Die Kanadierin zählte im Vorfeld zu den fünf Favoriten. Alice Munro wird als "Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte" ausgezeichnet. Ihr Werk ist überschaubar.
Der Literatur-Nobelpreis 2013 geht an Alice Munro. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie, am Donnerstag um 13 Uhr in Stockholm bekannt. Die 82-jährige Kanadierin sei eine "Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte", hieß es in der Begründung.
Von ihrer Auszeichnung hat Munro nicht wie üblich von der Schwedischen Akademie erfahren, sondern von ihrer Tochter. Diese habe sie aufgeweckt und ihr die Neuigkeiten mitgeteilt, schreibt der kanadische Nachrichtenkanal CBC News. Das Nobelpreis-Komitee hatte bereits auf Twitter mitgeteilt, dass die Neo-Laureatin das Telefon nicht abgehoben hatte: "Die Schwedische Akademie konnte Alice Munro nicht erreichen, hat eine Nachricht am Anrufbeantworter hinterlassen."
Munro: "Ich hatte völlig darauf vergessen" Munro erzählte CBC News, dass sie stets Chancen auf die Auszeichnung gesehen habe, allerdings mehr als "einen dieser Wunschträume, die in Erfüllung gehen könnten, aber es wahrscheinlich nie tun". Als es dann so weit war, hatte sie nicht damit gerechnet: "Es ist hier mitten in der Nacht und ich hatte natürlich völlig darauf vergessen."
Die Booker-Preisträgerin veröffentlichte bisher 14 Erzählbände, im Vergleich zu anderen Anwärtern eine überschaubare Textmenge. Der Geschichtenzyklus "Kleine Aussichten" (Lives of Girls and Women) wird jedoch oftmals als Roman tituliert. Literaturkritiker rühmen die sprachgewaltige Autorin für ihr Geschick, ein ganzes Leben in einer Kurzgeschichte zu verdichten. Immer wieder wird sie mit Anton Tschechow verglichen.
Erst 13. Frau mit Literatur-Nobelpreis Munro ist erst die dreizehnte Frau, die den seit 1901 vergebenen Literatur-Nobelpreis erhält. Bei den Wettbüros war sie heuer zuletzt auf Platz Fünf hinter Daueranwärter Haruki Murakami und der zuletzt favorisierten Weißrussin Swetlana Alexijewitsch, der Amerikanerin Joyce Carol Oates und dem Ungar Péter Nádas gelegen.
In der Geschichte der Auszeichnung, in der der Westen und männlicher Schriftsteller dominant sind, wurden bis dato lediglich 13 Frauen geehrt. Heuer Jahr wurde Swetlana Alexijewitsch mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Damit reiht sich die Weißrussin in die kurze Liste der Preisträgerinnen ein: Im Bild: Nelly Sachs im Kreise der anderen Nobelpreisträger des Jahres 1966 (c) imago stock&people (imago stock&people) Die Weißrussin (geb. 1948) galt im Vorfeld als Favoritin. Sie wurde "für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt" ausgezeichnet. (c) APA/dpa-Zentralbild/Arno Burgi (Arno Burgi) Die Kanadierin zählte im Vorfeld im engen Favoritenkreis. Die Buchmacher sahen Alice Munro (geb. 1931), die für ihre Kurzgeschichten berühmt ist, hinter dem japanischen Autor Murakami auf Platz zwei (Quote: 4:1). Die Booker-Preisträgerin veröffentlichte bisher zehn Erzählbände und einen Roman. Ihr jüngstes Werk "Dear Life: Stories" war 2012 erschienen. (c) EPA (DEREK SHAPMAN / MAN BOOKER PRIZE) (Deutschland, geb. 1953) - für eine Schriftstellerin, "die mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit zeichnet". Das Werk der in Rumänien aufgewachsenen Autorin, darunter der Roman "Atemschaukel", verarbeitet schmerzhafte Erfahrungen unter der Ceausescu-Diktatur. (c) imago stock&people (imago stock&people) Doris Lessing (Großbritannien, 1919-2013) galt als eine der großen Autorinnen des 20. Jahrhunderts. 