Sehnsucht und Kritik

Wörter wie „griawig“ oder „kinzen“: Was Künstler am Salzkammergut lieben

Das Salzkammergut rüstet sich für seinen Auftritt als Kulturhauptstadt.
Das Salzkammergut rüstet sich für seinen Auftritt als Kulturhauptstadt.Markus Haslinger/picturedesk.com
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Gemeinsam mit Bad Ischl ist das Salzkammergut Kulturhauptstadt 2024 – warum zieht es bis heute so viele Künstler dorthin? Xenia Hausner, Hubert von Goisern und sieben weitere erzählen, was sie daran so lieben – und was ihnen fehlt.

Andrea Grill: »Da wird ein Christbaum aus dem eiskalten See getaucht«

Was macht den Spirit des Salzkammerguts aus?

Andrea Grill: Was die Menschen betrifft: ein selbstbewusster Eigensinn, der bis zur Sturheit reicht. Ein Gefühl für Rhythmus und Musik, das nichts mit Bildungsbürgertum zu tun hat. Humor, der bis ins Selbstzerstörerische geht, auch schwarzer Humor. Es ist eine Gegend, in der kopflose Rehe auf einem offenen Wagen zu Gasthäusern geliefert werden, das Fell zieht ihnen der Koch ab, die Eingeweide hat der Jäger entfernt.

Gibt es im Salzkammergut einen Ort, den Sie als Kraftort bezeichnen würden?

Ja. Allerdings verrate ich nicht, welcher das ist, weil sonst alle hinfahren. Die Magie des Ortes hat viel mit Ohne-Menschen-sein-Können zu tun. Mit Wasser, Steinen, Stille, Gerüchen. Und noch mehr Wasser.

Gibt es ein Lied oder ein Gedicht, das Sie besonders mit Ihrem Heimatort verbinden?

Das sind die Hirtenlieder, die zu Weihnachten gesungen werden. Wie „O Wunna üwa Wunna“ und „O Bruada liawa Bruada mei“. Diese Lieder sind für mich sehr mit Bad Ischl verbunden, wir singen sie jedes Jahr in der Zeit zwischen Weihnachten und Silvester mit meinem mittlerweile 85-jährigen Onkel, der nach wie vor auf der Gitarre begleitet. Ein Textauszug: „Daweil i woit in d’Stod nei geh, woit feil hom Müli, Rahm, woit feil hom Müli, Butta, Kaas, do honi gsegn wos rars.“

Ein Wort, das typisch fürs Salzkammergut ist?

Gschmoh. Das ist ein Adjektiv mit quasi unendlichen Bedeutungen: fein, angenehm, erfreulich, hier-lässt-es-sich-aushalten. Dabei fällt mir immer ein, wie ich im Winter spontan eine Schitour auf einen der kleineren Gipfel zwischen Bad Ischl und dem Wolfgangsee machte, es fing an zu schneien, die Sicht war schlecht. Oben klarte es aber einen Moment lang auf und war windstill. Ein zweiter Schiwanderer gesellte sich zu mir und sagte: „Eh gschmoh, do herom.“ Gefragt, wo ich zu Hause bin, würde ich am liebsten sagen: im Wort gschmoh.

Welche kulturellen Initiativen prägen für Sie heute die Kultur des Salzkammerguts?

Das Christbaumtauchen im Traunsee, bei dem im Jänner ein Christbaum aus dem eiskalten See getaucht wird, mit leuchtenden Kerzen wird der ans Ufer getragen. Die Glöckler am 5. Jänner, die mit ihren selbst bemalten bunten Kappen die bösen Geister des Winters vertreiben. Die Kripperlroas, bei der du immer noch bei Privatleuten riesige Krippenlandschaften in den Wohnzimmern aufgebaut siehst. Die Ebenseer „Fetzen“ im Fasching und überhaupt die Bedeutung des Faschings, in dem sich die Leute bis zur Besinnungslosigkeit betrinken. Das sogenannte Brauchtum ist schon tief verankert und das Erste, was mir zu Kultur und Salzkammergut einfällt. Natürlich gibt es auch die Gmundner Festwochen und die Operettenwochen in Ischl, aber das ist eher etwas für Urlauber und oft treten da ja auch Künstler*innen von woanders her auf.

