Wildkräutersmoothies: Die Wiese in der Flasche

Sammelgut. Haselnussblätter, Taubnessel, Vogelmiere und Löwenzahn: Alles wird püriert.
Sammelgut. Haselnussblätter, Taubnessel, Vogelmiere und Löwenzahn: Alles wird püriert.(c) Beigestellt
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Wissen, was wächst – und bei 30.000 Umdrehungen pro Minute trinkbar machen: Maria Baumgartner mixt Wildkräutersmoothies. Und will, dass wir sie alle auch selbst herstellen.

Püriert. Maria Baumgartner verwendet nur Quellwasser für die Wilden Smoothies.
Püriert. Maria Baumgartner verwendet nur Quellwasser für die Wilden Smoothies.(c) Beigestellt
Wilde Mischung: ein Drittel Blattgrün, ein Drittel Quellwasser, ein Drittel Obst.
Wilde Mischung: ein Drittel Blattgrün, ein Drittel Quellwasser, ein Drittel Obst. (c) Beigestellt

Maria Baumgartner redet von der Farbe Grün am liebsten in der Zerkleinerungsform. Sie packt Blattgemüse und Wiesenkräuter samt Obst und Wasser in Flaschen. Und vertreibt die grasgrüne Mischung als Wilde Smoothies. Zur Seite steht ihr dabei ein Mixer, der mit 30.000 Umdrehungen pro Minute die ursprüngliche Form von Radieschengrün, Haselnussblättern und Taubnessel unkenntlich macht, deren Mikronährstoffe dafür aber umso leichter konsumierbar werden lässt.

Maria Baumgartner ist ursprünglich Krankenschwester, arbeitete im Gesundheitsbereich und lange in der Internetbranche, bis sie eines Tages meinte, „es reicht“, und sich von da an den Wildkräutern widmete. Zunächst gewissermaßen im Selbststudium, indem sie mit ihrer Tochter den Naturkosmosführer „Was blüht denn da?“ durchforstete, im Sommer auf der Alm pflückte und Wildkräuterwanderungen mitmachte. Die sie heute, nach einer zweijährigen Ausbildung zur Kräuterexpertin, am Schottenhof im Westen Wiens selbst anbietet.

Seit etwa drei Jahren mixt sie ihre Wilden Smoothies. Zunächst nur für die Familie, mittlerweile sind die Smoothies an mehreren Adressen erhältlich. Der Vertrieb in größerem Stil ist in Planung, Baumgartners Vision: die Wilden Smoothies ab nächstem Jahr in Kindergärten, Schulen und im Handel platziert zu haben.

Dass die grünen Smoothies nicht ihre Erfindung sind, gibt Maria Baumgartner ohne Umschweife zu: „Die kommen aus der Rohkostszene der 1980er.“ Victoria Boutenko sei die Mutter der grünen Smoothies. Die Russin wanderte in die USA aus, ihre Familie war nur mehr krank.
Rohkosternährung und grüne Smoothies hätten die Gesundung vorangetrieben, die Familie nannte sich fortan Raw Family. Boutenko arbeitete aber zunächst mit Zuchtblattgemüse. „Sie hat erst vor Kurzem Brennnesseln in ihrem Garten angepflanzt, habe ich in ihrem Blog gelesen“, erzählt Maria Baumgartner. Brennnesseln anpflanzen? „In Amerika ja. Kennen Sie amerikanische Gärten? Dort wächst mehr Plastik als Unkraut.“

Jahreszeit-Grün. Anders in Baumgartners eigenem Garten: Der liefert ihr etwa Gundelrebe, ihr derzeitiges Lieblingskraut, Spitzwegerich, Taubnessel oder aus eigenem Antrieb wuchernde Brennnesseln. Je nach Jahreszeit enthalten die Wilden Smoothies anderes Grünzeug. Ein Nachbar erntet ihr im Winter unter dem Schnee Selleriegrün hervor, dazu kommt in der kalten Jahreszeit viel Kohl. Denn auch im Winter grünt es.
„Gundelrebe, Vogelmiere und Brombeerblatt wachsen das ganze Jahr.“ Was viele nicht wissen. „Ich finde es so wichtig, dass man weiß, was um einen herum wächst.“
Dann sind die Wilden Smoothies ganz einfach herzustellen. Was Maria Baumgartner auch explizit fordert, sie möchte, dass so viele Menschen wie möglich ihre eigenen wilden grünen Smoothies machen.

Glücksformel. Das Rezept: ein Drittel Wasser – Baumgartner verwendet nur Quellwasser –, ein Drittel Blattgrün (das Volumen wird gemessen, nicht das Gewicht) und ein Drittel Obst, etwa Äpfel, ungeschält und nicht entkernt. „Dieses Mischverhältnis nennt man in der Szene die Glücksformel.“ Je nach Smoothie-Sorte spielt ein anderes Grün die Basis: zurzeit etwa Lindenblätter.
Das Basisgrün darf nicht allzu geschmacksintensiv sein, „beim Grün von Wildkarotten hört sich’s für meinen Mann zum Beispiel auf, da darf man nur homöopathische Dosen einsetzen“. Brennnesseln würden sich auch gut eignen, ebenso Rucola oder Babyspinat. Knollen mixt Maria Baumgartner nicht hinein, die darin enthaltene Stärke würde die Smoothies schwerer verdaulich machen. Sorten seien viele möglich, etwa eine (ausnahmsweise nicht grüne) Variante mit Radicchio und Erdbeeren. Der Einsteigersmoothie nennt sich „For Beginners“, er enthält etwa Minze, Basilikum und Babyspinat. „Dann steigern wir’s.“ Wer keine Abneigung gegen Bitteres hat, hat schon fast gewonnen, sagt Baumgartner. Was der Wildkräuterexpertin vorschwebt: „Dass wir eines Tages nicht mehr sagen, wir gehen auf einen Kaffee, sondern wir gehen auf einen Wilden.“ Dass ihre grünen Smoothies Kaffee gewissermaßen ersetzen können, wurde ihr bewusst, als sie einmal ein Glas davon am Abend trank und lange nicht einschlafen konnte. „Die liefern einfach extrem viel Energie.“

Wilde Smoothies von Maria Baumgartner bekommt man etwa im Internet auf www.wildersmoothie.at oder im Bio-Imbiss Bizzo im siebenten Bezirk. Die kleine Flasche kostet vier, die große acht Euro. Im Bizzo kann man die Smoothies jeweils am Di und am Fr ab 10 Uhr in Maria Baumgartners Anwesenheit verkosten. Bizzo, Zollergasse 4, 1070.
Maria Baumgartner bietet auch Wildkräuterwanderungen an. Am 9. 6. etwa ist Familientag am Schottenhof. www.schottenhof.at

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