Dayli-Chef: "Ohne Investor sperre ich 100 Filialen zu"

DayliChef bdquoOhne Investor sperre
DayliChef bdquoOhne Investor sperre(c) EPA (HERBERT NEUBAUER)
  • Drucken

Nach nur sechs Monaten steigt Novomatic bei Dayli wieder aus. Das nährt Gerüchte über wirtschaftliche Schwierigkeiten beim Schlecker-Nachfolger. Eigentümer Rudolf Haberleitner verhandelt mit neuen Partnern.

Wien. Die Partnerschaft hielt nicht lang: Ein halbes Jahr, nachdem der Glücksspielkonzern Novomatic bei der aus der Schlecker-Insolvenz hervorgegangenen Handelskette Dayli mit 50 Prozent eingestiegen ist, gibt die Novomatic die Anteile wieder ab. Und kauft stattdessen im Stammgeschäft zwei niederländische Automatenfirmen zu. Die Anteile übernimmt Rudolf Haberleitner, der mit seiner TAP 09 Beteiligungs GmbH die restliche Dayli-Hälfte besitzt. Das beim Einstieg gewährte Darlehen von zehn Mio. Euro – inoffiziell wird von mehr Geld gesprochen – belässt die Novomatic aber bei Dayli.

Offiziell gibt sich der in Niederösterreich ansässige Glücksspielkonzern zu der raschen Abkehr vom ersten Investment außerhalb des Stammgeschäfts extrem zugeknöpft. Was Gerüchte nährt, dass die Handelskette mit 885 Filialen und 3800 Beschäftigten in Österreich wirtschaftliche Schwierigkeiten hat. Zumal Dayli durch das Verbot der Sonntagsöffnung ein dicker Strich durch die Rechnung gemacht worden ist und die Banken sich bei Krediten zurückhalten. Die Kreditversicherer stellen bisher auch keine Garantien bereit. Vor wenigen Tagen wurde zudem bekannt, dass Dayli bei den Lieferanten um längere Zahlungsfristen bat.

Haberleitner verweist ernste Probleme mit einem Handstreich ins Reich der Spekulation. „Ich habe die Anteile zurückgekauft, um neue Investoren an Bord zu holen“, sagt er im Gespräch mit der „Presse“. Also braucht Dayli doch frisches Geld? „Ja, für die geplante Umrüstung der Schlecker-Filialen auf das Dayli-Konzept, die allein in Österreich 50 Mio. Euro kostet.“ Die Shops sollen von Lebensmitteln über Mode und Elektronik bis zu Convenience-Produkten und Bürowaren eine Fülle an Waren anbieten.

In Summe will Haberleitner an die 120 Mio. Euro in die 1350 Geschäfte in Österreich, Deutschland, Italien, Polen, Belgien und Luxemburg investieren. Außerdem sollen hierzulande im nächsten Jahr 100 neue Geschäfte eröffnet und 1000 Mitarbeiter eingestellt werden. „Die von der Gewerkschaft verhinderte Sonntagsöffnung hätte noch 800 weitere Arbeitsplätze gebracht – die gibt es jetzt nicht“, meint Haberleitner.

 

Verhandlungen mit Investoren

Der umtriebige Unternehmer verhandelt eigenen Angaben zufolge schon mit zwei potenziellen Partnern: „Es sind große internationale Konzerne, die schon im Handel tätig sind.“ Namen lässt er sich nicht entlocken, nur so viel, dass er mit einem gestern, Donnerstag, ein Abtretungsanbot unterschrieben habe. Der andere Interessent prüfe gerade die Dayli-Bücher.

In vier bis sechs Wochen soll zumindest ein neuer Partner an Bord sein. Und wenn das nicht klappt? Dann gebe es natürlich einen Plan B, in dem auch vor harten Schnitten nicht zurückgeschreckt würde. „Ich würde zuerst hundert Filialen, die nicht profitabel sind, zusperren.“ Der notwendige Sanierungskurs würde darüber hinaus noch andere Schritte umfassen, etwa die Auslagerung der Logistik.

Wie es der TAP Dayli Vertriebs GmbH – so heißt das Unternehmen offiziell –, derzeit tatsächlich geht, ist nicht klar, weil es für 2012 noch keine Zahlen gibt. Im Jahr 2011 (letzte verfügbare Bilanz) wurde bei einem Umsatz von 402,14 Mio. Euro ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von minus 1,6 Mio. Euro erzielt. Allerdings drückten außerordentliche Aufwendungen das Nettoergebnis auf minus 161,12 Mio. Euro. Der Bilanzverlust von 55,13 Mio. Euro überstieg die Hälfte des Grundkapitals von 72,167 Mio. Euro. An Kassabeständen und Guthaben bei Banken wurden Ende 2011 nur 8,74 Mio. Euro ausgewiesen. Die Situation kann sich aber 2012 geändert haben – in welche Richtung auch immer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2013)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.