Hypo: 25 Millionen Kredit für strauchelnde Alpine

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Die Kärntner Hypo gewährte dem Baukonzern einen Kredit, als der schon in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckte. Es droht eine Strafanzeige gegen die Organe der Bank.

Der Brief ist mit 19. Oktober 2012 datiert. Absender: die Hypo Alpe Adria Bank. Empfänger: die Alpine Bau GmbH. Inhalt: höchst brisant. Jedenfalls soll er kommende Woche in einer Strafanzeige gegen die Organe der Hypo münden.
In dem Brief geht es nämlich um einen Hypo-Kredit an den Baukonzern Alpine in Höhe von 25 Millionen Euro. Der kurzfristige Überbrückungskredit wäre eigentlich an jenem 19. Oktober fällig gewesen. Doch die Hypo räumt der Alpine in dem Brief eine Fristerstreckung bis zum 26. Oktober ein. Der Kredit ist bis heute nicht zurückgezahlt worden.

Mit dem Schicksal steht die Kärntner Hypo freilich nicht allein da. Insgesamt 48 Banken und Versicherungen zählen nach wie vor zu den Gläubigern des ins Trudeln geratenen zweitgrößten Baukonzerns Österreichs. Und dennoch ist der Fall der Hypo ein besonderer.

Fristerstreckung trotz Problemen

Das liegt daran, dass die Fristerstreckung für den Kredit zu einem Zeitpunkt gewährt wurde, zu dem in der Öffentlichkeit schon längst klar war, dass die Alpine vor enormen wirtschaftlichen Problemen steht: Am 10. Oktober 2012 hatten Medien von „akuten Zahlungsschwierigkeiten" der Alpine berichtet. Vier Tage später räumte der Baukonzern öffentlich ein, „erhebliche Verluste" hinnehmen zu müssen. Und am 19. Oktober wurde erst der Hypo-Brief verfasst.

Wolfgang Edelmüller, Risiko-Vorstand der Hypo, hat dafür eine Erklärung: „Als die Probleme der Alpine im vergangenen Herbst virulent wurden, ist unter den Gläubigerbanken darüber verhandelt worden, wie die Alpine insolvenzfrei restrukturiert werden kann." Nachsatz: „Hätten wir nicht verlängert, dann wäre die Alpine ad hoc in die Insolvenz geschlittert." Die Fristerstreckung sei also eine „Insolvenzvermeidungsmaßnahme" gewesen.

"Information vorenthalten"

Doch warum ist der Kredit überhaupt gewährt worden? Dies passierte am 4. September 2012, zu diesem Zeitpunkt war der Wirtschaftsprüfer KPMG schon längst dabei, den Baukonzern unter die Lupe zu nehmen - was zumindest einem angehenden Kreditgeber bekannt sein müsste. Edelmüller verneint: „Diese Information wurde uns damals bewusst vorenthalten. Deswegen war bei uns im Oktober auch die Überraschung groß, als über wirtschaftliche Probleme der Alpine berichtet wurde."
Die Angelegenheit ist jedenfalls höchst unangenehm. Vor allem im Lichte der Ereignisse vom Februar 2013: Da wurde der frühere Hypo-Chef Wolfgang Kulterer wegen Untreue zu einer (nicht rechtskräftigen) Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt. Er wurde wegen einer Kreditvergabe an die Fluglinie Styrian Spirit, die in seiner Amtszeit erfolgte, für schuldig befunden. Zitat aus dem Urteil: Es seien Sorgfaltspflichten „bewusst missachtet worden, da die Angeklagten genau wussten, dass es sich um Kreditvergaben ohne Beigebung von Sicherheiten für ein insolvenzgefährdetes Unternehmen mangelnder Bonität handelte."

Die Hypo hatte sich an dem Verfahren gegen Kulterer als Privatbeteiligter angeschlossen. Es ging um einen Kredit in Höhe von lediglich zwei Millionen Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe vom 25.5.2013)

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