2007 erhielt die "Epikerin weiblicher Erfahrung, die sich mit Skepsis, Leidenschaft und visionärer Kraft eine zersplitterte Zivilisation zur Prüfung vorgenommen hat" den Literaturnobelpreis. Der feministische Roman "Das goldene Notizbuch" (1962) gilt als ihr Hauptwerk. Die Britin wurde 94 Jahre alt. (c) EPA (Jim Winslet/Ho) (Österreich, geb. 1946) - "für den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen" und ihre "sprachliche Leidenschaft" als "erbarmungslose Moralistin". Ihr als pornografisch kritisierter Roman "Lust" wurde zu einem umstrittenen Bestseller. (c) APA (Roland Schlager) (Polen, 1923-2012) - für eine Poesie, "die mit ironischer Präzision den historischen und biologischen Zusammenhang in Fragmenten menschlicher Wirklichkeit hervortreten lässt". Die Lyrikerin veröffentlichte seit ihrer 1945 begonnenen literarischen Laufbahn insgesamt 16 Gedichtbände. (c) imago stock&people (imago stock&people) (USA, geb. 1931) - für ihre durch "visionäre Kraft und poetische Prägnanz" geprägte Romankunst, in der eine "wesentliche Seite der amerikanischen Wirklichkeit verlebendigt" worden sei. Die aus einer schwarzen Arbeiterfamilie stammende Autorin und Hochschullehrerin hat sich mit der Rassenproblematik und den gestörten menschlichen Beziehungen in schwarzen Familien befasst. (c) imago stock&people (imago stock&people) (Südafrika, 1923-2014) für "ihre großartige epische Dichtung", in der sie "mit einem intensiven Gefühl der Gegenwärtigkeit die äußerst komplizierten persönlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse ihrer Umwelt" behandelt und die Apartheid angreift. Das Werk der Tochter jüdischer Einwanderer aus England und Litauen ist geprägt von der Vision eines gleichberechtigten Zusammenlebens von Schwarz und Weiß. (c) imago stock&people (imago stock&people) (Schweden, 1891-1970) - "für ihre hervorragenden lyrischen und dramatischen Werke, die das Schicksal Israels mit ergreifender Stärke interpretieren". Die deutschstämmige Jüdin hat in ihren Gedichtbänden "In den Wohnungen des Todes" und "Sternenverdunkelung" das Grauen des Holocaust in Worte gegossen. (c) imago stock&people (imago stock&people) (Chile, 1889-1957) - "für die von mächtigen Gefühlen inspirierte Lyrik, die ihren Dichternamen zu einem Symbol für die ideellen Bestrebungen der ganzen lateinamerikanischen Welt gemacht hat". Vor allem mit ihren Liebesgedichten ("Wenn Du mich anblickst, werd' ich schöner") wurde Mistral bekannt. (c) imago stock&people (imago stock&people) (USA, 1892 - 1973) - "für ihre reichen und echten epischen Schilderungen aus dem chinesischen Bauernleben und für ihre biografischen Meisterwerke". Als das Hauptwerk der in China geborenen Missionarstochter gilt der Roman "Die gute Erde". (c) imago stock&people (imago stock&people) (Norwegen, 1882-1949) - "vornehmlich für ihre kraftvollen Schilderungen aus dem mittelalterlichen Leben des (skandinavischen) Nordens". Ihre Romantrilogie "Kristin Lavranstochter" ist ein Hauptwerk der norwegischen Literatur. (c) imago stock&people (imago stock&people) (Italien, 