Was fehlt Ihnen im Salzkammergut?

Etwas unbeobachtet tun zu können.

Andrea Grill

Privat / Paul Zsolnay Verlag

... ist eine aus Bad Ischl stammende, auch später im Salzkammergut lebende Biologin und Autorin. Ihr Roman „Cherubino“ war auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.

Hubert von Goisern: »Diese Schönheit wird zugrunde gerichtet«

Was macht für Sie den Spirit des Salzkammerguts aus?

Hubert von Goisern: Der Geist, der jetzt, in den 20er-Jahren des neuen Jahrtausends, im Salzkammergut weht, ist ein anderer als jener vor der Jahrtausendwende. Und noch einmal ein anderer als 50 Jahre davor, also in der Zeit, in der ich aufgewachsen bin. Natürlich prägt die Landschaft das Lebensgefühl mit, aber den Geist verströmen die Menschen, die eine Landschaft bewohnen. Auf die Schönheit des Salzkammergutes brauchen wir uns nichts einzubilden. Eher sollten wir uns bewusst werden, dass sie Stück für Stück zugrunde gerichtet wird. Die Bodenversiegelung hat krankhafte Dimensionen erreicht. Wiesen werden verbaut, Wälder werden gerodet, Feuchtbiotope werden trockengelegt und in Bauland umgewidmet. Beim nächsten Hochwasser schreit dann alles nach besseren Schutzmaßnahmen. 

Gibt es im Salzkammergut einen Ort, den Sie als Kraftort bezeichnen würden?

Es gibt hier unendlich viele Plätze, an denen man Inspiration, Ruhe und Kraft tanken kann. Ich bin der Meinung, am besten findet man sie selbst, indem man sich treiben lässt und sich Zeit nimmt, die Gegend und ihren Zauber zu entdecken. 

Gibt es ein Lied oder ein Gedicht, das Sie besonders mit Ihrem Heimatort verbinden?

Da gibt es einige meiner Lieder, in denen meine Heimat mitschwingt.

Ein Wort, das typisch fürs Salzkammergut ist?

Zu viele, um eines herauszunehmen – alles zwischen Aaserer und Zlexnd.

Welche kulturellen Initiativen prägen für Sie heute die Kultur des Salzkammerguts?

Das Kulturhauptstadt-Jahr 2024 ist eine großartige Chance und Möglichkeit, neue Blickwinkel zu bekommen und zukunftsorientierte Ideen zu entwickeln. Ich freu mich sehr darauf! Es wird ein spannendes Jahr. Dass es da auch Gegenwind gibt, schadet der Sache gar nicht. Denn es ist viel spannender, gegen den Wind zu kreuzen, als vor dem Wind zu fahren.

Was fehlt Ihnen im Salzkammergut?

Ein breiteres Wissen und besseres Gespür, was die fortschreitende Zerstörung der Natur angeht. Sowie mehr Mut, sich in die Gestaltung der Zukunft aktiv einzubringen. 

Hubert von Goisern

(c) APA (EVA MANHART)

eigtl. Hubert Achleitner, stammt aus Bad Goisern. Weltmusiker, zugleich berühmt für seinen „Alpenrock“. 2020 erschien sein Roman „Flüchtig“.

Barbara Frischmuth: »Trüfeln und prachten«

Was macht den Spirit des Salzkammerguts aus?

Barbara Frischmuth: Das Salz, ohne das wir nicht leben könnten. Und das Bewusstsein, diese Gegend zu bewohnen.

Gibt es im Salzkammergut einen Ort, den Sie als Kraftort bezeichnen würden?

Vor allem die Seen. Für mich der Altausseer See, in dem es sich nicht nur gut schwimmen lässt, sondern der auch eine Reihe von Geheimnissen birgt.

Gibt es ein Lied oder ein Gedicht, das Sie besonders mit Ihrem Heimatort verbinden?

