Offshore-Leaks: RBI-Chef Stepic steht in Datenbank

Raiffeisen International-Chef Herbert Stepic besitzt zwei Briefkastenfirmen, will jedoch steuerlich korrekt gehandelt haben.
Raiffeisen International-Chef Herbert Stepic besitzt zwei Briefkastenfirmen, will jedoch steuerlich korrekt gehandelt haben.(c) REUTERS/Heinz-Peter Bader
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Der Banker bestätigt, Berechtigter von zwei Briefkastenfirmen zu sein. Beide Firmen sollen aber keine "Offshore-Konstruktionen" gewesen sein. Über die "Projektgesellschaften" will er drei Wohnungen in Singapur gekauft haben.

RBI-Chef Herbert Stepic hat seine in den "Offshore-Leaks"-Daten entdeckten Firmen als Projektgesellschaften für "reale Immobilieninvestments" und nicht als "Offshore-Konstruktionen" verteidigt. Daten der Treuhandfirma Portcullis TrustNet weisen Stepic als wirtschaftlichen Berechtigten zweier Briefkastenfirmen, der Yatsenko International Limited und der Takego Holdings Limited aus, berichtet das Nachrichtenmagazin "News" in seiner aktuellen Ausgabe. Der Raiffeisenbanker hat die Informationen als "grundsätzlich zutreffend" bezeichnet.

Der Aufsichtsrat der RBI will die asiatischen Immobilienkäufe von RBI-Chef Herbert Stepic prüfen. "Ich kenne die von 'News' an Dr. Stepic gerichteten Fragen, werde den Sachverhalt prüfen und dann die Gremien befassen", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme von RBI-Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner.

Stepic hat in einem zweiseitigen Schreiben an "News" versucht, die Hintergründe seiner Investments näher zu beleuchten: "Gegründet wurden diese Gesellschaften zur Abwicklung von Investitionen in insgesamt drei Wohnungen mit je rund 150 qm Größe in Singapur, wobei eine Wohnung bereits verkauft wurde", heißt es in dem der Austria Presse Agentur vorliegenden Antwortschreiben von Stepic. Die Finanzierung dieser Projekte sei "mit in Österreich versteuerten Einkünften und unter Einbindung eines international tätigen Finanzinstituts (UBS)" geschehen. "Es handelt sich nicht um Offshore-Firmen, sondern um Projektgesellschaften für asiatische Immobilien", betonte der Raiffeisen-Banker.

Yatsenko und Takego

Die "Yatsenko International Limited" wurde laut "News" am 18. Dezember 2006 gegründet. Als erster registrierter Vertreter fungiert die Portcullis Trust- Net (BVI) Limited der Portcullis TrustNet Chambers. Diese ist via Briefkasten auf Tortola, einer Insel der British Virgin Islands, erreichbar. Auf dieser Insel befand sich auch der erste Firmensitz der Yatsenko. Als sogenannter "Master Client" wird laut "Offshore-Leaks"-Daten die UBS AG Hongkong angeführt. Als wirtschaftlicher Berechtigter gilt Herbert Stepic. Als Adresse wird die „Hertlgasse 1, 1160 Wien“ genannt. Die Firmentätigkeit der Yatsenko ist mit „Finanzdienstleistungen” angegeben.

Die zweite Gesellschaft, die Takego Holdings Limited wurde laut "Offshore-Leaks"-Daten am 16. November 2007 gegründet. Damit befasst war der Hongkong-Zweig des Offshore-Netzwerk Portcullis TrustNet. Hier gab es laut "News" ebenfalls einen Konnex zur UBS AG Hongkong. In einer internen Liste wird Herbert Stepic als wirtschaftlicher Berechtigter angeführt – mit seiner Reisepass-Nummer und dem Ablaufdatum des Reisepasses.

Die Datenbank

Laut Medienberichten befinden sich in der "Offshore-Leaks"-Datenbank mehr als zwei Millionen Dokumente. Seit Anfang April präsentieren Medien aus 46 Ländern ihre Ergebnisse aus der Analyse der Dokumente in denen 130.000 Personen aus mehr als 170 Ländern aufgelistet werden. Die Daten stammen von zwei Firmen, die auf die Errichtung von Offshore-Gesellschaften spezialisiert sind.

Beim Projekt "Offshore Leaks" ist seit Ende April auch das österreichische Magazin "News" mit von der Partie. Das Magazin ist Medienpartner des "International Consortium of Investigative Journalists (IJIC). Laut "News" befinden sich "zahlreiche Österreicher und heimische Firmen" in der Datenbank.

(APA/Reuters)

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