Festspiele: Hinterhäuser triumphiert in Salzburg

Markus Hinterhäuser: „Das Festspiel-Programm wird weniger werden. Es ist ein Limit erreicht.“
Markus Hinterhäuser: „Das Festspiel-Programm wird weniger werden. Es ist ein Limit erreicht.“(c) APA/NEUMAYR (NEUMAYR)
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Der Interimsintendant von 2011, Markus Hinterhäuser, übernimmt das Festival 2017 für fünf Jahre. Er darf parallel die Wiener Festwochen planen. Helga Rabl-Stadler bleibt.

Markus Hinterhäuser wird ab 2017 für fünf Jahre Festspiel-Intendant. Das beschloss das Kuratorium der Salzburger Festspiele in einer Sitzung am Mittwoch. „Er ist der Bestqualifizierte für die Funktion, die Verbundenheit mit Salzburg war entscheidend, er gewährleistet eine längere Perspektive für Salzburg. Er hat Kompetenz, Erfahrung als Kunst- und Kulturmanager mit Innovationskraft. Er hat dem Kuratorium ein eindrucksvolles künstlerisches Konzept präsentiert, das eine anspruchsvolle Ausrichtung der Festspiele gewährleistet“, erklärte Kuratoriumsvorsitzende, Sektionschefin Andrea Ecker (Kulturministerium), am Mittwoch nach der Kuratoriumssitzung.



„Es ist eine große und wichtige Aufgabe für mich, weil ich die Festspiele wirklich mag, weil ich sehr an den Festspielen hänge. Vieles in meinem Leben ist durch meine Zeit bei den Festspielen beeinflusst und bestimmt. Es gibt nichts in meinem Leben, das ohne Salzburg passiert wäre“, sagte Hinterhäuser. Und zum Programm: „Es wird weniger werden. Das kann ich mit Sicherheit sagen, es ist ein Limit auch bei der Machbarkeit erreicht, sowohl nach außen als auch nach innen. Es gibt immer wieder Diskussionen über den sogenannten Künstlerintendanten. Ich bin ein Vertreter dieser Spezies, und ich stehe dazu. Künstlerintendanten haben sehr wohl eine Berechtigung, es gibt sehr erfolgreiche Beispiele.“

Als Königsmacher dürften die Wiener Philharmoniker fungiert haben: Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg wurde vor der Sitzung „gehört“, wie es hieß. Stand die Entscheidung schon seit Längerem fest? Jedenfalls hatte Hinterhäuser praktisch keine Gegner mehr im Festspielkuratorium, nachdem Ex-Festwochen-Chef Luc Bondy sich zurückgezogen hatte – und Serge Dorny, Leiter der Oper von Lyon, ab 2014 als Intendant an die Dresdner Semperoper berufen wurde.

An Bewerbern verblieben somit: Peter de Caluwe, Generaldirektor des Théâtre de la Monnaie in Brüssel, und Pierre Audi, künstlerischer Direktor der Nederlandse Oper in Amsterdam. Gegen de Caluwe sprach, dass er aus der „Gérard-Mortier-Schule“ kommt. 1986 engagierte Mortier de Caluwe, als er Direktor des Monnaie war. 1990–2001 war Mortier (als Karajan-Nachfolger) Intendant in Salzburg. Dabei gab es auch immer wieder Streit mit den Philharmonikern. Weder mit de Caluwe noch mit Pierre Audi konnte sich das Orchester anfreunden. Neben Andrea Ecker sind die weiteren stimmberechtigten Kuratoren: Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (V), der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden (S), Peter Radel (Finanzministerium), Hans Scharfetter, Landtagsabgeordneter, Hotelier und Vertreter des Tourismusförderungsfonds.

Stars zu Experimenten verführen

Erwartet wird von Hinterhäuser vor allem, dass er die Konzerte, die zuletzt nicht immer gut gegangen sind, aufwertet – und auffüllt. In der Oper muss er bei Mozart, Richard Strauss, Verdi & Co. punkten. „Stars sind meist sehr gut, und ich habe nichts dagegen, dass man sie einlädt“, sagte Hinterhäuser 2012 in einem Interview. „Es ist nur die Frage, ob es Möglichkeiten gibt, anders mit diesem Phänomen des Stars umzugehen. Hätte sich jemand erwartet, dass Riccardo Muti Edgar Varèse dirigiert? Nein. Aber er hat es getan.“ In diesen gewundenen Sätzen ist Hinterhäusers Programm enthalten: die wirklich großen Stars zu ungewöhnlichen Projekten zu verführen. Wenn ihm das gelingt, gewinnen die Salzburger Festspiele ihre allseits gewünschte Einmaligkeit zurück und sind nicht mehr der „Riesenzirkus“, der zu viel kostet, zu sehr von Sponsoren abhängig wird und in dem, wie es heuer der Fall war, Karten, auch teure Opernkarten, liegen bleiben. Das Kuratorium wird jubeln, es ist zu hoffen, dass dies auch das Publikum macht. Dann wird Hinterhäuser zehn Jahre bleiben.

Hinterhäuser studierte bei Oleg Maisenberg und Elisabeth Leonskaja, er spielte als Konzertpianist die Zweite Wiener Schule (Schönberg-Schule) ein, war Liedbegleiter von Brigitte Fassbaender. Hinterhäusers Lebenspartnerin ist die Tochter des langjährigen Festspiel-Präsidenten und Bankiers Heinrich Wiesmüller. Hinterhäuser (54) wird nun die Wiener Festwochen und Salzburg gleichzeitig planen, eine Doppelgleisigkeit, die vorher, z. B. Pereira, verboten war. Damit hat er eine Machtposition im Kulturleben, die ihresgleichen sucht. Helga Rabl-Stadler bleibt bis 2017 Festspielpräsidentin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2013)

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