1871-1936) - "für ihre von hohem Idealismus getragene Autorenschaft, die mit Anschaulichkeit und Klarheit das Leben ihrer väterlichen Herkunft schildert und allgemein menschliche Probleme mit Tiefe und Wärme behandelt". Im Mittelpunkt ihrer Romane stehen die Menschen ihrer Heimat Sardinien. (c) Wikipedia (Schweden, 1858-1940) - "auf Grund des edlen Idealismus, des Fantasiereichtums und der seelenvollen Darstellung, die ihre Dichtung prägen". In ihren Werken wie "Gösta Berling" oder "Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen" zeigte sich Lagerlöf stets heimatverbunden. (c) imago stock&people (imago stock&people) 14 Frauen: Die kurze Liste der Literaturnobelpreisträgerinnen Munro, am 10. Juli 1931 geboren, wuchs in einer Familie von Fuchs- und Hühnerfarmern in der kanadischen Provinz Ontario auf. Sie schrieb bereits in der High School. 1951 heiratete sie James Munro und zog mit ihm nach Vancouver. Sie bekam vier Töchter, eine von ihnen starb kurz nach der Geburt. 1973 kam es zur Scheidung. Mit Gerald Fremlin ging sie eine zweiten Ehe ein, die Munro zurück in den Osten von Kanada brachte. Er starb heuer im April.
Schon Munros erster Erzählband "Dance of the Happy Shades" (1968) wurde mit dem höchsten kanadischen Literaturpreis ausgezeichnet, dem Governor General's Award for Fiction. 13 Bände mit Short Stories folgten im Verlauf von vier Jahrzehnten - belohnt mit zahlreichen Auszeichnungen. 2009 war sie mit dem Booker Preis, dem wichtigsten Literaturpreis im englischsprachigen Raum ausgezeichnet worden.
"Dance of the Happy Shades". 1968. (Deutsch: "Tanz der seligen Geister") "Lives of Girls and Women". 1971. (Deutsch: "Kleine Aussichten") "Something I’ve Been Meaning to Tell You". 1974. (Deutsch: "Was ich dir schon immer sagen wollte") "The Moons of Jupiter". 1977. (Deutsch: "Die Jupitermonde") "Who Do You Think You Are?" oder "The Beggar Maid" 1978. (Deutsch: "Das Bettlermädchen: Geschichten von Flo und Rose") "The Progress of Love". 1986. (Deutsch: "Der Mond über der Eisbahn") "Friend of My Youth". 1990. (Deutsch: "Glaubst du, es war Liebe?") "Open Secrets". 1994. ("Offene Geheimnisse") "The Love of a Good Woman". 1998. (Deutsch: "Die Liebe einer Frau" und: "Der Traum meiner Mutter") "Hateship, Friendship, Courtship, Loveship, Marriage". 2001. (Deutsch: "Himmel und Hölle") "Runaway. 2004. (Deutsch: Tricks) "The View from Castle Rock". 2006. (Deutsch: "Wozu wollen Sie das wissen?") "Too much happiness". 2009. (Deutsch: "Zu viel Glück: Zehn Erzählungen") "Dear Life: Stories". 2012.
Meist geht es um Frauen, deren Schicksal durch einen Zufall Sinn bekommt, die Opfer männlicher Gewalt werden, ihr Leben selbst in die Hand nehmen oder aber einen Fehler wiederholen.
Munro hat die Tatsache, dass sie keine Romane schreibe, selbst einmal damit begründet, dass es ihr durch die ganz banalen Umstände des Alltags als Mutter nicht möglich war, sich über einen ausreichend langen Zeitraum auf ein einziges Sujet zu konzentrieren.
Erst im vergangenen Juni hatte Munro ihren Rückzug vom Schreiben angedeutet. "Ich werde wahrscheinlich nicht mehr schreiben", sagte die 82-Jährige damals in einem Zeitungsinterview: "Es ist nicht so, dass ich das Schreiben nicht geliebt habe, aber man kommt in eine Phase, wo man über sein Leben irgendwie anders denkt."
