Nachhaltigkeit

Warum die Welt in Österreich früher erschöpft ist

Der Verbrauch an Ressourcen geht voran. Der „Welterschöpfungstag“ wird jetzt bereits Anfang August erreicht - 1970 gab es noch ein Gleichgewicht zwischen Ressourcen-Verbrauch und -Erneuerung.  Unser Bild zeigt Bauarbeiten für eine Chip-Fabrik im Osten Deutschlands.
Der Verbrauch an Ressourcen geht voran. Der „Welterschöpfungstag“ wird jetzt bereits Anfang August erreicht - 1970 gab es noch ein Gleichgewicht zwischen Ressourcen-Verbrauch und -Erneuerung. Unser Bild zeigt Bauarbeiten für eine Chip-Fabrik im Osten Deutschlands. Ronny Hartmann
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Ab Mittwoch lebt die Erdbevölkerung auf Pump: Die Menschheit verbraucht mehr Ressourcen, als nachwachsen bzw. erneuert werden. Und: Der Trend dürfte sich verschärfen, auch wenn der erste Blick das Gegenteil vermuten lässt.

Es ist eine schiefe Ebene: Weltweit wird an Ressourcen mehr verbraucht, als die Erde nachliefert. Der Umgang der Menschheit mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen ist überschießend: Das zeigen die Berechnungen, aufgrund derer der ökologische Fußabdruck ermittelt wird. Demnach verbrauchen die mehr als acht Milliarden Menschen mehr Ressourcen als der Erde guttut. Und der Menschheit.

Österreich braucht 3,5 Erden, Deutschland weniger

Weltweit wird das 1,8-Fache des Verfügbaren verbraucht. Diese Gesamtberechnung sagt allerdings nichts über die Verteilung aus. Denn die unterscheidet sich von Land zu Land stark. Der ökologische Fußabdruck wird im Pro-Kopf-Verbrauch von globalen Hektar (gHa) angegeben, im weltweiten Schnitt sind dies 2,6 gHa. In Österreich ist der Verbrauch besonders hoch und liegt bei 5,8 gHa. Dies bedeutet, dass Österreich auf dem besten Weg ist, bald das Vierfache dessen zu konsumieren, was für die Erde noch erträglich ist. Läge der weltweite VErbrauch an Ressourcen auf Österreichs Niveau, dann wären für eine Nachhaltigkeit 3,5 Erden nötig. Österreich lebt bereits seit dem 7. April, dem Karfreitag, über seine Verhältnisse.

Nachbarländer wie Schweiz und Ungarn weisen einen wesentlich niedrigeren Verbrauch an Ressourcen auf, es werden in diesen beiden Ländern 4,0 gHa konsumiert, um ein Drittel weniger als in Österreich. Auch der Verbrauch in Deutschland (4,7) und Italien (4,2) ist fast um ein Fünftel bzw. ein gutes Viertel geringer. Der Vergleich mit Nachbarländern Österreichs zeigt, dass ähnliche Wohlstands-Niveaus mit unterschiedlichen ökologischen Fußabdrücken erreicht werden können. Zwischen Bodensee und Neusiedler See ist die Welt früher erschöpft. Offenbar ist die Nachhaltigkeit der gesamten Wirtschaft hierzulande deutlich schwächer ausgeprägt als in den genannten Nachbarstaaten.

Die Berechnungen werden vom „Global Footprint Network“ an der York University und der „Footprint Data Foundation“ erstellt. Basis für die Berechnungen sind Daten, die von der Welternährungsorganisation FAO und anderen internationalen Organisationen zur Verfügung gestellt werden. Dadurch ist der Verbrauch an Ressourcen nahezu flächendeckend abgebildet. Das schlägt sich unter anderem (aber nicht ausschließlich) in der Belastung durch den Ausstoß von Treibhausgasen nieder.

Welterschöpfungstag heuer vier Tage später

Der „World Overshoot Day“ (Welterschöpfungstag) wird heuer um vier Tage später erreicht als im vorigen Jahr. Daraus eine Trendwende abzulesen, wäre allerdings unseriös. Denn: Der Fußabdruck hängt nicht nur von Produktion und Konsum ab, sondern auch davon, in welche Richtung sich die Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen entwickelt. Ernteerträge zum Beispiel schwanken. Im ungünstigsten Fall gehen die natürlichen Ressourcen zurück und der Verbrauch steigt. Jedenfalls: Seit zehn Jahren steigt das Missverhältnis zwischen Verbrauch und Ertrag auf den Acker- und Waldflächen, zwei sehr wichtigen Faktoren bei Errechnung der Erdbilanz.

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