Russland

Schallenberg „nicht überrascht“ von möglichem Tod Prigoschins

Archivbild. Österreichs Außenminister Schallenberg (li.) am 31. Mai 2023.
Archivbild. Österreichs Außenminister Schallenberg (li.) am 31. Mai 2023.APA / AFP / Michal Cizek
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Der Außenminister traut Putin den Befehl zur Liquidierung zu und teilt damit die Einschätzung von Russland-Experte Mangott: „Mit größter Wahrscheinlichkeit“ passierte das auf Anordnung Putins.

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hat sich „nicht überrascht“ über den Tod des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz in Russland gezeigt. „Es ist eigentlich nicht überraschend, dass das geschehen ist“, so Schallenberg am Mittwoch in der ORF ZiB 2. Bereits in der Vergangenheit hätten Personen, die Handlungen oder Äußerungen setzten, die Russlands Präsidenten Wladimir „Putin nicht zu Gesicht stehen“, dann „rasch eine verkürzte Lebenszeit“ gehabt.

Man habe schon vor zwei Monaten gesagt, dass es Konsequenzen geben werde, sagte Schallenberg in Anspielung auf die rätselhafte Meuterei der Söldnertruppe Wagner unter Prigoschins Kommando. „Vergeben und vergessen sind nun nicht sehr starke Eigenschaften“ Putins. Auf die Frage, ob er Putin zutraue, dass er Prigoschin auf diese Weise liquidieren lassen habe, antwortete Schallenberg: „Man muss fast leider ja sagen.“

Kein Vertrauen in Putin

Schallenberg betont gleichzeitig, dass es noch keine belegbaren Beweise dazu gebe. Man sei in Kontakt mit Sicherheitsbehörden und Botschaften in der Region und warte ab. Nichtsdestotrotz bleibe ein „wesentliches Problem“ bestehen, wie man je wieder einem russischen Präsidenten vertrauen könne, der alle paar Jahre versuche, seine militärischen Interessen durchzusetzen, so Schallenberg im Hinblick auf Georgien und die Ukraine.

Der Politikwissenschaftler Gerhard Mangott geht nach der Meldung des Telegram Kanals Grey Zone, den Prigoschin immer nutzte, vom Tod des Wagner-Chefs aus. „Mit größter Wahrscheinlichkeit“ sei Putin dafür verantwortlich, so der Experte ebenfalls in der ORF ZiB 2. „Putin hat damals Schwäche gezeigt“, sagte Mangott, „und Schwäche kann sich Putin nicht leisten“.

»Putin hat Prigoschin am Tag der Meuterei ganz offen als Verräter bezeichnet«

Gerhard Mangott

Politikwissenschaftler, Russland-Experte

Putin habe vor Jahren in einem Interview gesagt, er könne nicht verzeihen, wenn jemand Verrat begehe, erinnerte Mangott. „Putin hat Prigoschin am Tag der Meuterei ganz offen als Verräter bezeichnet“, ergänzte er. Dass die mutmaßliche Ermordung Prigoschins ohne Putins zutun passierte, hält der Experte für die „sehr viel weniger wahrscheinlichere Variante“.

„Ich denke, das ist auf Anordnung Putins passiert und in der Bevölkerung wird das wahrscheinlich sehr positiv aufgenommen“, sagte Mangott weiter. Denn die Staatsmedien hätten zuletzt sehr stark gegen Prigoschin berichtet, und die Bevölkerung werde sich nun denken, „Putin hat dem Verräter ein Ende gemacht“. Die Unfalltheorie halte Mangott jedenfalls für „sehr, sehr, sehr unwahrscheinlich, das wäre schon ein ordentlicher Zufall“.

Söldnergruppe „nicht handlungsfähig“

Sollten noch dazu weitere führende Wagner-Kommandanten an Bord gewesen sein, dann sei die Söldnertruppe „weitgehend enthauptet und auch nicht handlungsfähig“, sagte Mangott. Er rechnet nicht damit, dass es einen „zweiten Marsch auf Moskau“ geben werde. (APA)

>> Die ZiB2 vom Mittwochabend in der ORF TVThek

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