Banken: Kapitalerhöhung drückt Erste-Kurs

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Die Erste Group holt sich 660 Mio. Euro vom Kapitalmarkt, um die Staatshilfe zurückzuzahlen. Die Anleger reagierten wenig begeistert, die Aktie gab weiter nach.

Wien/Apa/Reuters/Red. Nachdem die Erste Group am Montagabend eine Kapitalerhöhung im Ausmaß von 660 Mio. Euro angekündigt hatte, gab die Aktie am Dienstag erneut deutlich nach. Am späten Nachmittag kostete sie 19,80 Euro. Seit Jahresbeginn hat das Papier des ATX-Schwergewichts damit fast 18 Prozent verloren.

Am Dienstagvormittag hatte das Institut bekannt gegeben, dass man sich bereits 660,6 Mio. Euro von institutionellen Investoren (Fonds, Pensionskassen, Versicherungen) durch die Emission von 35,2 Millionen neuen Aktien zu einem Preis von je 18,75 Euro geholt habe. Mithilfe des Emissionserlöses will die Erste Bank im Laufe des dritten Quartals ihr gesamtes staatliches und privates Partizipationskapital in Höhe von 1,76Mrd. Euro zurückzahlen.

Treichl: „Nichts mit Hypo zu tun“

Dabei handelt es sich um stimmrechtsloses Eigenkapital. Davon hatte der Staat 1,2 Mrd. Euro gezeichnet, der Rest ging an Private. Ein Teil davon soll nun mit dem Geld aus der Kapitalerhöhung zurückgezahlt werden, den Rest auf 1,76 Mrd. Euro will Erste-Chef Andreas Treichl aus „verdienten einbehaltenen Reserven“ aufbringen. Der genaue Zeitpunkt der Rückzahlung ist noch offen.

Der erste Schritt der Kapitalerhöhung richtete sich an institutionelle Investoren. In einem zweiten Schritt können Altaktionäre ab heute, Mittwoch, bis einschließlich 17. Juli weitere Erste-Aktien erwerben. Das Bezugsverhältnis beträgt vier neue für 45 bestehende Aktien.

Zuvor hatten bereits Aktionäre mit einem Anteil von 37,4 Prozent auf ihr Bezugsrecht verzichtet. Zusätzlich wird die Erste Stiftung weitere bestehende Aktien zur Verfügung stellen. Die Stiftung hatte zuvor ihren Anteil (mit Stand von vergangenem Freitag) auf 26,4 Prozent erhöht, wie sie am Dienstag mitteilte. Dadurch waren bei der institutionellen Vorabplatzierung rund 50 Prozent der neuen Aktien verfügbar. Für die andere Hälfte gibt es einen Rücktrittsvorbehalt („Clawback“). Wenn Aktionäre, die nicht auf ihr Bezugsrecht verzichtet haben, von diesem Gebrauch machen wollen, erhalten sie jedenfalls Aktien.

Treichl dementierte indes, dass sich die Erste Bank genötigt sah, jetzt von ihren Aktionären neues Geld einzusammeln, weil der Staat sein in der Ersten liegendes Geld zur selben Zeit für die Hypo braucht. „Das hat damit überhaupt nichts zu tun. Das ist Dan Brown. Verschwörungstheorien.“

Die Erste Group ist das erste österreichische Finanzinstitut, das die Hilfen auf einen Schlag zurückzahlen will. Die Bank wollte die Staatshilfen bereits im vergangenen Jahr zurückzahlen, doch dann machte ihr die Konjunktur einen Strich durch die Rechnung.

Raiffeisen lässt sich noch Zeit

Auch die Raiffeisen Bank International hält sich seit Monaten die Tür für eine Kapitalerhöhung offen. Allerdings hatte der neue Bankchef Karl Sevelda zuletzt gesagt, die Bank habe dabei keine Eile, denn sie habe mit der Rückzahlung bis zum Jahr 2017 Zeit. Das Institut hatte sich in der Krise 2,5 Milliarden Euro an Hilfen geholt– 1,75 Milliarden Euro davon kamen vom Staat.

Auch in Deutschland stocken große Banken ihre Kapitalpolster auf: Die Deutsche Bank hatte bei ihrer Kapitalerhöhung Ende April knapp drei Milliarden Euro eingenommen. Die Commerzbank sammelte 2,5 Milliarden Euro ein– und will damit wie die Erste Group den Ausstieg des Staates aus dem zweitgrößten deutschen Geldhaus vorantreiben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2013)

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