Auch nach Verstaatlichung sind Fehler passiert

Hypo
Hypo(c) BARBARA GINDL / APA / picturedes (BARBARA GINDL)
  • Drucken

Die EU rechnet mit der Hypo ab. Warum sind der Bankenaufsicht die Probleme nicht aufgefallen?

Wien/Höll. Die EU-Kommission kritisiert die Kärntner Hypo in deutlichen Worten: Die Bank habe „massiv auf ein schnelles Wachstum und Aufholen“ auf den Märkten Südosteuropas gesetzt. Das Geschäftsmodell habe jedoch die Risken verschleiert, steht in dem EU-Papier. Die Bank habe es „verabsäumt, eine erforderliche Überprüfung in die Wege zu leiten und die Verfahren für die interne Kontrolle zu entwickeln, die notwendig gewesen wären, um auf die veränderten Bedürfnisse nach der Expansion reagieren zu können“.

Da angemessene Kontrollmechanismen fehlten, sei die Bank auch für Betrug anfällig gewesen. Weiters sei die Bank zusätzliche Risken eingegangen, da ein wesentlicher Teil der Kredite in fremder Währung vergeben wurde. Auch nach der Verstaatlichung seien Fehler passiert. „Auch noch Anfang 2012 erwies sich die Assetqualität im Zusammenhang mit dem Neugeschäft nach wie vor als problematisch“, schreibt die EU.

Dies wirft einige Fragen auf: Warum fiel es der Bankenaufsicht nicht auf, dass bei der Hypo angemessene Kontrollmechanismen fehlten? Hängt dies damit zusammen, dass die Vorstände der Finanzmarktaufsicht (FMA) und der Nationalbank nach dem politischen Proporz besetzt sind?

Wegen der Haftungen des Landes Kärnten, die unter der Amtszeit des inzwischen verstorbenen Landeshauptmanns Jörg Haider massiv ausgeweitet wurden, kann die Hypo bis heute nicht in die Pleite geschickt werden. Die Ausfallshaftungen des Landes Kärnten kletterten von 4,9 Milliarden Euro (Ende 2002) auf 20,7Milliarden Euro (Ende 2009). Finanzstaatssekretär Andreas Schieder (SPÖ) verteidigt die Notverstaatlichung der Bank. Eine Pleite des Instituts hätte Ende 2009 mehr als 28 Milliarden Euro gekostet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Fakten-Check: Hypo-Desaster und keiner ist schuld
Politik

Fakten-Check: Hypo-Desaster und keiner ist schuld

Das Hypo-Desaster war ein zentrales Thema in den TV-Duellen. DiePresse.com hat Aussagen der Spitzenkandidaten unter die Lupe genommen.
PK WIFO/IHS : 'KONJUNKTURPROGNOSE  2013 UND 2014'
Österreich

IHS erwartet nach Hypo-Desaster neues Sparpaket

Chef Keuschnigg sieht kaum Alternativen. Pläne für eine baldige Steuerreform müssen sehr behutsam bedacht und eigentlich aufgeschoben werden
Kaerntner Hypo
Österreich

Kärntner Hypo macht Wahlversprechen obsolet

Die Kärntner Hypo wird zum teuersten Finanzskandal in der Geschichte Österreichs: Die Schließung kostet weitere Milliarden. Für die Kosten kommt der Steuerzahler auf.
Leitartikel

Ein politisch verbocktes Jahrhundertdebakel

Die Abwicklung der Hypo Alpe Adria wird jeden Österreicher bis zu 1400 Euro kosten. Ist es da zu viel verlangt, auf eine lückenlose Aufarbeitung zu drängen?
Hypo Alpe Adria
Österreich

Brüssel genehmigt Hypo-Abwicklungsplan

Die Hypo Alpe Adria kann nun den Verkauf der Balkan-Töchter um zwei Jahre aufschieben. Die EU genehmigt auch die Staatshilfe für die Bank.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.