Schädlinge und Krankheiten vernichten Nahrungsmittel in Milliardenwert. Der Klimawandel verschärft die Lage. Aber der Tunnelblick auf CO2 allein löst das Problem nicht.
Wien. Recep Tayyip Erdoğan ist in Sorge. Der türkische Präsident will schleunigst mit Wladimir Putin reden, um den Kremlchef davon zu überzeugen, wieder Schiffe voll ukrainischen Getreides von Odessa über das Schwarze Meer nach Istanbul fahren zu lassen. Dass Moskau das Getreideabkommen Mitte Juli jäh hat platzen lassen, hat nicht nur die Türken erinnert, wie fragil das globale Ernährungssystem aufgebaut ist. Und die Geopolitik ist nur ein Faktor von vielen, der den Hunger in der Welt antreiben kann.
Nach einer Schätzung der Vereinten Nationen vernichten Schädlinge und Krankheiten schon heute jedes Jahr Ernten im Wert von 275 Milliarden Euro. Der Klimawandel beschleunige diese Entwicklung rasant, sind Agrarökonomen überzeugt. Mit der Erhitzung der Erde können sich Schädlinge und Krankheitsüberträger oft viel weiter ausbreiten als bisher und Pflanzen in Regionen befallen, die bis dato verschont geblieben sind.
Indiens Tomatenkrise
Wie rasch das passieren kann, zeigte der heurige Sommer: Im Juli versiebenfachte sich der Preis für ein Kilogramm Tomaten in Indien. Frühere und längere Hitzewellen, gepaart mit sturzflutartigen Regenfällen, hatten die Erntemenge auf ein Minimum reduziert. Die Welt nahm davon zunächst wenig Notiz.
Erst als McDonalds und Burger King groß plakatiert hatten, dass ihre Kunden am Subkontinent künftig auf Tomatenscheiben im Burger verzichten müssen, schaffte es die Meldung nach Europa. Ein Grundübel für die indische Tomatenkrise war schon vorher angekommen.