Warum Österreich nicht von Russlands Gas loskommt

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Archivbild.APA / AFP / Andrei Pungovschi
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Löst die teilstaatliche OMV nicht ihren Vertrag mit Gazprom, hängt das Land bis 2040 an Moskaus Gashahn.

Wien. Der „Blutgeld“-Sager von Martin Selmayr wurde von der heimischen Regierung zwar entrüstet zurückgewiesen, trotzdem trifft er eine offene Wunde der Republik. Anders als manch anderer EU-Staat tut sich Österreich bis heute schwer, seinen größten Gaslieferanten Russland loszuwerden. So kamen im Juli immer noch 66 Prozent aller heimischen Gasimporte aus Russland. Vor dem Krieg lag der Wert bei 80 Prozent. Nun hat Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) zwar Recht, wenn sie darauf verweist, dass auch andere EU-Staaten ihren Gasbedarf zuletzt vermehrt mit russischem Flüssiggas gedeckt haben. Doch die Mengen stehen in keinem Verhältnis.

Der halbe Weg ist geschafft

Spätestens 2027 will Österreich ganz auf russisches Gas verzichten. Um das zu schaffen, müsste jedoch erst die teilstaatliche OMV ihre Sorge vor einem juristischen Konflikt mit Gazprom ablegen. Denn die OMV hat noch bis 2040 einen aufrechten Liefervertrag über etwa sechs Milliarden Kubikmeter im Jahr. Mittels take-or-pay-Klausel ist gesichert, dass der Energieversorger das russische Gas in jedem Fall bezahlt. Den Weg zum Schiedsgericht, wie ihn andere europäische Konzerne beschritten haben, scheut OMV-Chef Alfred Stern.

Dennoch waren Österreich und die OMV keineswegs untätig. Die Regierung beschloss den Kauf einer strategischen Gasreserve aus nicht-russischen Quellen. Die OMV sicherte sich große Mengen an Flüssiggas, buchte Pipelines, um eigenes Gas aus Norwegen nach Österreich zu bringen und will in Rumänien und Österreich nach Gas bohren. Fällt Russland aus, könnte das Unternehmen heute den halben Gasbedarf des Landes aus anderen Quellen decken. Bisher schreckte Moskau davor zurück, Lieferungen nach Österreich ernsthaft einzuschränken.

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