Überwachung

Eltern überwachen Kinder zunehmend mit AirTags

APA/AFP/Brendan Smialowski
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Die GPS-Tracker von Apple, AirTags, erfreuen sich in den USA unter Eltern zunehmender Beliebtheit: Um jederzeit den Standort ihrer Kinder kontrollieren zu können.

Zwischen Schule, Freizeitaktivitäten und Heimweg sorgen sich manche Eltern jede Minute um ihr Kind. Dass es sich verletzen könnte, dass es gar entführt werden könnte, und welche Horrorszenarien sich sonst noch vor dem geistigen Auge abspielen. Ängste, die sich seit Jahrhunderten nicht geändert haben. Sehr wohl aber die Lösungen. In den USA sorgten bereits die Leinen für die Kleinen in Vergnügungsparks für Aufregung. Doch einmal mehr treiben es die Amerikaner auf die Spitze. Immer mehr Eltern verpassen ihren Kindern AirTags, um sie jederzeit tracken zu können.

Ein Blick aufs Smartphone reicht, und schon wissen Chin und ihr Mann aus Maryland, wo ihr achtjähriges Kind sich gerade befindet. „Für manche mag es übertrieben sein. Aber ich mache mir viele Sorgen, weil sie mein einziges Kind ist“, sagt Chin gegenüber der „Washington Post“ und fügt hinzu, dass sie einfach auf Nummer sicher gehen wolle. Damit ist sie auch nicht allein.

Die Drittanbieter haben längst erkannt, dass die Ortungsgeräte von Apple auch nicht im Sinne des Erfinders verwendet werden. Eigentlich sind die AirTags von Apple oder auch jene von Samsung, die Galaxy Tags, als Suchhilfe für verlegte Schlüssel, sich auf Irrwegen befindliche Gepäckstücke oder einen vergessenen Rucksack gedacht. Doch mittlerweile gibt es eben auch bunte Anhänger oder Halterungen in Form von Stecknadeln. Manche Eltern gehen sogar noch weiter und nähen die Tracker in Kleidung ein. Unabhängig davon, dass Apple bei der Präsentation des Produkts 2021 direkt dazusagte, dass die Tracker nicht für Kinder oder Hunde gedacht sind. Doch so wie sie auch dazu genutzt werden, um Menschen zu verfolgen und zu stalken (mittlerweile hat Apple hier per Software Schutzmechanismen eingezogen), werden besorgte Eltern immer neue Wege finden, um ihre Kinder zu überwachen.

Die „Washington Post“ schreibt, dass viele Eltern angaben, dass sie die AirTags als Alternative zum Smartphone sehen. Aus Angst vor Cybermobbing, Internetsucht und generell dem zu frühen Zugang zu sozialen Netzwerken versuchten sie über die GPS-Tracker das Unvermeidliche länger hinauszuzögern.

Ein Schritt in die Selbstständigkeit

„In den vergangenen vier oder fünf Jahrzehnten ist die Freiheit von Kindern, Dinge selbst zu tun, enorm zurückgegangen“, sagt Peter Gray, Forschungsprofessor für Psychologie und Neurowissenschaften am Boston College, der sich mit Kinderspielen befasst, zur „Washington Post“. „Dinge wie allein zur Schule zu gehen, öffentliche Verkehrsmittel ohne Begleitung eines Erwachsenen zu nutzen, sogar, einem Teilzeitjob nachzugehen oder im Park zu spielen, ohne ständig von Erwachsenen überwacht zu werden.“

Fest steht: Ist das Kind nicht zum vereinbarten Zeitpunkt zu Hause, wünschten sich wohl alle Eltern sofort, dass sie seinen Standort nachverfolgen könnten; wenn auch vielleicht nur für eine Sekunde. Dennoch, keine Technologie bietet 100-prozentige Sicherheit, es kann immer zu Störungen kommen. Auch in den GPS-Trackern kommen Batterien zum Einsatz, die können leer werden; meist zum ungünstigsten Zeitpunkt. Die Geräte können verloren gehen oder absichtlich entfernt werden. Und nicht zu vergessen: Die Kinder total zu überwachen fördert langfristig nicht das Vertrauen zwischen Kindern und Eltern. Zudem vermittelt der GPS-Tracker beiden vielleicht ein falsches Sicherheitsgefühl.

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