Ein Spruch, den meine Mutter zitierte, wenn ich nicht essen wollte: „Und in der Nudelsuppe spiegelt sich die Dachsteingruppe.“

Ein Wort, das typisch fürs Salzkammergut ist?

Es gibt sogar zwei, trüfeln und prachten, was so viel wie tratschen und lästern heißt.

Welche kulturellen Initiativen prägen für Sie heute die Kultur des Salzkammerguts?

Das Salzkammergut besteht aus einer Reihe von Dörfern, kleinen und größeren Städten, die nicht immer dasselbe unter dem Begriff Kultur verstehen. Das Brauchtum spielt noch immer eine große Rolle, auch das sogenannte „Gwand“, die Musik ist und bleibt wichtig und lebendig. Was wiederum die Kunst im Sinne der Malerei und Bildhauerei betrifft, hat wohl jede der Gemeinden eine Meinung dazu. Ich kann da nur über Altaussee sprechen. Es gab viele Schriftsteller, die ihre Sommer (manche auch Winter, wie Jakob Wassermann) in Altaussee verbrachten, wie man im Literaturmuseum nachlesen kann. Aber Veranstaltungen finden fast nur zu Tourismuszeiten statt, und auch das nicht allzu oft.

Was fehlt Ihnen im Salzkammergut?

Ein Premierenkino.

Barbara Frischmuth

Clemens Fabry

als Tochter von Hoteliers in Altaussee geboren, lebt seit 1999 wieder dort. Die bekannte Autorin hat auch über ihren dortigen Garten geschrieben.

Kathrin Röggla: »Kinder betreuen klingt hier wie Obst einkochen«

Was macht für Sie den Spirit des Salzkammerguts aus?

Kathrin Röggla: Ein Ort der Gegensätze, des politischen Widerstands im Faschismus, aber auch Hort der Nationalsozialisten. Er zieht die unterschiedlichsten Menschen an – bis heute, man kann sich verstecken vor der Welt oder ihr begegnen. So bin ich Patti Smith in der Pension Hanslmann in Unterroith bei Steinbach am Attersee begegnet. Hätte ich auch nicht gedacht. Man ist hier natürlich auch den Wetterextremen ausgesetzt und sozusagen näher an der Natur. Es ist immer für Überraschungen gut.

Gibt es im Salzkammergut einen Ort, den Sie als Kraftort bezeichnen würden?

Spontan das Falkensteinkircherl mit seiner Eremitage bei Fürberg am Wolfgangsee, vielleicht war es auch einmal das Kino in Unterach in meiner Kindheit. Aber vielleicht stelle ich mir auch nur vor, dass es das gab, und es war nur eine Initiative. Ich habe ja eher so ein Besuchsverhältnis zu der Region, dies aber schon mein ganzes Leben.

Gibt es ein Lied oder ein Gedicht, das Sie besonders damit verbinden?

Ja, Ernst Jandl: sommerlied wir sind die menschen auf den wiesen bald sind wir die menschen unter den wiesen und werden wiesen, und werden wald das wird ein heiterer landaufenthalt

Ein Wort, das typisch fürs Salzkammergut ist?

Vielleicht kinzen, für auf die Kinder aufpassen? Aber das ist wohl auch im Pinzgauer Dialekt zu finden … es klingt irgendwie so wie mähen oder Obst einkochen … merkwürdig jedenfalls.

Welche kulturellen Initiativen prägen für Sie heute die Kultur des Salzkammerguts?

Die vielen kleinen Festivals und Workshops, die das Hanslmann veranstaltet, eine künstlerische Übernahme durch die Ex-New-Yorkerin Gina Brandlmayr von der alten familiären „Kohlekumpel“-Pension, die es schon seit langer Zeit gibt. Natürlich die Festwochen in Gmunden. Dazu kommen jetzt neue Festivals wie das New Salt Festival anlässlich der Kulturhauptstadt. Es ist erstaunlich viel los, was aber auch am vielschichtigen Tourismus liegt.

