Die Testerinnen: Konstantin Filippou

Warum Konstantin Filippou alle neugierig macht.

Manuela Filippou hat ihren Job gut erledigt. Mit einer Strategie aus abwechselnd Geheimhaltung und raren Interviews hat die PR-Fachfrau erreicht, dass nun von der wichtigsten Lokaleröffnung des Jahres geschrieben wird. Natürlich hat das auch mit dem Protagonisten zu tun: mit dem bereits Michelin-Stern-dekorierten Konstantin Filippou, ihrem Mann. Woran man das noch merkt? Rainer Nowak sitzt am Kitchentable und beobachtet das Amuse-Bouche-Feinhandwerk. Der „Presse“-Chefredakteur hat jahrelang Köche in der „Geschmacksfrage“ auseinander genommen, und diese Kritik juckt ihn ganz bestimmt in den Fingern. Ich bot ihm per SMS den Vortritt an, zurück kam ein „Du machst es!“. Gut. Vermutlich wären wir uns sogar einig. Denn der „Grieche“ gehört zu jener seltenen Gattung Köche, die von Gastrokritiker Nowak gelobt wurden. Die Pause nach dem Novelli hat seine Kreativität noch beflügelt. In seinem ersten eigenen Restaurant gibt es abends zwei Menüs, die heißen simpel 1 und 2 – kein Hinweis auf mediterran, nordisch, experimentell oder sonst eine Richtung. Filippou lässt sich schwer einkasteln, und das ist gut so. Serviert wird jeder Gang auf zwei Tellern.

Sympathischer Gag: Die Köche tragen das Essen zum Tisch und werden dafür am Trinkgeld beteiligt. Dass sie irgendwann in der Mitte verwechseln, wer welches Menü bekommt, stört nicht, alles schmeckt großartig. Außerdem ist man gut beschäftigt, der Teilung der Gerichte auf den Grund zu gehen. Oft ist es Harmonie, wie bei der Kombination aus Austern-Gurke und Forelle-Alge. Oft die gegenseitige Anziehung, wie beim naturbelassenen Stör und dem gebackenen Kalbskopf. Oder es ist der Vergleich der Textur: Da gibt es Schnecken einmal paniert, einmal als Ragout. Ebenso spannend: das Zunge-Entenleber-„Ildefonso“, der hauchdünne Schweinebauch, der Tannenzucker am Apfelkrapfen. Aber der Nowak hätte sich längst schon dem Drumherum gewidmet. Das ist auch hochinteressant, weil Filippou das Fine Dining in Wien modernisiert. Er verzichtet auf jedes Brimborium. Graue Wände, schwarze Schürzen, Holztische ohne Tischdecken. Nowak würde sagen, es wirkt wie ein Betreten-verboten-Schild für Goldschnörkel-Russen. Genauso wie der Preis: sechs Gänge für 70 Euro. Ein neuer Luxus.

INFO

Konstantin Filippou, Dominikanerbastei 17, 1010 Wien, Tel: +43/(0)1/512 22 29, Restaurant: Mo–Fr 12–15, 18.30–24 Uhr

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