Altkleider

Das schmutzige Geschäft mit Kleiderspenden

Viele getragene Kleidungsstücke landen irgendwann einmal in Afrika.
Viele getragene Kleidungsstücke landen irgendwann einmal in Afrika.(c) Beigestellt
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Gut gemeint bewirkt leider oft das Gegenteil davon. Das gilt auch bei Kleiderspenden. Afrikanische Länder ersticken an ausgemusterten Klamotten, außerdem wird deren Textilindustrie ruiniert.

Der Export gebrauchter Kleidung aus Europa ist ein Millionengeschäft. Kleidung, die hierzulande nicht mehr genutzt wird, landet oft im Altkleidercontainer und beginnt ein zweites Leben. Wohin genau diese Textilien verfrachtet werden, bleibt aber oft ungewiss. Offiziellen Zahlen der EU-Umweltagentur EEA zufolge exportierte Europa im Jahr 2019 (letzte verfügbare Daten) fast 1,7 Millionen Tonnen Alttextilien – fast drei Mal so viel wie vor 20 Jahren. Ein Grund dafür dürfte die starke Zunahme billiger und kurzlebiger Textilien (Fast Fashion) in Europa sein.

Weil die Kapazitäten für Wiederverwendung und Recycling in Europa begrenzt sind, werde ein großer Teil der ausgemusterten und gespendeten Kleidung nach Afrika und Asien exportiert. „Die öffentliche Wahrnehmung, dass Altkleiderspenden in diesen Regionen immer von Nutzen sind, spiegelt aber nicht die Realität wider“, schreiben die EEA-Experten.

Fast die Hälfte der gebrauchten Textilien landen in Afrika. Dort gäbe es laut Umweltagentur zwar teils eine Nachfrage nach billiger, gebrauchter Kleidung aus Europa, oft enden die Fast-Fashion-Teile aber auf offenen Mülldeponien. Diese sind ein erheblicher Emittent klimaschädlicher Treibhausgase. Weltweit ist die Modeindustrie bereits für etwa zehn Prozent der Treibhausgasemissionen und verschmutzte Gewässer verantwortlich. 

Exportstopp nach Afrika?

Aufgrund einer 2022 beschlossenen EU-Richtlinie müssen Textilabfälle bis 2025 in allen EU-Ländern getrennt gesammelt werden, wodurch die Menge der gesammelten Alttextilien weiter ansteigen könnte, befürchten Experten. Das beschäftigt auch die lokale Wirtschaft in Afrika. Zwar werden durch den Handel mit der getragenen Kleidung auch Arbeitsplätze geschaffen – etwa für Menschen, die Containerladungen verarbeiten, oder Großhändler.

Aber dass der Preis der EU-Einfuhren niedrig und die Auswahl groß ist, lässt keine eigene Fertigungsindustrie aufkommen. Vor einigen Jahren versuchte eine Gruppe ostafrikanischer Empfängerländer – Kenia, Ruanda, Uganda und Tansania –, sich mit einem Importstopp gegen die Einfuhr von Altkleidern zu wehren. Die USA drohten daraufhin, die Länder aus dem Agoa-Handelsabkommen zu werfen, das vielen afrikanischen Staaten zollfreien Zugang zum US-Markt gewährt. Nur Ruanda behauptete sich. Alle anderen machten einen Rückzieher.

In Zahlen

1,7 Millionen Tonnen Alttextilien wurden 2019 aus Europa exportiert. Fast die Hälfte davon landete in Afrika.

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