Diplomatie

Ukraines Außenminister stimmt Loblied auf neutrales Österreich an

Dmytro Kuleba war live bei der Botschafterkonferenz des österreichischen Außenministeriums zugeschaltet.
Dmytro Kuleba war live bei der Botschafterkonferenz des österreichischen Außenministeriums zugeschaltet.Screenshot/BMEIA/Youtube
  • Drucken

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hielt bei der Botschaftertagung in Wien via Video eine Grundsatzrede – ein Loblied auf Österreich generell und auf eine Skifirma im Speziellen.

„Es hat den Anschein, als würde ich dich öfter sehen als meine Kinder.“ Alexander Schallenberg und Dmytro Kuleba verbindet ein amikales Verhältnis, und die Anspielung des österreichischen Chefdiplomaten gegenüber seinem ukrainischen Kollegen galt dem Treffen bei der EU-Außenministerkonferenz vor wenigen Tagen im spanischen Toledo. Kulebas launige Replik: „Ich entschuldige mich bei deinen Kindern.“

Zur Eröffnung der Jahrestagung der österreichischen Botschafter am Montag in Wien, bei der er als Redner via Video aus Kiew zugeschaltet war, nahm Kuleba den Ball auf und sang ein geradezu überschwängliches Loblied auf die österreichische Interpretation der Neutralität in Zeiten des Ukraine-Kriegs – und erwies so, ganz gelernter Diplomat, seinem Freund auch einen Gefallen. Wolodymyr Selenskij, sein Präsident, hätte vielleicht ein paar Kritikpunkte und „Wünsche“ anklingen lassen.

»Manche missbrauchen die Neutralität als Vorwand. Doch Österreich demonstriert das Gegenteil.«

Dmytro Kuleba

Ukrainischer Außenminister

„Manche missbrauchen die Neutralität als Ausrede. . Doch Österreich demonstriert das Gegenteil.“ Moralisch auf der richtigen Seite, mit einer klaren Haltung, aktiv, zwar nicht mit militärischer Hilfe, dafür mit humanitär-finanzieller im Ausmaß von 314 Millionen Euro: So pries Österreich-Freund Kuleba das Engagement der Regierung in Wien und ihr „diplomatisches Gewicht“, etwa in Südosteuropa.

Lob für Skifirma

Im Besonderen würdigte er, dass sich keine österreichische Firma aus der Ukraine zurückgezogen habe. Und dass die Skifirma Fischer im großen Stil im Land investiert hat. Er zählt auch beim Wiederaufbau darauf, im Speziellen auf die Kredite österreichischer Banken – und auf die Enteignung eingefrorener russischer Konten. „Russland muss für den Schaden zahlen, den es angerichtet hat.“ Sentimentale Gefühle für Russland und seine Geschichte seien unangebracht. „Russland ist heute Europas größter Feind. Ein Sieg der Ukraine formt ein neues Europa.“ . Kuleba hofft auf Unterstützung bei den EU-Beitrittsgesprächen – und auf eine Führungsrolle Österreichs.

Er hob diese Solidarität auch gleich auf eine höhere Ebene: „Eine Unterstützung der Ukraine ist auch eine Unterstützung der UN-Charta.“ Von einem voreiligen Frieden, gar vom Status eines „eingefrorenen Konflikts“ wollte Dmytro Kuleba nichts wissen. Erst ein „Sieg auf dem Schlachtfeld“, danach die Diplomatie: So lautet die Formel für Verhandlungen in Kiew. Wie einen Pflock rammte er die ukrainische Ultimativ-Position ein: „Es gibt keine Gerechtigkeit ohne die Grenzen von 1991.“ Sprich: Die Ukraine pocht – zumindest rhetorisch – auf eine Rückgabe der Krim und des Donbass, ohne auf Realpolitik und Kompromissbereitschaft zu schielen.

Die österreichischen Botschafter spendeten dem Gastredner aus Kiew Standing Ovations. Der Außenminister wiederum, der sich schon einmal als Fan der Salzburger Festspiele deklariert hatte, forderte sie auf, mit einem Glas Gelben Muskatellers auf die Ukraine anzustoßen. „Beim nächsten Mal in der Wachau“, fügte Schallenberg hinzu, nachdem er die aus der geografische Nähe gespeiste Quasi-Nachbarschaft hervorgehoben, ein Bekenntnis für die Verfolgung der russischen Kriegsverbrechen abgelegt und in hohen Tönen die Stärke und Einheit der EU gelobt hatte. Es ist, so der Tenor unter den Außenministern, ein Effekt des Kriegs: Die Ukraine und der Westen sind näher aneinandergerückt. – und Wien und Lwiw ohnehin.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.