Was fehlt Ihnen im Salzkammergut?

Es ist müßig zu sagen, dass es die „freie“ Stadtluft ist, da ich ja nicht mehr dort lebe und nur in meiner Kindheit durch die Verwandtschaft daran gebunden war. Vielleicht, dass der Blick in die Zukunft einer ist, der nicht rückwärtsgewandt ist, aber das gilt auch für andere Orte.

Kathrin Röggla

Ullstein Bild

in Salzburg geborene Autorin („Laufendes Verfahren“ heißt ihr neuer Roman), verbrachte als Kind viel Zeit in Unterach, wo Großmutter und andere Verwandte wohnten.

Franzobel: »Hier gibt es noch eine Wilderer- und Holzfäller-Mentalität«

Was macht den Spirit des Salzkammerguts aus?

Franzobel: Die extremen Gegensätze. Im Salzkammergut war mit der Alpenfestung die letzte Nazi-Hochburg, gleichzeitig gab es dort eine der ganz wenigen Widerstandsgruppen, die Gruppe Igel. Heute liegen da Monarchie und Anarchie eng beisammen. Vieles ist touristisch verseucht, aber im inneren Salzkammergut gibt es noch eine raue Wilderer- und Holzfäller-Mentalität, die ich sehr mag.

Gibt es im Salzkammergut einen Ort, den Sie als Kraftort bezeichnen würden?

Den Altausseersee und den Toplitzsee. Das sind meine absoluten Lieblingsorte.

Gibt es ein Lied oder ein Gedicht, das Sie besonders mit Ihrem Heimatort verbinden?

Über Vöcklabruck gibt es den angeblich von Franz Stelzhamer geprägten Spruch: „Vorn a Turm, hint a Turm, und dazwischen lauter Surm.“ Leider nicht ganz unrichtig. Das einst rege Stadtleben spielt sich mittlerweile in einem ausgelagerten Einkaufszentrum ab. Ansonsten fällt mir bei Salzkammergut immer Wilfrieds „Ziwui Ziwui“ ein.

Ein Wort, das typisch fürs Salzkammergut ist?

Griawig, was so viel wie niedlich bedeutet.

Welche kulturellen Initiativen prägen für Sie heute die Kultur des Salzkammerguts?

Die Faschingsvereine! Eigentlich ist dort jede kulturelle Initiative ein Faschingsverein. Man bemüht sich natürlich, auch etwas anderes zu bieten als Bierzelte, Feuerwehrfeste und Blasmusik, aber das Interesse ist begrenzt. Was ich dort aber immer konsumiere, ist das Freie Radio Salzkammergut. Ein ganz wunderbarer Sender.

Was fehlt Ihnen im Salzkammergut?

Fehlen tut mir nichts. Im Gegenteil, eher gibt es manches, was ich dort nicht brauche: Verkleidete Wiener in Tracht, Kulturmanager, die den Einheimischen ihre Identität erklären, Bustouristen.

Franzobel

Julia Haimburger

nahe dem Attersee geborener Autor, liebt das Ausseerland. Sein Buch „Hirschen“ handelt vom Widerstand gegen das NS-Regime im Salzkammergut.

Xenia Hausner: »Sogar das Wetter finde ich jetzt großartig«

Was macht den Spirit des Salzkammerguts aus?

Eine Mischung aus gediegen und pfiffig.

Gibt es im Salzkammergut einen Ort, den Sie als Kraftort bezeichnen würden?

Das fällt mir ganz leicht – der Traunsee mit seiner dramatischen fjordischen Landschaft. Nicht so einfach zugänglich und gerade deshalb berauschend schön.

Gibt es ein Lied oder ein Gedicht, das Sie besonders mit Ihrem Heimatort verbinden?

Beim Lied und Gedicht muss ich passen – aber vom Stimmungsbild trifft jede Zeile von Ransmayr mein Heimatgefühl.

Ein Wort, das typisch fürs Salzkammergut ist?

„Passt!“

Welche kulturellen Initiativen prägen für Sie heute die Kultur des Salzkammerguts?

Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Mein enthusiastischer Blick fällt zuerst auf die Traunsee-Region und die Gmundner Festwochen, die ein tolles Musik-, Literatur- und Theaterprogramm machen. Im Bereich Kunst gibt es die Foto Gmunden, den Parallel-Skulpturenpark, die Galerie 422 mit zeitgenössischer Kunst, die Initiative Air 101 für junge Kunst usw. Und nächstes Jahr geht es nahtlos weiter mit der Kulturhauptstadt 2024 – ich glaube, da kommt eine ausgesprochen spannende Fülle von sehr unterschiedlichen Projekten auf uns zu, die Elisabeth Schweeger against all odds vital und unbeirrbar auf die Beine stellt. Tradition und Moderne, an unüblichen Orten einander gegenübergestellt, rücken dabei gesellschaftspolitische Fragen in den Fokus.

Was fehlt Ihnen im Salzkammergut?

Nichts. Sogar das Wetter finde ich inzwischen großartig hier.

Xenia Hausner

Rudi Gigler via www.imago-images.de

ist eine international bekannte österreichische Malerin und Bühnenbildnerin. In Traunkirchen hat sie seit Jahrzehnten ein Haus und ein Atelier. 

Klemens Bittmann: »Der Geschmack des geräucherten Saiblings«

Was macht für Sie den Spirit des Salzkammerguts aus?

Mein persönliches Salzkammergut ist geprägt von der Kraft der Berge, der Ruhe der Seen, dem Geschmack des geräucherten Saiblings und dem Teamspirit meiner Tennis-Meisterschaft-Mannschaft beim TC Bad Aussee. 

Gibt es im Salzkammergut einen Ort, den Sie als Kraftort bezeichnen würden?

Meine Wohnung in Bad Aussee ist mein Kraftort, sie ist mein Wohlfühlort und mein Übe- und Komponier-Refugium geworden.

Gibt es ein Lied oder ein Gedicht, das Sie besonders mit Ihrem Heimatort verbinden?

Der Sandlinger-Jodler.

Gibt es ein Wort, das typisch fürs Salzkammergut ist?

„BA“ in englischer Aussprache, it’s just a ­hoamweh noch BÄ.

Welche kulturellen Initiativen prägen für Sie heute die Kultur des Salzkammerguts?

Mir fallen spontan die Ausseer Barocktage der Familie Frey ein, der Attergauer Kultursommer, die kulturellen Veranstaltungen im Bad Ausseer Kammerhofmuseum, bei der Wasnerin, im Literaturmuseum Altaussee und im Kaiserlichen Stall in Grundlsee. Ebenso finde ich die Balkonkonzerte bei den Bad Ausseer Sommernächten eine ­große Bereicherung für den Ort und immer noch bin ich ein Fan des „Sprudel, Sprudel Festivals“ in Gößl und jeglicher Konzert-Initiativen in der Spitalkirche in Bad Aussee, in der man unter anderem sogar Lichtgestalten wie Benjamin Schmid & Ariane Haering erleben kann.

Was fehlt Ihnen im Salzkammergut?

Mir fehlt nichts, außer mehr Zeit in der ­Region. Obwohl: Ein ATP-Tennis-Turnier (z. B. The Saibling Open) wäre eine Bereicherung!

Klemens Bittmann

Rudi Gigler via www.imago-images.de

ist Geiger und Komponist und mit Matthias Bartolomey Teil des Crossover-Streicher-Duos BartolomeyBittmann. Er ist in Graz geboren, lebt in Wien und Bad Aussee.

Miguel Herz-Kestranek: »Pfiat di«

Was macht für Sie den Spirit des Salzkammerguts aus?

Heimat.

Gibt es im Salzkammergut einen Ort, den Sie als Kraftort bezeichnen würden?

Zu Hause.

Gibt es ein Lied oder ein Gedicht, das Sie besonders mit Ihrem Heimatort verbinden?

„Da Summa is aussi“.

Gibt es ein Wort, das typisch fürs Salzkammergut ist?

Pfiat di.

