Verzweifelte Syrer

Flucht nach Europa: „Man hat aus 2015 nichts gelernt“

Vertrieben aus der Heimat. Im Camp Zaatari für syrische Flüchtlinge in Jordanien.
Vertrieben aus der Heimat. Im Camp Zaatari für syrische Flüchtlinge in Jordanien.AFP/Khalil Mazraawi
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Roland Schönbauer, Sprecher des UN-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR in Jordanien, warnt vor einer „humanitären Krise“, sollte die internationale Hilfe für Flüchtlinge weiter gekürzt werden. Verzweifelte Syrer würden erneut versuchen, nach Europa zu gelangen.

Mehrere Hunderttausend Tote, Millionen Flüchtlinge und Vertriebene. Seit mehr als zwölf Jahren herrscht Krieg in Syrien. Auch wenn die Kämpfe in vielen Teilen des Landes weitgehend abgeflaut sind – Frieden gibt es nach wie vor nicht. Trotz seiner schrecklichen Bilanz scheint der mörderische Konflikt vor Europas Haustüre international in Vergessenheit zu geraten. Und das hat gefährliche Auswirkungen.

Der Krieg in Syrien setzt auch Nachbarstaaten wie die Türkei, den Libanon oder Jordanien unter Druck. Sie haben die meisten der Menschen aufgenommen, die sich vor den Flächenbombardements, der Verfolgung durch das Regime und dem Wüten von Jihadisten in Sicherheit gebracht haben. Nun schlägt das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR Alarm. Denn die Versorgungslage der geflohenen Syrer verschlechtert sich.

NGOs in Flüchtlings-Camps geben auf

„Wir haben in Jordanien 740.000 Flüchtlinge registriert, 650.000 davon sind Syrer. Das macht Jordanien im Vergleich zur Einwohnerzahl zum Staat mit der weltweit zweitgrößten Flüchtlingspopulation“, berichtet Roland Schönbauer, Sprecher des UNHCR in Jordanien, der „Presse“. Die meisten der Flüchtlinge leben Seite an Seite mit ihren jordanischen Nachbarn in den Gemeinden und Städten des Landes, 18 Prozent wohnen in Flüchtlingslagern. In den großen Camps Zaatari und Asraq sind nur Syrer untergebracht.

Roland Schönbauer
Roland SchönbauerUNHCR/Shawkat Alharfoush

Eigentlich sei die Versorgung der Flüchtlinge in Jordanien bisher eine „Erfolgsgeschichte“ gewesen, schildert Schönbauer. Die Bevölkerung nahm die Syrer sehr freundlich auf. „Flüchtlingskinder dürfen in die Schule gehen. Um das zu schaffen, wurde im Unterricht ein Zwei-Schicht-System eingeführt“, sagt der UNHCR-Sprecher. „Flüchtlinge haben auch im Gesundheitswesen Zugang zur Primärversorgung und zum Teil Zugang zum Arbeitsmarkt.“ Im Gegenzug habe es internationale Unterstützung für die Flüchtlinge und die in Jordanien tätigen Hilfsorganisationen gegeben. Doch nun seien diese Errungenschaften in Gefahr.

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