Nach den Golan-Blauhelmen besuchte Verteidigungsminister Gerald Klug die österreichischen Soldaten im Südlibanon.
Vom Golan über Zypern in den Libanon: Die drei Missionen, die Verteidigungsminister Gerald Klug bei seiner ersten Auslandsreise seit seinem Amtsantritt im März besucht, hat ein Milizsoldat im Camp Naqoura alle schon hautnah miterlebt. Seit vorigem Juni ist er im südlichen Libanon stationiert – und er möchte seinen Aufenthalt verlängern. Doch warum zieht es ihn immer wieder ins Ausland, und vor allem zu solchen gefährlichen Missionen? „Es ist die Abwechslung“, meint der Steirer. Im „zivilen Leben“ arbeitet er als Pädagoge für Menschen mit Behinderung. Hier ist er als Kraftfahrer unterwegs. Eine völlig andere Aufgabe, und das sei gut so, findet er. Außerdem würde das Geld locken.
Klug schüttelt eifrig Hände. Dem neuen Minister geht es darum, Präsenz zu zeigen, sich vorzustellen und der Truppe das Gefühl zu vermitteln, dass man in der Heimat ihre Leistungen anerkenne. Die meisten Soldaten wissen bereits, wie diese Treffen mit Politikern ablaufen – erst im Dezember war Klugs Vorgänger Norbert Darabos bei ihnen zu Besuch. Er brachte Speck und Schwarzbrot aus der Heimat mit, die Soldaten waren dankbar. „Bei uns gibt es meistens nur Hendl“, hieß es. Und beim Hendl ist es geblieben, auch beim Mittagessen mit Neo-Minister Klug. Doch die Stimmung bei den Soldaten im Libanon ist recht gut.
Seit Oktober 2011 beteiligt sich Österreich an der UNO-Mission Unifil im Libanon. Ihren Sitz haben die Soldaten nahe der Stadt Naqoura. Gleichzeitig ist es auch das Hauptquartier der Mission: 37 Nationen stellen gemeinsam knapp 12.000 Soldaten, 172 sind Österreicher. Sie sind für die Logistik verantwortlich: Sie transportieren Soldaten aller Nationen von A nach B, übernehmen aber auch „Versorgungstätigkeiten“.
Schutzkleidung im Sommer
Das ist gar nicht so ungefährlich – und mitunter auch ziemlich anstrengend, bei 30 bis 35 Grad. Sie müssten Schutzkleidung tragen, erzählt ein Soldat. Im Sommer sei dies unerträglich. Da hilft es auch nichts, dass das Camp direkt am Meer liegt: Während die Truppe am Mittagstisch sitzt, kann sie auf den Strand blicken. Nur betreten darf sie ihn nicht – ein Maschendrahtzaun trennt das Camp vom Meer.
Drei Kilometer weiter südlich verläuft die sogenannte „Blue Line“. Hier sollen die Blauhelme Gefechte zwischen Israel und dem Libanon verhindern, die sich immer noch im Kriegszustand befinden. Die „Blue Line“ trennt die beiden Länder. Gekennzeichnet ist sie durch Tonnen, dahinter befindet sich ein Minenfeld, dahinter die israelischen Patrouillen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2013)