Nobelpreis wird am 10. Dezember überreicht Der mit acht Millionen Kronen (rund 920.000 Euro) dotierte Nobelpreis für Literatur ging im Vorjahr an den chinesischen Autor Mo Yan. Offiziell überreicht werden die Nobelpreise in Stockholm am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.
Der Literaturnobelpreis ist immer für Diskussionen gut und sorgte auch schon für den einen oder anderen Skandal. Wer bekam den Preis bisher? Die Laureaten seit 1990 kurz vorgestellt (c) APA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND (JONATHAN NACKSTRAND) Annie Ernaux - Frankreich Die französische Schriftstellerin wird "für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Fesseln der persönlichen Erinnerung aufdeckt" gewürdigt. Vor der offiziellen Bekanntgabe erreichte die Akademie die Nobelpreiträgerin nicht, "aber wir sind sicher, dass sie die Nachricht bald erhalten wird", so Mads Malm, Sekretär der Schwedischen Akademie. (c) imago images/Agencia EFE (CATI CLADERA via www.imago-image) Abdulrazak Gurnah - Tansania Für eine Überraschung sorgte der tansanische Autor Abdulrazak Gurnah. Die Schwedische Akademie zeichnete den in England lebenden Autor "für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Schicksals des Flüchtlings in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten" aus. (c) APA/AFP/TOLGA AKMEN (TOLGA AKMEN) Louise Glück - USA Die damals kaum bekannte amerikanische Lyrikerin wurde "für ihre unverkennbare poetische Stimme" ausgezeichnet, mit der sie "mit strenger Schönheit die individuelle Existenz universell" mache, so die Akademie. (Im Bild mit dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama) (c) imago images/ZUMA Wire (Ron Sachs - Cnp via www.imago-im) Peter Handke - Österreich Der aus Kärnten stammend und in Paris lebende Autor wurde "für ein einflussreiches Werk, das mit sprachlicher Genialität die Peripherie und die Spezifizität der menschlichen Erfahrung untersucht" ausgezeichnet, so die Akademie. Doch die Wahl wurde wegen Handkes Haltung zur Serbien heftig kritisiert. (c) REUTERS (CHRISTIAN HARTMANN) Olga Tokarczuk - Polen Tokarczuk, die zu den bekanntesten Schriftstellerinnen Polens gehört, erhielt die Auszeichnung für "ihre narrative Vorstellungskraft, die, in Verbindung mit enzyklopädischer Leidenschaft, für das Überschreiten von Grenzen als eine neue Form von Leben steht", wie die Akademie mitteilte. Der Preis wurde 2019 nachgeholt und gemeinsam mit jenem für 2019 verlautbart. Die doppelte Auszeichnung wurde notwendig, weil sich die Akademie nach Skandalen und Austritten gegen eine Preisvergabe entschieden hat. (c) imago images/Hartenfelser (Peter Hartenfelser via www.imago) Der wunderbare Kazuo Ishiguro bekam 2017 den Literaturnobelpreis. Er sei "eine Kreuzung aus Jane Austen und Franz Kafka", ein sehr authentischer Schriftsteller, der seine eigene Ästhetik entwickelt habe, hieß es von der Jury. Obwohl in Japan geboren, gilt er als englischer Autor. Es ist keine erwartete, aber auch keine ungewöhnliche Entscheidung der Jury. (c) AFP Bob Dylan (geb. 1941) - USA Im Jahr 2016 gab es eine Überraschung: Der Nobelpreis ging an Sänger und Songwriter Bob Dylan. Er wurde "für seine poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Gesangstradition" ausgezeichnet. Mit Songs wie "Blowin' in the