Morgenglosse

Die gefragte Kunst des Fußballputsches

Die spanische Kuss-Eskalation wäre mit österreichischen Tugenden zu verhindern gewesen.

Die Kuss-Affäre um Spaniens Fußballboss, Luis Rubiales, läuft endgültig aus dem Ruder. Die gedemütigten Weltmeisterinnen streiken, Staatsanwalt und Fifa ermitteln, die Sportgerichte tagen, die UNO kritisiert – und die 72-jährige Mutter des skandalösen Verbandspräsidenten, dem ganz Spanien mittlerweile die Rote Karte gezeigt hat, harrt im Hungerstreik in einer Kirche in ihrem Heimatdorf aus.

Mit seinem aufgezwungenen Kuss für Weltmeisterin Jennifer Hermoso hat Rubiales den Beweis dafür geliefert, dass #MeToo nach wie vor am Stadioneingang haltmacht. Und immerhin auch erreicht, dass sich so manche Größe dieses Sports wie Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge („Was er da gemacht hat, ist absolut okay“) oder Lothar Matthäus („Man kann sich doch küssen“) selbst entlarvt haben. Luis Rubiales, am Ende ein Fanal für Gleichberechtigung im Sport?

Fürs Erste aber grübelt Spaniens hohe Politik vor allem über der Frage, wie man den nach wie vor uneinsichtigen obersten Fußballfunktionär des Landes loswird. Ein kurzer Blick nach Österreich, bekannt aus der 0:9-Schmach von Valencia, hätte es der großen Fußballnation schon vor Jahren ermöglicht, einen Verbandsboss mit derartiger Skandalakte (mutmaßlich korrupt, angebliche Sexpartys) gleich mit in die saudiarabische Wüste zu schicken, wohin er den spanischen Supercup eigenhändig verscherbelt hat. An unliebsamen Präsidenten zu sägen gehört schließlich zum Einmaleins eines jeden ÖFB-Landesfürsten. Ein wenig hinter verschlossenen Türen gemauschelt, ein paar diskrete Anrufe bei befreundeten Medien – und schon ist er weg, der ungeliebte Fußballhäuptling.

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