Das Angebot an Baumwolle liegt bereits das vierte Jahr in Folge über der Nachfrage. Allein Chinas Vorräte reichen um etwa 71 Mrd. T-Shirts zu produzieren.
In Chinas Lagern stapeln sich die Bestände, der Baumwollpreis nähert sich einem Bärenmarkt. Die Gefahren haben ihren Ursprung nicht zuletzt in der Volksrepublik, größter Produzent und Abnehmer des Rohstoffs. China wird bis zum 31. Juli 2014 rund 12,7 Mio. metrische Tonnen an Vorräten horten - rund 62 Prozent der weltweiten Gesamtsumme und genug, um etwa 71 Mrd. T-Shirts zu produzieren, schätzt das US- Landwirtschaftsministerium.
Die US-Futures für Baumwolle in New York sind um fast 18 Prozent auf 76,67 Cent je Pfund gefallen - nachdem sie am 16.August ein 16-Monats-Schlusstand-Hoch bei 93,32 Cent erreicht hatten. Damit ist der Einbruch nahe einem Bärenmarkt, von dem Marktteilnehmer meist bei einem Minus ab 20 Prozent sprechen.
China steigert Produktion trotz fallender Preise
Im Verlaufe eines Jahres dürften die Preise um 8,5 Prozent auf 69,5 Cent je Pfund fallen. Das geht aus der Median-Prognose von zwölf Analysten hervor. Während Produzenten von den USA bis hin nach Brasilien das Volumen zurückfuhren, als die Preise von ihrem Rekord-Hoch bei 2,197 Dollar in 2011 abstürzten, erhöhten Bauern in China hingegen noch ihre Produktion. Die Regierung nahm die Überschuss-Ernte ab - nun liegt ein Rekord-Volumen an Baumwolle in chinesischen Lagerhäusern. Der Staat könnte allerdings sein Einlagerungsprogramm nach der aktuellen Saison beenden, heißt es bei Macquarie Group Ltd.
“Der Umfang der Reserven ist das eine Problem. Das andere ist die Transparenz - und beide tragen zur Sorge am Markt bei”, sagte Terry Townsend, der Executive Director beim International Cotton Advisory Committee in Washington. “Wir hoffen letztlich, dass China eine geordnete Liquidierung über eine Reihe von Jahren vorantreiben wird, sodass der Markt sein Gleichgewicht erreichen kann.”
Der China National Textile & Apparel Council erklärte im Juni, dass die Regierung ihre Einlagerungspolitik in 2014 ändern könnte - statt die Ernte aufzukaufen solle es womöglich direkte Subventionen für Bauern geben. Beim derzeit laufenden Programm erhalten die chinesischen Anbauer für ihre Baumwolle rund das Doppelte der Futures-Preise in New York.
Margen steigen
Billigere Baumwolle bedeutet aber gleichzeitig, dass bei Kleidungsherstellern wie Levi Strauss & Co. und Hanesbrands Inc. die Margen steigen können. Levi Strauss, der Konzern hinter Levi’s-Jeans und der Marke Dockers, gab bereits bekannt, dass sich die Brutto-Margen in den neun Monaten bis zum 25. August verbessert haben - hauptsächlich deshalb, weil die Baumwolle billiger sei.
An diesem Trend dürfte sich nach Meinung von Hanesbrands, dem Hersteller von Hanes-Unterwäsche und Playtex-Büstenhaltern, vorerst nichts ändern. Finanzchef Richard Moss sagte, dass er vorteilhafte Baumwoll-Preise für mindestens “die nächsten paar Quartale” sieht. Die Aktien des Unternehmens haben sich im Wert seit Jahresbeginn nahezu verdoppelt.
China reduziert Aufkaufprogramm
Es gibt bereits Anzeichen dafür, dass China seine Politik angepasst hat. Das Aufkaufprogramm der aktuellen Saison, das am 9. September begann, kam bis zum 31. Oktober nur auf ein Volumen von 1,08 Mio. Tonnen - rund ein Drittel weniger als vor einem Jahr, zeigen Daten des britischen Marktforschungsunternehmens Cotlook Ltd. aus Birkenhead.
“Es gibt jede Menge Gerüchte, aber meiner Auffassung nach keine harten Fakten”, sagte Jean-Marc Derossis, Managing Director bei Plexus Cotton Ltd. aus Liverpool. “Zunächst werden sie aufhören, die Lagerbestände weiter auszubauen. Das machen sie wahrscheinlich im Moment schon. Der zweite Schritt wäre dann, die Lagerbestände zu reduzieren.”
(Bloomberg)