Die Regierung in Damaskus will UN-Chemiewaffenkontrolleure in die jüngst bombardierten Dörfer lassen.
Die syrische Führung will den Chemiewaffeninspekteuren der Vereinten Nationen jetzt doch Zugang zu den angeblich mit Giftgas bombardierten Dörfern im Umland von Damaskus gewähren. Eine entsprechende Vereinbarung erzielte die deutsche UN-Diplomatin Angela Kane am Sonntag bei einem Gespräch mit Außenminister Walid al-Muallem. Das von dem Schweden Ake Sellström geleitete UN-Inspektorenteam dürfe die Vorwürfe eines Chemiewaffeneinsatzes in der Provinz Damaskus prüfen. Die Inspekteure sollen am kommenden Montag in Syrien eintreffen.
Wann die Untersuchung in dem Bezirk östlich von Damaskus beginnen soll, wurde nicht gesagt. Die Sicherheitslage in dem umkämpften Gebiet gilt als sehr schlecht. Die Opposition hatte am Samstag erklärt, sie könne im Rebellengebiet die Sicherheit der UN-Experten gewährleisten.
Kane war am Samstag in Syrien eingetroffen, um bei der Regierung auf einen freien Zugang der UN-Experten zu dem mutmaßlichen Einsatzort von Chemiewaffen bei Damaskus zu dringen. Das Team um Sellström hält sich bereits seit einigen Tagen in Syrien auf, um den Chemiewaffeneinsatz an anderen Orten im Land zu untersuchen.
US-Marine verstärkt Präsenz
Die syrische Regierung hatte es zunächst abgelehnt, eine Fahrt der Inspekteure in den Bezirk Al-Ghuta Al-Sharkija zu erlauben, in dem am vergangenen Mittwoch mehrere Hundert Menschen durch Nervengas ums Leben gekommen sein sollen. Daraufhin hatten die USA, Frankreich und Großbritannien den Druck auf das Regime in Damaskus erhöht. Die US-Marine verstärkte ihre Flottenpräsenz im östlichen Mittelmeer. Diplomaten aus den Staaten der sogenannten Kontaktgruppe der Freunde Syriens berieten am Wochenende intensiv über mögliche weitere, auch militärische, Schritte.
Ursprünglich hatte das Regime von Präsident Bashar al-Assad den Inspekteuren, die sich seit einer Woche in Syrien aufhalten, nur die Untersuchung von drei mutmaßlichen Giftgas-Einsätzen in den Provinzen Damaskus-Land, Homs und Aleppo erlaubt. Alle drei Vorfälle liegen schon Monate zurück.
Russland warnt
Russland hat die westlichen Regierungen unterdessen vor einem militärischen Eingreifen im Syrien-Konflikt gewarnt. Dies wäre ein "schwerer Fehler", erklärte der Sprecher des Außenministeriums in Moskau, Alexander Lukaschewitsch, am Sonntag. Einige Regierungen versuchten, "den UNO-Experten ihre eigenen Ergebnisse aufzuzwingen" und erhöhten so "die Möglichkeit eines militärischen Einsatzes". An diese Staaten appelliere Moskau, "ihren gesunden Menschenverstand einzusetzen und einen solchen tragischen Fehler zu vermeiden".
Lukaschewitsch begrüßte die Entscheidung der syrischen Regierung, UNO-Inspektoren die Prüfung von Vorwürfen eines Chemiewaffeneinsatzes in der Region Ghouta nahe Damaskus zu erlauben. Er forderte die syrische Opposition auf, die Inspektion nicht durch "militärische Provokationen" zu behindern. "Es ist wichtig, dass die Opposition, die einen Teil des östlichen Ghouta kontrolliert, die notwendigen Bedingungen für eine sichere Arbeit der Mission schafft und sie nicht mit militärischen Provokationen behindert ."
(APA/dpa/Reuters)