Emissionen sinken

Was Österreichs überraschender CO2-Rückgang wirklich wert ist

Im Vorjahr wurde in Österreich mehr gefahren und trotzdem weniger CO<sub>2</sub> emittiert (Archivbild).
Im Vorjahr wurde in Österreich mehr gefahren und trotzdem weniger CO2 emittiert (Archivbild). Bloomberg
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Die heimischen Emissionen sanken 2022 um 6,4 Prozent. Erstmals entwickelten sich alle Sektoren – inklusive des Verkehrs – in die richtige Richtung. Österreichs Klimaziele rücken in Reichweite.

Wien. Damit hatte wohl niemand gerechnet: In einem Jahr, das geprägt war von der größten Energiekrise seit 1970ern und der krampfhaften Suche nach sicheren Öl- und Gasquellen, haben die Österreicher ihre Treibhausgasemissionen auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1990 gesenkt. Der Rückgang um 6,4 Prozent auf 72,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente „bringt uns erstmals auf den Zielpfad für unsere nationalen und europäischen Klimaziele“, sagte die grüne Klimaschutzministerin, Leonore Gewessler, bei der Präsentation der Schnellschätzung des Umweltbundesamts. Das Land muss bekanntlich 2030 um 48 Prozent weniger CO2 emittieren als 2005. Zehn Jahre später soll die Klimaneutralität erreicht sein. 2021 waren die Emissionen noch um 4,9 Prozent gestiegen.

Besonders erfreulich ist, dass erstmals nicht nur einzelne Sektoren wie die Industrie oder die Landwirtschaft klimafreundlicher geworden sind, sondern der Treibhausgasausstoß in allen Bereichen gesunken ist. Die Energieversorger und Industriebetriebe, die am europäischen Emissionshandel teilnehmen, haben ihre Emissionen sogar um 7,2 Prozent reduziert. Doch selbst das ewige Sorgenkind Verkehr stieß 2022 um 4,5 Prozent (eine Million Tonnen) weniger CO2 aus. „Das ist ein Bild, das habe ich, seit ich im Umweltbundesamt bin, noch nie gesehen“, sagt Günther Lichtblau, Klimaexperte des Umweltbundesamts.

„Zufallsgewinne“ der Klimapolitik?

Ein großer Teil des Rückgangs sind freilich „Zufallsgewinne“ der heimischen Klimapolitik: Die horrenden Preise für Erdgas und Erdöl ließen den Absatz fossiler Energie im Vorjahr einbrechen. Der warme Winter (13 Prozent weniger sogenannte Heizgradtage) half den Menschen zudem beim Energiesparen. Damit stellt sich die Frage: Kann Österreich diesen guten Trend halten, oder droht mit dem nächsten kalten Winter ein Rückfall wie nach der guten CO2-Bilanz im Lockdown-Jahr 2020?

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