Energieversorger: Stromkunden zahlen für Pensionen

Stromkunden zahlen fuer Pensionen
Stromkunden zahlen fuer Pensionen(c) EPA (FRANK RUMPENHORST)
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Mehraufwendungen für Pensionslasten setzen den Unternehmen zu. Besonders stark betrifft das Wien, wo beim Versorger noch Beamte werken.

Wien. „Es gibt keinen Grund für übertriebenes Wehklagen“, die österreichische E-Wirtschaft sei trotz schwieriger Rahmenbedingungen auf solidem Kurs. So kommentiert Energie-Control-Vorstand Martin Graf die Situation der größten heimischen Energieversorger.

Die E-Control analysierte die Vorjahresergebnisse der neun Landesenergieversorger sowie jene von Verbund, Linz AG, Energie Graz und IKB. Bei fast allen – mit Ausnahme der oberösterreichischen Energie AG – stiegen 2012 die Umsätze, die Gewinne gingen aber zurück. Das Betriebsergebnis (Ebit) sank um knapp acht Prozent von 1,66 auf 1,36 Milliarden Euro. Ursachen waren teure Gasverträge und gestiegene Personalkosten, konkret Mehraufwendungen für Pensionslasten. Zumindest zum Teil ist das auch eine Folge der Finanzkrise: Niedrige Zinsen schmälerten bei den Pensionsrückstellungen die Veranlagungserträge, Nachdotierungen wurden nötig.

Besonders drastisch wirkte sich dies in Wien aus. Bei Wien Energie stiegen die Aufwendungen für Altersvorsorge im Vorjahr um 202,6 Mio. Euro. Das liegt daran, dass der stadteigene Energieversorger selbst für die Pensionen der dort beschäftigten Beamten und Vertragsbediensteten aufkommen muss. Erst seit 1.Juli 2001 werden neue Mitarbeiter dort nur mehr nach Kollektivvertrag aufgenommen. Die Pensionsverpflichtungen müssen aufgrund neuer Vorschriften ab heuer neu bewertet werden, Wien Energie dotierte deshalb im abgelaufenen Geschäftsjahr in der genannten Höhe nach. Das war der Hauptgrund für den Vorjahresverlust von 258 Mio. Euro. Insgesamt wurden für Pensionen 782Mio. Euro zurückgestellt.

Die Wiener Netze GmbH, in der seit 1.August 2013 das regulierte Strom- und Gasnetz sowie das Telekommunikationsnetz und die Fernwärmehauptleitungen gebündelt sind, schleppt ebenfalls solche Pensionslasten mit sich herum. Auch hier muss nachdotiert werden, und zwar allein aus dem Strombereich „in einer ähnlichen Dimension“ wie bei der Wien Energie, so Wiener-Netze-Sprecher Christian Neubauer.

Wien: Schon heuer höhere Tarife

Die Stromkunden zahlen bereits dafür: Die Netzpreise wurden mit 1.Jänner 2013 erhöht, das Geld fließt in die Erhöhung der Rückstellung. Für einen durchschnittlichen Haushalt mache die Erhöhung 11,6 Euro pro Jahr aus, so Neubauer. „Die Netztarife liegen aber immer noch um 26 Prozent unter dem Wert von 1999.“ Seit damals seien sie um ein Drittel gefallen. Wien liege bei den Netztarifen um 13 Prozent unter dem österreichischen Durchschnitt.

Die neue Regulierungsperiode für die Netztarife beginnt am 1.Jänner 2014, und es wäre keine Überraschung, würden in Wien die Netztarife neuerlich steigen. Die Bescheide der E-Control – die festlegt, welche Erlöse die Netzbetreiber machen dürfen – sollen bis Anfang Oktober erlassen werden. Graf will noch keine Zahlen nennen, nur so viel: „Das Bild ist gemischt. Es wird in einzelnen Bereichen Senkungen, in einigen moderate Erhöhungen geben.“

Wie sich die Netztarife konkret entwickeln, hänge auch von den Veranlagungserträgen ab, sagt Neubauer. Fakt ist aber, dass letztlich großteils der Stromkunde für die Pensionen aufkommen muss. Im Netzbereich sei das „ein Kostenfaktor, den der Regulator anerkennen muss“, sagt Wien-Energie-Sprecher Christian Ammer. Bei der Wien Energie GmbH, die vom Netzbetreiber abgekoppelt ist, seien die zusätzlichen Pensionsrückstellungen zulasten des Eigenkapitals gegangen. Auch hier seien das Kosten – Geld, das verdient werden müsse. Einen Zusammenhang mit den Netztarifen gebe es hier aber nicht. Im Vorjahr steuerte der Netzbereich bei den 13 größten heimischen Energieversorgungsunternehmen rund 24 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Aktuell gesteht die E-Control den Strom- und Gasnetzbetreibern 6,42Prozent Rendite zu. Das sei ein „sehr attraktiver Zinssatz“, meint Graf. „Die Unternehmen haben damit genug Mittel für künftige Investitionen.“

Unter anderem für die Einführung digitaler Stromzähler (Smart Meter). Sie sollen Kunden und Versorgern detailliertere Informationen über den Verbrauch liefern. Laut einer Verordnung des Wirtschaftsministeriums soll bis 2019 die Umstellung auf Smart Meter zu 95 Prozent vollzogen sein.

Die ursprünglich vorgesehene Zwangsbeglückung kommt aber nicht: Eine gesetzliche Neuregelung gibt Kunden die Möglichkeit zum Opting-out. Es liege jetzt an den Netzbetreibern, die Kunden von der neuen Technologie zu überzeugen, sagt Graf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2013)

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