Rektorenchef Schmidinger vermisst fundierte Informationen. Die Hochschulkonferenz werde sich jedenfalls nicht von der Politik zeitlich unter Druck setzen lassen.
Wien/Beba. Auf die Frage nach Argumenten, die für eine neue Med-Fakultät in Linz sprechen würden, schweigt Heinrich Schmidinger zunächst einmal lange. Es ist offensichtlich: Der Rektorenchef geht zwar ergebnisoffen, wie er sagt – aber auch durchaus kritisch in die Sitzung, bei der die Hochschulkonferenz nächsten Mittwoch eine Empfehlung zu dem umstrittenen Projekt abgeben soll.
Bisher habe man jedenfalls keine aussagekräftigen Unterlagen erhalten, um die Sinnhaftigkeit der geplanten Fakultät fundiert bewerten zu können, sagte Schmidinger am Donnerstagabend vor Journalisten. „Was wir bisher bekommen haben, sind nur Überschriften und Zahlen, die wir glauben können oder auch nicht.“ Zudem seien die Einwände, die man geäußert habe, nicht entkräftet, sondern „im Grunde niedergebügelt“ worden.
Etwa, dass mehr Studienplätze allein keine Lösung für einen Ärztemangel seien. Oder, dass die Fakultät die Quote gefährden könnte, die drei Viertel der Medizinstudienplätze für Österreicher reserviert. „Ich bin todsicher, dass die EU das neu diskutiert, wenn nicht ganz aufmacht“, so Schmidinger.
Die Hochschulkonferenz werde sich jedenfalls nicht von der Politik zeitlich unter Druck setzen lassen, sagte Schmidinger. Sollte sich herausstellen, dass eine seriöse Beurteilung des Projekts nicht möglich sei, müsse es eben einen weiteren Termin geben. Die Konferenz ist der letzte mögliche Stolperstein für die Fakultät in Linz.
Spricht sich das Gremium, in dem unter anderem auch Vertreter von Wissenschaftsrat, Studierenden und dem Ministerium selbst sitzen, einstimmig gegen das Projekt aus, will auch Uni-Minister Karlheinz Töchterle (ÖVP) sich daran halten. Letztlich ist Schmidinger aber auch der Ansicht, dass es „eine politische Entscheidung ist, die hier durchgedrückt wird“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2013)