Fonds Soziales Wien

Nachtquartier für Frauen nach Angriffen auf Obdachlose eröffnet

Der Fonds Soziales Wien schafft im Obdach Favorita zusätzliche 20 Plätze mit Betten für obdachlose Frauen.
Der Fonds Soziales Wien schafft im Obdach Favorita zusätzliche 20 Plätze mit Betten für obdachlose Frauen.APA / Albert Waaijenberg
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Bis zu 20 Frauen sollen darin „sicher durch die Nacht kommen“, heißt es seitens des Fonds Soziales Wien. Gegebenenfalls könnten noch mehr Plätze geschaffen werden. Die Polizei geht weiterhin Hinweisen nach, hat aber nach wie vor keinen konkreten Verdacht.

Vor dem Hintergrund der tödlichen Angriffe auf Obdachlose hat der Fonds Soziales Wien (FSW) am Mittwoch im Gebäudekomplex des Obdach Favorita ein Nachtquartier für Frauen eröffnet. Damit sollen in den Stunden von 18.00 bis 8.00 Uhr bis zu 20 Klientinnen „sicher durch die Nacht kommen“, heißt es in einer Aussendung. Dafür wurden die aktuell leer stehenden Räumlichkeiten des Winterpakets der Wiener Wohnungslosenhilfe umfunktioniert, bestätigte der FSW.

Der Vorteil des speziell auf Frauen ausgerichteten Angebots sei, dass gegebenenfalls „noch Plätze aufgestockt werden könnten“, sagte FSW-Sprecherin Julia Riedler. „Wir haben hier noch einen Spielraum.“ Die Auslastung werde dann evaluiert und bei Bedarf weitere Plätze geschaffen.

Immer mehr Frauen in neuen Schutzräumen

Bisher wurden laut FSW im Tageszentrum Obdach Josi Plätze für 50 Personen gleichzeitig, sowie Plätze für 40 Personen durch FSW-Partnerorganisationen in nächtlichen Schutzräumen angeboten. Zusammen mit den 20 Plätzen für Frauen im Obdach Favorita verfüge man mittlerweile über 110 zusätzliche Plätze in der Nacht - als Teil eines Sofortmaßnahmen-Pakets aufgrund der vergangenen Messerattacken gegen Obdachlose. Darüber hinaus gibt es im Regelbetrieb der Wiener Wohnungslosenhilfe ganzjährig 6800 Plätze für wohnungs- oder obdachlose Menschen sowie 160 Plätze in Notquartieren für besonders vulnerable Personen, die ebenfalls ganzjährig offengehalten werden.

„Der Anteil an obdachlosen Frauen hat in den neu geschaffenen Schutzräumen Tag für Tag zugenommen. Frauen leben häufig verdeckt obdach- oder wohnungslos. Darum braucht es gerade jetzt auch ein eigenes Angebot, um gezielt die Gruppe der weiblichen Obdachlosen zu erreichen und ihnen in dieser Ausnahmesituation Schutz zu bieten“, betonte Markus Hollendohner, Leiter Wiener Wohnungslosenhilfe im FSW. „Außerdem gibt es hier Duschmöglichkeiten, sowie ein warmes Abendessen und Frühstück für die Nutzerinnen“, so Barbara Trsek, FSW Obdach Bereichsleiterin. „Untertags bestehe für die Nutzerinnen die Möglichkeit, das ebenfalls aus Frauen spezialisierte Tageszentrum Obdach Ester zu besuchen, heißt es.

Weiter kein konkreter Verdacht

In Wien kam es im Sommer bisher auf drei brutale Angriffe auf Obdachlose, die in zwei Fällen mit dem Tod der Opfer endeten. Am 12. Juli war ein Mann erstochen auf einer Parkbank am Handelskai in Wien-Brigittenau aufgefunden worden. In Wien-Leopoldstadt wurde eine Frau mehr als eine Woche später durch Stiche und Schnitte schwer verletzt. Zuletzt kam es in der Nacht auf den 9. August zu einer Messerattacke in Wien-Josefstadt, wobei der Mann seinen Verletzungen erlag. Aufgrund der ähnlichen Verletzungsmuster, Tatzeiträume sowie der Opfergruppe, geht das Landeskriminalamt (LKA) von einem Zusammenhang zwischen den Attacken und einem Serientäter aus.

Die Polizei hat weiterhin keinen konkreten Verdacht, geht aber aktuell einigen Hinweisen nach. Nachdem eine Belohnung von 10.000 Euro ausgelobt worden war, sind zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Das Motiv für die Taten ist weiterhin unklar: „Die bisherigen Ermittlungen haben ergeben, dass es vor der Tat keinerlei Auseinandersetzungen mit den Opfern gegeben hat und den Opfern auch nichts geraubt wurde“, so die Polizei. Ungeklärt ist auch, ob der Täter bzw. die Täterinnen aus dem Obdachlosenmilieu stammen oder nicht. „Es werden beide Möglichkeiten in Betracht gezogen. Es ist im jetzigen Ermittlungsstadium zu früh, hier etwas kategorisch auszuschließen“, heißt es seitens der Behörde. (APA/Red.)

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