Gotthard-Basistunnel

Der längste Bahntunnel Europas bleibt für den Reiseverkehr monatelang gesperrt

Das verlorene Frachtgut ist noch eines der kleineren Probleme der Schweizer Bahn im Gotthard-Basistunnel.
Das verlorene Frachtgut ist noch eines der kleineren Probleme der Schweizer Bahn im Gotthard-Basistunnel.SBB
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Acht Kilometer Gleise und 20.000 Betonschwellen müssen nach dem Unfall eines Güterzugs im Schwdeizter Gotthard-Basistunnel ersetzt werden. Der Frachtverkehr soll in einer Woche wieder den Betrieb aufnehmen. Andernfalls drohe „europaweit ein riesiges Problem“.

Die Reparaturarbeiten im Gotthard-Basistunnel werden mehrere Monate dauern. Die Schäden sind größer als angenommen, wie die SBB (Schweizerische Bundesbahnen) am Mittwoch mitteilten. Der Güterverkehr soll am 23. August wieder rollen. Der Reiseverkehr wird weiter über die Panoramastrecke umgeleitet.

Nach wie vor stehen 16 entgleiste und zum Teil schwer beschädigte Güterwagen im Tunnel. Untersuchungen haben laut SBB gezeigt, „dass das Ausmaß der Schäden deutlich größer ist als nach ersten Schätzungen angenommen“.

Insgesamt müssten acht Kilometer Gleise und 20.000 Betonschwellen ersetzt werden. Diese Arbeiten werden mehrere Monate in Anspruch nehmen. Auch stark beschädigte Spurwechseltor muss ersetzt werden. Es ist eine Spezialanfertigung und gewährt im Regelbetrieb den Brandschutz zwischen den beiden Tunnelröhren. Die SBB rechnen damit, dass Anfang 2024 beide Tunnelröhren wieder ohne Einschränkungen befahren werden können.

Der Schweizerische Unfalluntersuchungsdienst sagte, seine Ermittler hätten Teile des Rades des Zuges an der Unfallstelle gefunden, was darauf hindeutet, dass der Vorfall nicht auf frühere Schäden an der Schiene zurückzuführen sei.

Für den Personenverkehr stünde theoretisch zwar auch eine Tunnelröhre zur Vergügung. Bei einem Notfall müssten Passagiere aber über die jeweils andere Tunnelröhre in Sicherheit gebracht werden. Dies wäre während der Reparaturarbeiten in der Weströhre nur eingeschränkt möglich. Man suche derzeit noch nach Lösungen, hieß es von Seiten der SBB.

Länger Eisenbahntunnel der Welt

Der 57 Kilometer lange Gotthardtunnel, der längste Eisenbahntunnel der Welt, war im vergangenen Jahr für fast 70 Prozent des gesamten Zuggüterverkehrs durch die Schweizer Alpen verantwortlich. Durch den Tunnel werden regelmäßig zahlreiche Stahlrohre, Papier und Verpackungsprodukte für italienische Unternehmen transportiert.

Der Schaden durch den Absturz war größer, als die SBB zunächst angenommen hatten. Der betroffene Waggon entgleiste bereits acht Kilometer, bevor er schließlich umkippte. Aufgrund beschädigter Kabel haben die Arbeiter im Tunnel derzeit keinen Strom. Erschwerend kommt außerdem hinzu, dass Schäden an den Schienen besonders schwer zu reparieren sind, da sie einbetoniert sind.

„Wir wissen nicht, was zu diesem Unfall geführt hat“, sagte SBB-Chef Vincent Ducrot in einer Pressekonferenz.

Transportunternehmen suchen seit dem Unfall nach alternativen Frachtrouten. „Diese Woche muss es Lösungen für den Güterverkehr geben, sonst haben wir europaweit ein riesiges Problem“, sagte Irmtraut Tonndorf, Sprecherin des Kombiverkehrsunternehmens Hupac.

Fracht staut sich bereits

Einige Transportunternehmen haben Züge über die Lötschberg/Simplon-Strecke und die Gotthard-Panoramastrecke umgeleitet. Allerdings können diese Strecken nur von leichteren und kürzeren Zügen genutzt werden, was die Kapazität begrenzt. Und der Simplontunnel werde am 23. August wegen planmäßiger Bauarbeiten geschlossen, teilten die SBB mit.

In den Terminals staue sich die Fracht, sagte Tonndorf. Die Lebensmitteleinzelhändler Coop und Migros haben zumindest einige Lieferungen auf den Straßentransport verlagert, berichteten lokale Medien letzte Woche. (APA/Reuters/Bloomberg)

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