Der Regierungsaustritt ist ein Stück aus Schein und Unverfrorenheit.
Wer ihn angreift, soll zugrunde gehen – und sei es mit ihm ganz Italien. Dass Silvio Berlusconi größenwahnsinnig ist, dafür hätte es keines Beweises mehr bedurft. Aber seine Unverfrorenheit lässt doch erneut überraschen. Da er als rechtmäßig Verurteilter seinen Senatssitz räumen muss, zieht er seine Minister aus der Regierung ab.
Berlusconi präsentiert sich wieder als Schelm, der zum eigenen Vorteil die Politik in ein unernstes, verantwortungsloses Spiel verwandelt. Zum Schein schiebt er inhaltliche Kulissen vor die sehr persönlichen Interessen. Selbst einigen seiner Parteifreunde ist das mittlerweile zu viel.
Italien braucht stabile Verhältnisse, eine Wahlrechtsreform, einen Haushaltsbeschluss, nicht schon wieder Neuwahlen. Italien braucht für die Überwindung der schweren Schulden- und Wirtschaftskrise vor allem eine ernsthafte Politik abseits von Grillo und Berlusconi. Es braucht ein Ende der Selbstinszenierung.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2013)