Welche kulturellen Initiativen prägen für Sie heute die Kultur des Salzkammerguts?

Keine.

Was fehlt Ihnen im Salzkammergut?

Antifaschisten.

Miguel Herz-Kestranek

Miguel Herz-Kestranek
Miguel Herz-KestranekFestspiele Reichenau

ist Autor, wurde aber vor allem als Schauspieler bekannt. Er ist in der Schweiz geboren, in St. Gilgen am Wolfgangsee aufgewachsen und lebt dort sowie in Wien.

Romina Pleschko: »Die Gegend hat etwas Operettenhaftes«

Was macht für Sie den Spirit des Salzkammerguts aus?

Das Salzkammergut hat etwas aus der Zeit gefallen Operettenhaftes, es passieren die absurdesten Dinge in herrlichster Kulisse, die bildschönen Landschaften setzen starke Energien frei in den Menschen, in jede Richtung, von Dankbarkeit bis Gier.

Gibt es im Salzkammergut einen Ort, den Sie als Kraftort bezeichnen würden?

Ich liebe eine ganz bestimmte Stelle im Traunsee, von der aus man im Wasser treibend den fast greifbar nahen Traunstein hinauf schauen kann. In solchen Momenten stört es mich nicht, dass ich eines Tages sterben muss.

Gibt es ein Lied oder ein Gedicht, das Sie besonders mit Ihrem Heimatort verbinden?

„Tango Korrupti“ von Rainhard Fendrich. Ich konnte schon mit sieben Jahren den gesamten Text fehlerfrei mitsingen.

Gibt es ein Wort, das typisch fürs Salzkammergut ist?

Wenn ich im Salzkammergut bin und „neta“ für „nur“ höre, dann geht mir das Herz auf, es erinnert mich an meine Kindheit und klingt viel freundlicher, obwohl es oft einen Mangel einleitet („I hob neta a Räuchaforön heit, kane Steckerlfisch“ – der tragischste Satz rund um den Traunsee).

Welche kulturellen Initiativen prägen für Sie heute die Kultur des Salzkammerguts?

Auch wenn Veranstaltungsreihen wie die Gmundner Festwochen oder das Lehar-Festival in Bad Ischl die größte Aufmerksamkeit genießen, sind es außerhalb des touristisch geprägten Sommers die kleinen, regionalen Initiativen, die meiner Meinung nach die kulturelle DNA der Region prägen. Wie beispielsweise die mittlerweile „altehrwürdige“ Institution des OKH Vöcklabruck, das Kunstfestival Perspektiven Attersee, der Kulturverein Mühldorf mit zahlreichen Veranstaltungen, zum Beispiel im Kulturcontainer der Moserei Scharnstein, das freie Radio Salzkammergut, das Kino Ebensee mit fein kuratiertem Konzertprogramm, und und und. So viele Privatpersonen, die mit Herzblut dabei sind, ein wahrer Jackpot für die Region!

Was fehlt Ihnen im Salzkammergut?

Ein zeitgemäßes Verkehrskonzept. Durch die steigende Anzahl an Tagesgästen und Touristen erleiden selbst die kleinsten Ortschaften am See verlässlich jeden Abend nach Badeschluss einen Verkehrsinfarkt. Also das Übliche – weniger Grünfläche versiegeln, keine neuen Parkplätze mehr, sondern fußgängerfreundliche Gehwege (so mancher Gehsteig in den Ortschaften fühlt sich an wie ein Balancierbalken), Radwege, Carsharing, strammer getaktete Öffis. Außerdem fände ich es wichtig, die bestehenden öffentlichen Badestellen an den Seen zu schützen und zu erweitern. Die scheibchenweise Privatisierung schreitet munter voran, wie beispielsweise gerade beim Toscanapark in Gmunden zu beobachten ist.

Romina Pleschko

Clemens Fabry

ist Schriftstellerin. Sie ist in Gmunden und Altmünster/Neukirchen aufgewachsen. In einem fiktiven Hybrid dieser Orte spielt ihr neuer Roman „Offene Gewässer“.

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