Wind", "Tambourine Man" oder "Like a Rolling Stone" zählt der neue Literaturnobelpreisträger zu den Ikonen der Popmusik des 20. Jahrhunderts. (c) APA/AFP/GETTY IMAGES/KEVIN WINTE (KEVIN WINTER) Swetlana Alexijewitsch (geb. 1948) - Weißrussland Der Literaturnobelpreis 2015 ging an die Top-Favoritin der Wettbüros. Alexijewitsch wurde als Schriftstellerin, aber auch als investigative Journalistin bekannt. Ausgezeichnet wurde sie für "für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt", so die Nobelpreis-Akademie. (c) AFP (MAXIM MALINOVSKY) Patrick Modiano (geb. 1945) - Frankreich Der französische Schriftsteller bekomme die Auszeichnung "für die Kunst der Erinnerung, mit der er die unfassbarsten menschlichen Schicksale wachgerufen und die Lebenswelt der Besatzungszeit vor Augen geführt hat", so die Jury.Zu seinen bekanntesten Werken zählen die "Pariser Trilogie" und "Familienstammbuch". Modiano schrieb auch Drehbücher zu Filmen ("Lacombe, Lucien"). (c) APA/EPA/GALLIMARD PUBLISHING HOU (GALLIMARD PUBLISHING HOUSE) Alice Munro (geb. 1931) - Kanada Die Kanadierin sei "Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte", begründete die Schwedische Akademie ihre Entscheidung. Die Booker Preisträgerin war im Vorfeld von den Buchmachern als Ko-Favoritin gehandelt worden. (c) REUTERS (MIKE CASSESE) Mo Yan (geb. 1955) - China 2012 ging der Nobelpreis für Literatur erstmals nach China. Er vereine "mit halluzinatorischem Realismus Märchen, Geschichte und Gegenwart", hieß es in der Begründung der Akademie. Wermutstropfen: Das Preisgeld wurde 2012 gekürzt. Der Nobelpreis ist mit acht Millionen Schwedischen Kronen (930.000 Euro) dotiert, zwei Millionen weniger als noch 2011. (c) REUTERS (CHINA DAILY) Tomas Tranströmer (1931 - 2015) - Schweden Die Königliche Schwedische Akademie würdigt den Lyriker, "weil er uns mit seinen verdichteten, transparenten Bildern einen frischen Zugang zur Realität gibt." Bereits seit Jahren galt der Dichter als Favorit für die begehrte Literaturauszeichnung. (c) EPA (JUREK HOLZER) Mario Vargas Llosa (geb. 1936) - Peru Der südamerikanische Kosmopolit erhielt den Preis für seine "Kartografien von Machtstrukturen und seine bissigen Bilder von Widerstand, Revolte und Niederlage des Individuums". Also vor allem für seine politischen Werke: "Die Stadt und die Hunde", 1962 erschienen, wird explizit genannt: Der Roman, der eigene Erfahrungen aufgreift und sich gegen die Militärs und eine von Gewalt bestimmte Erziehung wendet, wurde öffentlich in Lima verbrannt. (c) APA/AFP/EITAN ABRAMOVICH (EITAN ABRAMOVICH) Herta Müller (geb. 1953) - Deutschland Die in Rumänien geborene Autorin wurde vor allem durch ihre ihren Roman "Die Atemschaukel" (2009) bekannt. Das Komitee würdigte Müller als eine Autorin, die "mit der Verdichtung der Poesie und der Sachlichkeit von Prosa die Landschaft der Besitzlosen beschreibt". (c) REUTERS (HO) Jean-Marie Gustave Le Clézio (geb. 1940) - Frankreich / Mauritius Der Autor von "Der Afrikaner", "Revolutionen" und "Die Sintflut" ist für seine zivilisationskritischen Romane bekannt. Das Nobelpreiskomitee würdigte ihn als "Verfasser des Aufbruchs, des poetischen Abenteuers und der sinnlichen Ekstase, dem Erforscher einer Menschlichkeit außerhalb und unterhalb der herrschenden Zivilisation". (c) APA/AFP/ERNESTO