Theaterrochade

Volkstheater-Chef Kay Voges zieht es nach Köln

Kay Voges kämpft mit einer sehr schlechten Auslastung am Volkstheater.
Kay Voges kämpft mit einer sehr schlechten Auslastung am Volkstheater.APA / Hans Punz
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Voges übernimmt das Haus, das derzeit der künftige Burgtheater-Direktor Stefan Bachmann leitet.

Er sei der einzige Kandidat für die Leitung des Schauspiel Köln, über den am Dienstag auf Vorschlag von Oberbürgermeisterin Henriette Reker und der Findungskommission abgestimmt werde: Das bestätigte Volkstheater-Direktor Kay Voges am Sonntag der APA. Er soll nach Ablauf seines fünfjährigen Vertrags ab der Spielzeit 2025/26 als Intendant nach Köln wechseln. Mit einer Ablehnung dieses Vorschlags ist nicht zu rechnen. Offiziell verkündet werden soll die Entscheidung am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

Damit findet eine Theaterrochade zwischen Wien und Köln statt. Denn Stefan Bachmann, der derzeitige Intendant am Schauspiel Köln, übernimmt 2024/25 das Wiener Burgtheater von Martin Kušej, dessen Vertrag gegen seinen Wunsch nicht verlängert wurde. Ein Jahr darauf folgt Voges in Köln auf Bachmann. Für die Zwischenzeit wurde für das Schauspiel Köln mit Regisseur Rafael Sanchez bereits eine interimistische Leitung vorgestellt.

Salzburger Vorgeschichte

Die Rochade hat originellerweise noch eine österreichische Vorgeschichte. Eine Ablöse von Stefan Bachmann in Köln war schon 2019 angekündigt gewesen, als ihm Mobbing vorgeworfen wurde. Damals sollte ihm der gebürtige Passauer Carl Philip von Maldeghem folgen, der seit 2009 das Salzburger Landestheater leitet. Diese Bestellung – damals ohne Findungskommission – wurde von Anhängern postmodernen Theaters kritisiert, die ein „konservatives Rollback“ fürchteten, auch Elfriede Jelinek protestierte. So blieb Maldeghem am Salzburger Landestheater. Er arbeite „lieber für ein Publikum zwischen München und Wien als für ein paar Tausend ,Theater heute‘-Abonnenten“, sagte er. In Köln hätte er nur 100.000 Besucher pro Jahr, im Vergleich zu 170.000 in Salzburg.

Sinkende Besucherzahlen waren am Volkstheater Wien schon ein Problem, bevor Kay Voges die Leitung 2020 übernahm. Doch er konnte den Abwärtstrend nicht aufhalten, die Auslastung des Volkstheaters lag zuletzt bei nur 63 Prozent, obwohl an etlichen Abenden gar nicht alle Plätze in den Verkauf kamen. Dafür wurde unter der Leitung von Kay Voges das Volkstheater 2022 erstmals seit Langem zum Berliner Theatertreffen eingeladen, mit Claudia Bauers Jandl-Collage „humanistää! – eine abschaffung der sparten“. Es fragt sich auch, ob das Theater in der Josefstadt nicht bereits jenes Publikum übernommen hat, das einst das Volkstheater ansprechen konnte. Es wird jedenfalls spannend, wie es die Wiener Kulturpolitik als nächstes besetzen und damit positionieren wird. (tk)

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