Studie: Nationalbank schon ab 1930 "NS-Betriebszelle"

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120 illegale Nationalsozialisten arbeiteten vor dem "Anschluss" bei der OeNB. Zwei jüdische Angestellte wurden deportiert und ermordert.

Die NSDAP hatte in der Oesterreichischen Nationalbank schon Jahre vor dem "Anschluss" Österreichs im Jahre 1938 eine beträchtliche Anhängerschaft. Von den 800 aktiven Angestellten der Nationalbank waren damals bereits rund 120 illegale Nationalsozialisten. Bei Kriegsende war jeder dritte Angestellte NSDAP-Mitglied. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der OeNB in Auftrag gegebene Studie, berichtet "profil-online" am Mittwoch.Laut Studie, die OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny am Donnerstag in Wien vorstellen wird, agitierte im Zentrum der österreichischen Geldpolitik bereits ab 1930 eine NS-"Betriebszelle". Dass sie nach dem NS-Verbot 1933 beinahe unbehelligt weiter arbeiten konnte, dürfte ein Grund für die hohe Zahl "Illegaler" gewesen sein, heißt es.

Die Autoren der knapp siebzig Seiten umfassenden Studie, die Zeithistoriker Oliver Rathkolb und Theodor Venus, heben insbesondere den hohen Anteil illegaler Nazis im Direktorium und in weiteren leitenden Positionen hervor: dieser betrug 35 Prozent. Die mittleren Ränge der Bank waren sogar zu 42 Prozent von "Illegalen" besetzt. Während des NS-Regimes stieg der Anteil der NS-Parteigänger weiter, sodass bei Kriegsende jeder dritte Angestellte der nunmehrigen Reichsbankhauptstelle Wien NSDAP-Mitglied war.

Jüdische Angestellte ins KZ deportiert

Zwei jüdische OeNB-Angestellte sind direkte Opfer des Holocaust geworden. Sie wurden in die Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz deportiert und dort ermordet. Zahlreiche weitere Mitarbeiter der Bank wurden wegen ihrer jüdischen Wurzeln oder jüdischer Ehepartner zwangspensioniert. Die OeNB wird für sie demnächst eine Gedenktafel enthüllen, so "profil-online".

(APA)

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