Heute wird in Berlin entschieden, ob die Verlegerin Unseld-Berkewicz ihren Insolvenzplan umsetzen darf. Ihr Kontrahent darf Einspruch erheben.
Im Kampf um den Suhrkamp Verlag wird am Mittwoch die letzte Runde eingeläutet. Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg verkündet, ob es endgültig grünes Licht für den umstrittenen Insolvenzplan von Verlagschefin Ulla Unseld-Berkewicz gibt. Die Witwe von Firmenpatriarch Siegfried Unseld will damit das traditionsreiche Haus von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft umwandeln.
Seit Jahren tobt ein Streit zwischen Suhrkamp-Chefin Unseld-Berkéwicz, die über die Familienstiftung 61 Prozent der Verlagsanteile hält, und Miteigentümer Hans Barlach (39 Prozent). Barlach würde durch die Umwandlung Suhrkamps in eine Aktiengesellschaft weitgehende Mitspracherechte verlieren.
Ob die Insolvenz jedoch gleich nach der Entscheidung des Amtsgerichts am Mittwoch aufgehoben werden kann, ist fraglich. Sollte das Gericht dem Plan zustimmen, hat Barlach eine zweiwöchige Beschwerdefrist. Legt er Widerspruch ein, muss darüber erneut gerichtlich entschieden werden. Und das kann nach Auskunft von Experten nochmals bis zu fünf Wochen dauern. Barlach hielt sich im Vorfeld mit Ankündigungen zurück. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass er sich erneut wehrt.
Gläubiger mit Konzept einverstanden
"Wir gehen zuversichtlich in den Termin. Alles andere als eine Bestätigung des Insolvenzplans ist fast unvorstellbar", sagte der Suhrkamp-Generalbevollmächtigte Frank Kebekus im Vorfeld. Tatsächlich hatte das Gericht den Plan schon vor der Eröffnung des Insolvenzverfahrens geprüft. Im Oktober stellten sich auch die Gläubiger, darunter namhafte Autoren wie Durs Grünbein, Andreas Maier und Rainald Goetz, hinter die Verlagschefin und erklärten sich mit ihrem Konzept einverstanden.
Inzwischen sind nach Angaben von Suhrkamp-Sprecherin Tanja Postpischil auch die dort genannten Bedingungen zur Aufhebung der Insolvenz erfüllt. Danach war per Gutachten zu prüfen, ob das notwendige Grundkapital für die Aktiengesellschaft von 100.000 Euro zur Verfügung steht.
Unseld-Berkewicz muss auf 4,5 Millionen Euro verzichten
Zudem musste Unseld-Berkewicz mit ihrer Familienstiftung erklären, dass sie auf Gewinnforderungen von rund 4,5 Millionen Euro verzichtet. "Der Bedingungseintritt wurde dem Gericht unterdes angezeigt", heißt es bei Suhrkamp in bestem Juristendeutsch.
Im bisher siebenjährigen Krieg um Suhrkamp hat Barlach, der heute 58-jährige Hamburger Medienunternehmer und Enkel des Bildhauers Ernst Barlach, kaum eine Gelegenheit verstreichen lassen, seine Rechte umfassend auszuschöpfen.
Denn das Verhältnis zwischen den beiden Kontrahenten ist zutiefst zerrüttet. 2006 war Barlach ohne Zustimmung von Unseld-Berkewicz über einen damaligen stillen Teilhaber in das Unternehmen eingestiegen. Die Verlegerwitwe sprach damals von einer "feindlichen Übernahme" und legte Klage ein. Seither überziehen sich beide Seiten mit Klagen und Gegenklagen, denen der ausgeklügelte Insolvenzplan nun ein Ende setzen sollte.
Wella-Erben an Einstieg interessiert
Hinter den Kulissen wird inzwischen schon an Lösungen für die Zeit danach gebastelt. Die Darmstädter Wella-Erbin Sylvia Ströher und ihr Mann Ulrich, die zwischenzeitlich schon offene Honorare an die Autoren zahlen, hatten ihr Interesse an einem Einstieg in die neue AG bekundet. "Die Diskussion wird weitergeführt und läuft sehr konstruktiv, sehr vertrauensvoll", sagt Kebekus. "Ich bin optimistisch, dass es zu einer Lösung kommt."
(APA/dpa)