Gurlitt: "Habe alles dem Staatsanwalt übergeben"

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Die "Süddeutsche Zeitung" traf Cornelius Gurlitt. Nach massivem internationalen Druck wurde eine Liste von 25 Bildern mit möglichem NS-Raubkunst-Hintergrund veröffentlicht.

Der Kunsthändlersohn Cornelius Gurlitt besitzt einem Medienbericht zufolge keine weiteren Unterlagen mehr zu dem in seiner Wohnung gehorteten Kunstschatz. "Ich kann nichts sagen, ich weiß gar nichts. Ich habe alle Unterlagen dem Staatsanwalt übergeben", sagte Gurlitt der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe) und fügte hinzu: "Ich bin auf dem Weg nach Würzburg, zum Arzt. Aber keine Sorge, ich komme bald zurück." Die Polizei hatte Anfang 2012 1400 Kunstwerke in Gurlitts Münchner Wohnung beschlagnahmt. Laut Staatsanwaltschaft Augsburg stehen 970 Werke im Verdacht, Raubkunst zu sein. 380 Werke können demnach der von den Nazis als "entartet" gebrandmarkten Kunst zugeordnet werden, die von ihnen aus Museen und Sammlungen beschlagnahmt wurden.

Eine Redakteurin der Zeitung hatte den elegant gekleideten Mann mit schlohweißem Haar am Dienstagmorgen vor seiner Wohnung in München-Schwabing angetroffen, als er im Begriff war, in ein Taxi zu steigen. Als zwei vor dem Haus wartende Fotografen versuchten, ihn beim Einsteigen abzulichten, entfuhr ihm: "Das alles ist eine große Büberei!"

Später sei Gurlitt am Münchner Flughafen gesehen worden, beruft sich die "SZ" auf die "New York Times". Da laut Augsburger Staatsanwaltschaft weder ein konkreter Verdacht gegen Gurlitt vorliegt noch Fluchtgefahr besteht, kann er sich frei bewegen. Lebenszeichen von Gurlitt waren jedoch seit dem Bekanntwerden des von ihm gehorteten Kunstschatzes rar.

Will Namen nicht in Medienberichten lesen

In einem Brief an den "Spiegel" hatte er vor wenigen Tagen gebeten, seinen Namen nicht mehr in dem Magazin erscheinen zu lassen. Zudem wollten ihn Mitarbeiter der französischen Illustrierten "Paris Match" in einem Einkaufszentrum aufgespürt haben.

Nach massivem Druck aus dem In- und Ausland wurde am Montag eine erste Liste von 25 Bildern mit möglichem NS-Raubkunst-Hintergrund auf der Internet-Plattform lostart.de der Koordinierungsstelle Magdeburg veröffentlicht. Die Liste soll fortlaufend aktualisiert werden. Eine mindestens sechsköpfige Expertengruppe soll die Herkunft aller Bilder recherchieren.

Unmittelbar Nach Veröffentlichung der Werke meldeten Erben von damals verfolgten Juden erste Ansprüche an. Die beteiligten Ministerien sicherten eine zügige Recherche zu. Dennoch ist die Frage möglicher Rückgaben weiterhin ungeklärt.

>> Bericht in der "Süddeutschen Zeitung"

(APA/dpa)

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