte es noch dauern. Zwischen Dezember 1968 und Mai 1970 hatten die Börsen um mehr als ein Drittel korrigiert, es gab Aufholbedarf. Danach ging es bis Anfang 1973 mehr oder weniger kontinuierlich nach oben, erst dann schlug die Ölkrise zu und drückte den Dow Jones schließlich unter das Tief von 1968.

Auch im Februar 2017 ging es zwölf Tage in Folge nach oben. Weitere gute Monate sollten folgen. Richtig holprig sollte es erst im Schlussquartal 2018 wieder werden, als der Handelsstreit zwischen China und den USA hochkochte.

Unter den vier elftägigen Gewinnstrecken gibt es wiederum eine, die aufhorchen lässt: Sie fiel in den Sommer 1929. Die Anleger hatten schon lang keinen Crash mehr erlebt. Es waren die Goldenen Zwanzigerjahre. Seit 1921 hatte sich der Dow Jones fast versechsfacht, im Sommer 1929 beschleunigte sich der Aufwärtstrend. Was dann passierte, ist bekannt: Am 29. Oktober 1929 kam es zu einem Crash („Black Friday“), der der Auslöser einer der schlimmsten Börsenphasen der Geschichte werden sollte.

Was bedeutet das nun? Lange Gewinnstrecken fallen gern in die Monate vor einem Jahrhundertcrash. Meist folgt auf sie aber gar nichts Schlimmes. Die jüngste Gewinnstrecke war mit einem Plus von fünf Prozent zudem eher unspektakulär. Sie hatte eine breite Basis, 26 der 30 Dow-Jones-Werte sind gestiegen.

Wenn es demnächst an den Börsen zu einer (kleineren) Korrektur kommt, dann war diese überfällig. Die lange Gewinnstrecke ist aber nur eines von vielen Indizien dafür, dass die Stimmung schon sehr gut ist.

Emails: beate.lammer@diepresse.com

»Lange Gewinnstrecken fallen gern in die Monate vor einem Jahrhundertcrash, so war es etwa 1929 oder 1987. Meist folgt auf sie aber gar nichts Schlimmes. «

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.