BENAVIDES (ERNESTO BENAVIDES) Doris Lessing (1919 - 2013) - Großbritannien Die in Afrika aufgewachsene Britin wurde mit "Das goldene Notizbuch" berühmt. Sie war die elfte Frau, die mit dem Literaturnobelpreis geehrt wurde. Lessing sei "Epikerin weiblicher Erfahrung, die sich mit Skepsis, Leidenschaft und visionärer Kraft eine zersplitterte Zivilisation zur Prüfung vorgenommen hat", so die Beründung der Jury. (c) REUTERS (Toby Melville / Reuters) Orhan Pamuk (geb. 1952) - Türkei Pamuks Erzählungen bewegen sich zwischen moderner europäischer Romantradition und der mystischen Tradition des Orients. In den Worten des Komitees hat der türkische Autor "auf der Suche nach der melancholischen Seele seiner Heimatstadt Istanbul neue Sinnbilder für Zusammenstoß und Verflechtung der Kulturen gefunden". (c) APA/AFP/OZAN KOSE (OZAN KOSE) Harold Pinter (1930 - 2008) - Großbritannien Pinter gilt als einer der wichtigsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts und war bekannt als der "zornige alte Mann" des britischen Theaters. Immer wieder irritierte Pinter sein Publikum mit verstörenden Werken. Der aus dem Londoner East End stammende Autor habe in seinen Dramen "den Abgrund unter dem alltäglichen Geschwätz freilegt und in den geschlossenen Raum der Unterdrückung einbricht", so die Jury. (c) EPA (Fiona Hanson) Elfriede Jelinek (geb. 1946) - Österreich Jelinek war eine überraschende Gewinnerin. Die aus der Steiermark stammende Österreicherin weiß mit ihren Romanen und Dramen zu verstören und zu provozieren. Ihre komplexe, musikalische Sprache ist einzigartig, das würdigte auch das Nobelkomitee: Jelinek werde ausgezeichnet für "den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen, die mit einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die Absurdität und zwingende Macht der sozialen Klischees enthüllen". (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER) J. M. Coetzee (geb. 1940) - Südafrika Der ehemalige Programmierer veröffentlicht neben seinen Romanan auch Essays, vermischt die Genres mitunter auch. Coetzee selbst tritt in seinen Büchern immer als Kunstfigur auf und stelle damit "in zahlreichen Verkleidungen die überrumpelnde Teilhabe des Außenseitertums" dar, so die Jury. (c) REUTERS (Reuters Photographer / Reuter) Imre Kertész (1929 - 2016) - Ungarn Der Autor jüdischer Abstammung überlebte ein Jahr in Konzentrationslagern. Diese Erfahrung verarbeitete der Ungar auch literarisch, sein "Roman eines Schicksallosen" zählt zu den wichtigsten Dokumenten des Holocaust. Die Schwedische Akademie würdigte ihn "für ein schriftstellerisches Werk, das die zerbrechliche Erfahrung des Einzelnen gegenüber der barbarischen Willkür der Geschichte behauptet". (c) REUTERS (� Reuters Photographer / Reuter) V. S. Naipaul (1932 - 2018) - Trinidad und Tobago Neben seinen Romanen ist Vidiadhar Surajprasad Naipaul, so der volle Name, bekannt für seine Erfahrungsberichte aus verschiedenen Gegenden und Kulturen der Welt. Mit seiner Islamkritik in "Eine islamische Reise", die er nach einer Reise in den Iran verfasste, stieß er auf Kritik. Die Jury zeichnete ihn aus "für seine Werke, die hellhöriges Erzählen und unbestechliches Beobachten vereinen, und uns zwingen, die Gegenwart verdrängter Geschichte zu sehen". (c) APA/dpa (Ison) Gao Xingjian (geb. 1940) - Frankreich (China) Der Schriftsteller lebt im Exil in Frankreich und hat auch die französische Staatsbürgerschaft. Er wurde "für sein Werk von universaler Gütigkeit, bitterer Einsicht und sprachlichem Sinnreichtum" ausgezeichnet. (c) EPA (Juan Carlos Hidalgo) Günter Grass (1927 - 2015) - Deutschland Lange hat man mit Grass gerechnet, 1999 wurde der Autor der "Blechtrommel" dann tatsächlich ausgezeichnet. "Weil er in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat", so die Akademie. (c) REUTERS (� Agencja Gazeta / Reuters) José Saramago (1922 - 2010) - Portugal "Die Stadt der Blinden" ist wohl das bekannteste Buch des Portugiesen. Er ist aber nicht nur Romancier, sondern auch Lyriker, Essayist, Erzähler und Dramatiker. Er erhielt den Nobelpreis für "sein Werk, dessen Parabeln die Menschen die trügerische Wirklichkeit fassen lassen". (c) REUTERS (� Nacho Doce / Reuters) Dario Fo (1926 - 2016) - Italien Der Italiener war Schauspieler, Regisseur, Komponist, Bühnenbildner und natürlich Theaterautor. Er wurde "für sein volkstümlich-politisches Agitationstheater" ausgezeichnet. (c) REUTERS (� Alessandro Garofalo / Reuters) Wisława Szymborska (1923 - 2012) - Polen Die Lyrikerin engagierte sich im oppositionellen Untergrund der Solidarno und veröffentlichte sechzehn Gedichtbände. Ihr Werk lasse "ironisch-präzise den historischen und biologischen Zusammenhang in Fragmenten menschlicher Wirklichkeit hervortreten", so die Jury. (c) � STR New / Reuters Seamus Heaney (1939 - 2013) - Irland Der iritsche Schriftsteller wurde "in Würdigung der lyrischen Schönheit und ethischen Tiefe seines Gesamtwerks" ausgezeichnet. (c) Charles Platiau / Reuters Kenzaburo Oe (geb. 1935) - Japan Der Japaner, beeinflusst von französischer und amerikanischer Literatur, wurde "für seine Erschaffung einer Welt im Werk, in der sich Leben und Mythos zu einem erschütternden Bild des Menschen in der Gegenwart verdichten" geehrt. (c) REUTERS (Yuriko Nakao / Reuters) Toni Morrison (1931 - 2019) - USA Morrison war eine der bedeutendsten Vertreterinnen der afroamerikanischen Literatur. Die Jury wählte sie für "ihre literarische Darstellung einer wichtigen Seite der US-amerikanischen Gesellschaft durch visionäre Kraft und poetische Prägnanz". (c) APA (HERBERT P. OCZERET) Derek Walcott (1930 - 2017) - Trinidad und Tobago Walcott verband europäische Literaturtradition mit dem Kulturgut seiner Heimat und deren afrikanischen Wurzeln. Das Komitee würdigte ihn "für eine Dichtung von großer Leuchtkraft, getragen von einer historischen Vision, die aus einer multikulturellen Verpflichtung emporgewachsen ist". (c) REUTERS (� Eloy Alonso / Reuters) Nadine Gordimer (1923 - 2014) - Südafrika Gordimer wurde "für ihre epische Dichtung, die der Menschheit einen großen Nutzen erwiesen hat und durch die tiefen Einblicke in das historische Geschehen dazu beiträgt, dieses Geschehen zu formen" ausgezeichnet. (c) EPA (ALEJANDRO ERNESTO) Octavio Paz (1914– - 1998) - Mexiko Paz bekm den Literatur-Nobelpreis "in Würdigung seiner leidenschaftlichen Dichtung mit weiten Horizonten, geprägt von sinnlicher Intelligenz und humanistischer Integrität". (c) � STR New / Reuters Handke, Dylan, Müller: Die Preisträger seit 1990 (Red./APA/dpa)
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