Lenzing: Auch Hunderte Leiharbeiter müssen gehen

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Neben 390 Stammmitarbeitern werden die Oberösterreicher auch die Zahl der rund 300 Technik-Leiharbeiter "massiv zurückfahren".

Alleine am Standort in Oberösterreich werden bis zu 15 Prozent der 2800 Jobs, also bis zu 390 Stellen gestrichen, teilte der börsenotierte Faserhersteller Lenzing am Mittwochabend mit. Doch der Jobabau ist noch größer als bisher bekannt war. Auch die meisten der rund 300 Technik-Leiharbeiter am Standort in Lenzing in Oberösterreich müssen gehen, gab Unternehmenschef Peter Untersperger am Donnerstag in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz bekannt. "Wir werden auch bei den Leiharbeitern massiv runterfahren. Dort hätten wir aber sowieso reduziert, das haben wir auch im Jahr 2009 gemacht", sagte Untersperger.

Darüber hinaus fallen 210 Stellen in China und Indonesien weg. In Asien hat Lenzing rund 3000 Mitarbeiter beschäftigt. Es handle sich um den größten Mitarbeiterabbau seit 1996. Die Belegschaft in Oberösterreich sei bereits informiert worden. Es werde einen Sozialplan geben, der "fair und so sozial wie möglich" sein soll, versicherte Untersperger. "Das wird uns einen beträchtlichen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Etwa ein Viertel davon soll über natürliche Fluktuation und bereits geplante Pensionierungen erfolgen. Der Rest muss gekündigt werden. Betroffen ist davon vor allem die Verwaltung und der Vertrieb." 

Auch Selbstkritik übte CEO Untersperger: "Wir haben die Kostenführerschaft verloren. Grund dafür ist, dass wir aufgrund unseres Erfolges einige Dinge zu lange schleifen haben lassen." Wenn man zu schnell wachse und Gewicht ansetze, ist schnell auch etwas Fett dabei. Und das müsse das Unternehmen jetzt wieder abbauen.

Betriebsrat: "Nicht nachvollziehbar"

Der Betriebsrat sieht den Jobabbau kritisch. "Der Personalabbau könnte das Unternehmen massiv gefährden", sagte der Vorsitzende des Arbeiterbetriebsrats, Rudolf Baldinger. Für ihn seien die Jobkürzungen "absolut nicht nachvollziehbar", fügte er hinzu. Schon jetzt müssten zahlreiche Mitarbeiter Überstunden machen, er könne sich nicht vorstellen, wie derartige Einsparungen durchgeführt werden sollen.

Der operative Gewinn (Ebit) beim Faserhersteller wird heuer nur 75 bis 85 Mio. Euro betragen, statt wie bisher angekündigt 160 Millionen Euro. Auch hat Lenzing hat in den ersten neun Monaten des Jahres deutlich weniger verdient. Der Periodengewinn nach Umstrukturierungen fiel um 44,2 Prozent  auf 86,6 Mio. Euro. Den Ausblick für das vierte Quartal 2013 haben die Oberösterreicher wie berichtet revidiert: Der Konzernumsatz wird nur noch bei rund 1,9 Mrd. Euro (statt 2,0 Mrd. Euro) erwartet, das Betriebsergebnis (EBIT) zwischen 75 bis 85 Mio. Euro (statt 160 Mio. Euro). Bis 2015 müssen jährlich weitere 120 Millionen Euro gespart werden.

Preisdruck über Baumwolle

Lenzing kämpft schon seit längerem mit einem Preisverfall bei Viskose. Der durchschnittliche Faserpreis sei aufgrund von Preisdruck in China um 14 Prozent gefallen, heißt es von Lenzing. "In den letzten vier bis sechs Wochen hat sich die Lage noch einmal stark verschlechtert", so Untersperger. Die internationale Baumwollvereinigung habe für 2013/14 eine gute Baumwollernte vorausgesagt. Das bedeutet, dass die ohnehin schon vollen Lager noch voller werden - was den Preis weiter drückt. Lenzing produziert zwar Viskose- und nicht Baumwollfasern, der Preis für Viskose orientiert sich aber an dem für Baumwolle.

Lenzing produziert seine Viskosefasern in Asien und liefere sich dort einen "Zehnkampf" mit den Chinesen, sagte der Lenzing-Chef. "Wir sind hier nicht mehr bei allen Disziplinen vorne und haben die Kostenführerschaft verloren." Man habe einige Dinge schleifen lassen in der Erwartung, dass es schon besser werden würde, räumte Untersperger ein. "Wir müssen noch stärker ein asiatisch geprägtes Unternehmen werden." Auch ein Grund, warum der Jobabbau in Österreich deutlich stärker ausfällt als in Asien.

Schon jetzt macht Lenzing 60 Prozent des Geschäfts in Asien. In den nächsten Jahren soll dieser Anteil auf 70 Prozent steigen. Die Forschung ist aus Angst vor Kopien noch in Österreich. Dass dies auf ewig so bleibt, ist nicht gewiss.

(APA)

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