Die Testerinnen: Stille Tage mit "Charitea"

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Augarten Stille Tage bdquoCharitealdquo(c) Pichler
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Ladies who lunch. Diesmal konspirativ im neuen "Au Café" im TBA-21-Kunstraum.

Dass hier unter der Woche zu Mittag die Hölle los ist, damit rechnet sowieso niemand. Aber damit, dass man im neu eröffneten „Au Café“ neben dem TBA-21-Kunstraum von Francesca Habsburg im Augarten ganz allein sitzt, auch nicht unbedingt. Ich komme mir vor, als wäre ich in die Aufräumarbeiten einer Party geplatzt, als ich pünktlich zur Aufsperrstunde um 12Uhr einsam neben Getränkekistentürmen auf mein Lunch-Date, die Kreativagentur-Chefin, warte – die mit dem Fahrrad ankommt, eindeutig die attraktivste Form der Annäherung an dieses Augarten-Ende, da hilft auch die 2er-Station einmal ums Eck nicht viel.

Nach der Anreise wäre es zumindest nett gewesen, eine mit den Basics ausgestattete (Damen-)Toilette zu finden, die man vielleicht sogar zusperren kann. „Wir sind noch ganz am Anfang“, richtet einem der reizende Kellner auf den fragenden Blick hin aus, auch die Karte sei erst „im Aufbau“. Soft-Opening nennt man diese Phase für gewöhnlich, nur promotet wird sie selten. Immerhin gibt es ein wenig Auswahl, Salat, Salat oder – Salat, so in etwa hört sich der Vorschlag an, der uns aus der Küche hinterbracht wird. Die fünf Speisen sollen in den nächsten zwei Wochen erweitert und sogar um ein Mittagsmenü ergänzt werden.

Klingt gut. Mehr als gut, also als leichte, unkomplizierte Bistroküche scheint es aber nicht zu werden. Was schade ist an diesem Ort, der sowieso stärker als andere um Aufmerksamkeit kämpfen muss – erstens Lage, zweitens „Museumscafé“, was in Wien nie richtig zu funktionieren scheint. Das wissen wohl auch mögliche Pächter, einer sprang im Frühjahr kurzfristig ab, jetzt betreibt Habsburgs Kunststiftung das Café eben selbst. Schwierig genug. Aber ein wenig mehr Ambition dürfte trotzdem sein. Der gemischte Sommersalat ist schön knackig, sowohl mit Champignons als Beilage zur Gemüsequiche als auch mit Blümchen, Hühnerstreifen und etwas verbrannten Steinpilzen als Hauptgang. Das Schwarzbrot mit Eierschwammerl-Eierspeis (und Sommersalat) ist das Highlight, aber mit 10,50 Euro auch recht satt berechnet. Wirklich cool sind die Hamburger Biolimonaden mit lustigen Namen wie „Charitea“ und „Lemon Aid“, die in vielen bunten Glasflaschen an der Bar stehen. Die hat der Künstler Hans Schabus aus kanariengelben Schalungsplatten gebaut. Schön ist das. Warum an so einem Ort nicht gleich auch die Künstler selbst kochen lassen? Das wäre zumindest ein bisschen jung und wild.

Scherzergasse 1A, Wien 2, Mittwoch, Donnerstag 12–17 Uhr; Freitag–Sonntag 12–19 Uhr. info@au-cafe.at. Jeden Freitagnachmittag im Sommer gibt's hier Picknickkörbe für das Performance-Programm.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2013)

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