Ein buntes Paar mit einigen Gemeinsamkeiten leitet nun Salzburgs Politik: VP-Chef Wilfried Haslauer jun. und Grünen-Landessprecherin Astrid Rössler.
Salzburg. Im Sport würde man sagen, er hat gerade einen guten Lauf: Wenn Wilfried Haslauer am kommenden Mittwoch als zehnter Landeshauptmann Salzburgs in der Zweiten Republik angelobt wird, dann erfüllt sich sein politischer Lebenstraum. Der 57-jährige Rechtsanwalt aus gutem Hause kann in die Fußstapfen seines legendären Vaters, der Salzburg von 1977 bis 1989 mit Entschlossenheit regierte, treten.
„Passt mir auf mein Salzburg auf!“, soll Haslauer senior seinem engsten Kreis am Totenbett aufgetragen haben. Der von seiner Familie stark geprägte Sohn ging volles Risiko ein, um das Land, in dem die SPÖ seit 2004 stärkste Kraft war, zurückzuerobern. Sein politischer Ehrgeiz war es stets, die aus seiner Sicht wahre Ordnung im Land wiederherzustellen
Karriereschub dank Finanzaffäre
Das Auffliegen des Spekulationsskandals im SP-geführten Finanzressort nützte er deshalb zum sofortigen Ruf nach vorzeitigen Neuwahlen. Wohl wissend, dass auch der ÖVP politische Mitverantwortung für die Risikogeschäfte mit Steuergeldern zugeschrieben wird.
Jetzt oder nie, lautete die Devise des sonst als sehr bedacht geltenden Salzburgers. In SPÖ-Kreisen kolportiert man deshalb gern Verschwörungstheorien, denen zufolge eigentlich die ÖVP die Spekulationsbombe platzen ließ, um Neuwahlen für sich zu nützen.
Die Rechnung Haslauers ging jedenfalls auf. Am 5.Mai eroberte der zielstrebige Jurist, der nach zwei Ehen in einer Lebensgemeinschaft lebt und insgesamt vier Kinder hat, Platz eins für die ÖVP. Der rhetorisch gewandte Wahlsieger konnte nach langen Gesprächen auch die beiden echten Gewinner der Wahlen, die Grünen und das Team Stronach, ins politische Boot holen, um Landeshauptmann zu werden.
Mit seiner Stellvertreterin Astrid Rössler, die als begeisterte Radlerin und Hobbygärtnerin als Vorzeige-Grüne gilt, hat Haslauer einiges gemeinsam: Beide sind Juristen und gelten als Pragmatiker, wenn es um das politisch Machbare geht. Sie sind beide keine Charismatiker, denen die Herzen der Wähler von allein zufliegen. Sie müssen im persönlichen Gespräch, mit konkreter Arbeit überzeugen. Sie gehören beide nicht jenem fotogenen Politikertypus an, dem man ein Dauerlächeln abnimmt.
U-Ausschusserfahrung zählte
Die 53-jährige Rössler, die zwei erwachsene Söhne hat, erarbeitete sich in Salzburg als umsichtige, aber in der Sache unerbittliche Vorsitzende zweier Untersuchungsausschüsse das Vertrauen der Wähler. Mit Fleiß und Akribie arbeitete sie sich in die Sache ein, oberflächliche Polemik ist ihr fremd. Als Sprecherin der Flughafenanrainer oder als Umweltschützerin verfolgte sie in der Vergangenheit oft andere Ziele als der für Wirtschaft und Tourismus zuständige Haslauer.
Dass es in den Koalitionsverhandlungen bei solch heiklen Themen zu einem Konsens der drei Parteien kam, ist wohl auch ihrer Ausbildung zur Mediatorin geschuldet. Eine Fähigkeit, die sie als Partnerin einer Dreierkoalition wohl auch in Zukunft gut wird gebrauchen können.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2013)