Pereira: "Ich will nicht zwischen zwei Stühlen sitzen!"

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Alexander Pereira ist enttäuscht von Salzburg und würde sich der Mailänder Scala nicht "verweigern". Mit ihm oder ohne ihn werde das Festival mehr Subventionen brauchen, sagt er.

Die Presse: Sie haben am Mittwoch bei der turbulenten, stundenlangen Kuratoriumssitzung gefragt, ob Ihr Vertrag über 2016 hinaus verlängert wird. Das Kuratorium hat das angeblich abgelehnt. Stimmt das?

Alexander Pereira: Das ist nicht wahr. Ich wollte herausfinden, ob das Kuratorium beleidigt ist, wenn ich mit der Mailänder Scala verhandle. Jedenfalls möchte ich es vermeiden, zwischen zwei Stühlen zu sitzen.

Wie finden Sie den Kompromiss zwischen Ihnen und dem Kuratorium? Um die heurigen Festspiele nicht zu stören, wurde das Budget von netto 62,13 Mio. Euro genehmigt, es soll aber auf 60 Mio. zurückgefahren werden. Ist das für Sie okay?

Ich habe schon eine Idee, wie wir das 2014 machen. Eins steht fest: 2014 soll es kein Diktat des Kuratoriums geben. Wir müssen gemeinsam die Zukunft erkämpfen, einen für beide Seiten machbaren Kompromiss finden, wenn das nicht möglich ist...

Gehen Sie an die Scala, wo Stéphane Lissner 2015 aufhört. (Er übernimmt die Pariser Oper.)

Keine Ahnung, das ist doch alles Spekulation. Glauben Sie, wenn man der Landeshauptfrau Burgstaller oder dem Bürgermeister Schaden morgen anbietet, sie könnten Bundeskanzler werden, dass sie das ablehnten? Wer wird sich der Scala verweigern? Ich bin den Salzburgern verpflichtet, aber nur, wenn das Kuratorium mit mir an einem Strang zieht. Ich finde, Salzburg ist ein herrliches Festival, und ich war glücklich, das hier zu machen, konnte es mir aber nicht vorstellen, wie schwierig es ist, Verständnis für meine Konzeption zu finden.

Wird es jetzt heuer ein Defizit geben oder nicht?

Es wird ein ausgeglichenes Ergebnis geben. Der Kartenvorverkauf läuft hervorragend. Ich werde acht Mio. Euro von Sponsoren sammeln. Ich möchte einmal sehen, welcher Intendant das schafft. Aber dem Kuratorium ist das alles ziemlich gleichgültig! Ob ich hier Intendant bin oder nicht: Die Festspiele werden auf jeden Fall mehr Geld brauchen. Es ist unmöglich auf die Dauer, die Gehaltserhöhungen aus einem eingefrorenen Budget zu finanzieren. Ich begreife nicht, dass das niemand versteht!

Die Politiker glauben, dass es leicht möglich ist, wenn Sie das Handtuch werfen oder 2016 abgehen, einen neuen Festspiel-Intendanten zu finden. Die Salzburger Festspiele sind schließlich ein attraktives Festival.

Diese Attraktivität werden die Festspiele verlieren, wenn sie weiterhin im Künstlerischen einsparen müssen, um die Gehaltserhöhungen zu decken. Im Übrigen – bei den Finanzproblemen ist die Zeit der Nur-Künstlerintendanten für Salzburg endgültig vorbei. Diese Festspiele muss jemand leiten, der sowohl das Kaufmännische als auch das Künstlerische versteht. bp

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2013)

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