Suhrkamp: Barlach will Insolvenzplan nicht anfechten

Suhrkamp Barlach will Insolvenzplan
Suhrkamp Barlach will Insolvenzplan(c) EPA (ANDREAS ARNOLD)
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Suhrkamp wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Der Minderheitseigentümer, der dadurch an Macht verliert, will sich arrangieren.

Der traditionsreiche Suhrkamp Verlag wird eine Aktiengesellschaft. Die Gläubiger des insolventen Verlags haben den Sanierungsplan, der diese Umwandlung vorsieht, am Dienstag angenommen und auch Minderheitseigentümer Hans Barlach, künftig normaler Großaktionär, will den Plan nicht anfechten. "Die Medienholding wird sich jetzt als Aktionär mit dem Suhrkamp Verlag arrangieren", sagte er der Tageszeitung "Welt." "Wir planen zur Zeit gegen die Annahme des Sanierungsplans keine Berufung."

Barlach, der 39 Prozent der Anteile hält, verliert durch die Umwandlung weitreichende Mitspracherechte - das war wohl auch der Plan von Verlagschefin Ulla Unseld-Berkewicz, die über ihre Familienstiftung mit 61 Prozent am Verlag beteiligt ist. Die beiden sind seit Jahren verfeindet.

Will Rechte als Aktionär voll ausschöpfen

Barlach kündigte an, seine neuen Rechte als Aktionär voll auszuschöpfen: "Das Gute ist: Das Aktienrecht sieht eine deutlich größere Transparenz und größere Kontrolle vor. Sollte es, so wie in der Vergangenheit, zu Veruntreuungen kommen, hätte dies in einer Aktiengesellschaft direkte Konsequenzen und würde nicht über Instanzen prolongiert", sagte der Enkel des Bildhauers Ernst Barlach.

Nach der Insolvenzordnung muss das Amtsgericht die Annahme des Insolvenzplans durch die Gläubigerversammlung noch bestätigen. Das Verfahren kann laut Sachwalter Rattunde noch etwa vier Wochen dauern. Erst dann würde die Insolvenz aufgehoben.

dtv oder Ströher-Familie als mögliche Gesellschafter

Unseld-Berkewicz nahm an der etwa zweieinhalbstündigen Gläubigerversammlung vor dem Amtsgericht Berlin-Charlottenburg persönlich teil, Barlach nicht. Auch mehrere Schriftsteller waren zu dem Termin gekommen, darunter Durs Grünbein, Andreas Maier und Rainald Götz. Insgesamt wären rund 2500 Gläubiger stimmberechtigt gewesen. Viele ließen sich gemeinschaftlich von einem Anwalt vertreten.

Als mögliche neue Gesellschafter gelten etwa der Deutsche Taschenbuch Verlag, hinter dem Hanser und C.H.Beck Verlag stehen, sowie die Darmstädter Unternehmerfamilie Ströher, die bereits die Honorare für die Autoren zwischenfinanzierte.

(APA/dpa/Red.)

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