Hypo: Erstes Spitzentreffen des Krisenrats

Hypo Alpe Adria
Hypo Alpe Adria(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Ein Krisenrat versucht, eine Zerschlagung der Hypo Alpe Adria abzuwenden. Diese würde 16 Milliarden Euro kosten.

Unter akutem Abverkaufsdruck aus Brüssel wälzen Berater der Regierung in Sachen Hypo Alpe Adria Szenarien, wie Milliardenschäden fürs Budget abgewehrt werden könnten. Insider gehen aber davon aus, dass der Steuerzahler für die Hypo heuer wieder tief in die Tasche wird greifen müssen. Eine drohende Totalzerschlagung soll mit dem nachdrücklichen Hinweis auf die Systemrelevanz mehrerer Hypo-Töchter auf dem Balkan vom Tisch gewischt werden, wurde betont.

Heute früh hat der von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) eingesetzte Krisenrat höchstkarätig zum ersten Mal getagt. Die Hypo wurde zur Chefsache. Brüssel will in drei Wochen ein tragfähiges neues Restrukturierungskonzept. Bleibt es bei der Androhung des Wettbewerbskommissars (Verkauf aller operativen Banktöchter bis Jahresende 2013 oder Schließung), kann Österreich 2013 in Sachen Hypo schon einmal weitere 2 Milliarden Euro Steuergeld in den Wind schreiben.

Zerschlagung kostet 16 Mrd. Euro

Würde die Hypo gleich ganz zerschlagen, kostete dies insgesamt bis zu 16 Milliarden Euro (14 Milliarden Euro für die Republik), begleitet von der Gefahr eines Bank Run. Diese Größenordnung hat die Nationalbank in einem Crash Szenario skizziert. Könnte man die EU zu etwas mehr Zeit bewegen, wäre das billiger, betonen die Beteiligten in Österreich.

Die Rede ist dabei auch von einer Bad Bank, in der der alte risikobelastete Abbauteil samt weiterer derzeit unverkäuflicher Assets abgeladen werden könnte. Von einem Volumen von 12 bis 15 Milliarden Euro wird bisher gesprochen. Um zu verhindern, dass diese Summe gleich auf die Staatsschuld durchschlägt, könnten Investmentbanker sich auf die Suche nach privaten Investoren (Fonds etc.) machen, um so eine "Marktmehrheit" in der Abwicklungsgesellschaft darzustellen, heißt es in befassten Kreisen. Dem Vernehmen nach sollen auch österreichische Finanzinstitute angesprochen werden.

Vorbild Irland

Mit einer ähnlichen Auffangkonstruktion hat Irland die Bilanzen seiner Krisenbanken bereinigt, und damit die Abwicklung etwa der 2009 notverstaatlichten Anglo Irish ermöglicht. In die irische Bad Bank "Nama" (National Asset Management Agency) wurden vor allem faule Immobilienkredite der irischen Krisenbanken ausgelagert. Der Staat fand zur Gründung der Bad Bank "Investoren", die für die nötige Mehrheit von 51 Prozent sorgten - namentlich irische Fonds und Versicherer.

Entscheidend für die Teilnahme nichtstaatlicher Unterstützer einer solchen Verwertungsgesellschaft sind die Bewertungen: Also Abschläge, mit denen die Finanzierungen und Beteiligungen dort übernommen werden. Abhängig von diesen Transferwerten werden in der verbliebenen Kernbankeinheit entsprechend Abschreibungen nötig, die wieder einen direkten staatlichen Kapitalnachschussbedarf eröffnen.

Kredite wertberichtigt

Die Hypo hat in ihrer vorläufig internen Abbaubank (Volumen 11,7 Milliarden Euro) den Großteil der Kredite schon wertberichtigt. Würden wie zu erwarten zusätzliche Volumina ausgeparkt, wäre hier "Bewertungsspielraum", heißt es.

Im Ernstfall könnte auch den Bayern wieder gedroht werden, am Beispiel Zypern: Also mit einer Beteiligung von Großgläubigern am wieder gestiegenen Risiko. Da geht es vorrangig um die Kreditmilliarden, die die Bayerische Landesbank (BayernLB) noch in der Hypo stecken hat. Die Bayern müssten auf jeden Fall überzeugt werden, einer Bad Bank zuzustimmen.

(APA)

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