Die Vermögensteuer für Arme bleibt uns erhalten.
Große Aufregung haben Gedankenspiele des IWF zu einer zehnprozentigen Sonderabgabe auf Vermögen ausgelöst. Stoisch nehmen dagegen Sparer ihre De-facto-Enteignung hin: Bei den geltenden Sparzinsen werden Guthaben real um ein bis zwei Prozent pro Jahr entwertet. Es dauert also gerade einmal fünf bis zehn Jahre, bis Sparer ihren „IWF-Zehent“ abgeliefert haben.
Bei dieser „Vermögensteuer für Arme“ geht es um recht ordentliche Summen: Bei Giro- und Sparguthaben von etwas mehr als 100 Mrd. Euro reden wir hier von ein bis zwei Milliarden im Jahr, die die Sparer real verlieren.
Ein Entrinnen gibt es kaum, denn auch Anleihen bringen real keinen Ertrag, und die Börsen, die Aktionären zuletzt sehr schöne Gewinne beschert haben, stehen ebenfalls vor einer größeren Korrektur.
Und jetzt die ganz schlechte Nachricht: Mit dieser schleichenden Enteignung werden wir lange leben müssen. Denn die überschuldeten Staaten, die immer größere Finanzlöcher entdecken, können sich höhere Zinsen schlicht nicht mehr leisten, ohne in die Pleitegefahr zu schlittern. Die spürbarste Auswirkung der Staatsschuldenkrise ist also die: Wer spart, vernichtet Vermögen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2013)