Qualitätsbericht: Krankenhäuser im Vergleich

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Erstmals wurden alle österreichischen Spitäler nach einem einheitlichen System untersucht. Damit ist die Suche nach Verbesserungspotenzialen besser möglich.

Wien. Eine Untersuchung aller Krankenhäuser in Österreich – und das nach einheitlichen Kriterien. Eine solche wurde nun erstmals durchgeführt, jetzt liegen Ergebnisse in einem Qualitätsbericht vor. Erstes Fazit: Das Niveau ist grundsätzlich hoch, doch gibt es einzelne Bereiche mit Verbesserungspotenzial. So wird etwa im Vergleich klar, dass Patienten in manchen Spitälern länger auf eine Operation warten müssen als in anderen.

Das A-IQI-Projekt (Austrian Inpatient Quality Indicators) wurde 2011 eingeführt, dabei werden Routinedaten aus den Spitälern abgerufen. In einem mehrstufigen Verfahren werden 191 Indikatoren bei 45 Krankheitsbildern ausgewertet. Auf Basis der Indikatoren führen die Krankenanstalten schließlich Selbstanalysen durch, um die dahinterliegenden Sachverhalte zu ergründen.

Detailliert analysiert wurde etwa in 131 Krankenhäusern die Behandlung akuter Herzinfarkte – und die Sterblichkeit bei dieser Erkrankung. Insgesamt gab es 16.530 Fälle im Jahr 2011, die Sterblichkeit bei Patienten ab 19 Jahren lag bei 7,75 Prozent, 2010 war sie noch bei 8,67 Prozent gelegen. Von diesen Werten wichen nur drei Krankenhäuser (die Namen werden nicht veröffentlicht) signifikant ab. Zu signifikanten Auffälligkeiten in vier Spitälern kam es auch bei der Behandlung von Patienten mit Lungenentzündung (Pneumonie). Bei 144 im Jahr 2011 teilnehmenden Krankenhäusern (36.752 Spitalsaufenthalte) war eine Sterblichkeit von 8,92 Prozent gegeben. Im Jahr zuvor (37.087 Aufenthalte in 141 Spitälern) lag sie bei 9,02 Prozent. Eine Erkenntnis aus dem Qualitätsbericht: Bei Lungenentzündung muss das Krankheitsbild neu definiert werden, um die Vergleichbarkeit zu verbessern.

Bei jährlich um die 9250 Oberschenkelhalsfrakturen (Sterblichkeit im Jahr 2010: 3,96 Prozent; 2011: 3,62 Prozent) sind aufgrund weitgehend standardisierter Operationstechniken Vergleiche dagegen schon sehr aussagekräftig. Ausgerechnet dabei zeigten sich in einem der Parameter deutliche Unterschiede: Bei der Verweildauer der Patienten vor der Operation (mittels Osteosynthese) im Spital. Diese sollte nämlich nicht mehr als zwei Tage betragen. Das war aber 2010 bei 17,19 Prozent der Patienten der Fall, im Jahr darauf bei 15,38 Prozent.

Die Hauptgründe für diese Ausreißer: Es gibt in Österreich ein Problem mit dem Management der Blutgerinnung bzw. der Thromboseprophylaxe. Viele Patienten kommen bereits mit mehreren gerinnungshemmenden Arzneimitteln ins Spital und sind dann nicht operierbar, weil schwere Blutungen drohen. Hier werden bereits verbesserte Strategien geplant. Der Anteil von Abteilungen mit weniger als zehn solchen Eingriffen pro Jahr ist mit 36 von insgesamt 146 Krankenhäusern noch immer recht hoch.

Häufige Herzkatheter-Untersuchungen

Aber nicht nur innerhalb von Österreich ist nun ein detaillierter Vergleich möglich, bei mehreren Indikatoren kann man nun auch mit Krankenanstalten in der Schweiz und in Deutschland vergleichen. Hier zeigten sich nur sehr geringe Unterschiede. So lag etwa die Sterblichkeit im Krankenhaus bei Herzinsuffizienz in Österreich im Jahr 2012 bei 10,4 Prozent (2011: 9,7 Prozent), in Deutschland im Jahr 2010 bei 9,4 Prozent, in der Schweiz bei 8,7 Prozent.

Ein etwas auffälliger Befund: Rein diagnostische Linksherzkatheter-Untersuchungen ohne Vorliegen eines Infarktes oder einer komplizierten Diagnose werden in Österreich offenbar deutlich häufiger durchgeführt als etwa in der Schweiz. (APA/red.)

Einheitliches System

A-IQI: 2011 beschloss die Bundesgesundheitskommission die Einführung eines einheitlichen Qualitätsmanagements. Mithilfe des Austrian Inpatient Quality Indicators System (A-IQI) werden in Österreichs Krankenhäusern 191 Indikatoren bei 45 Krankheitsbildern gemessen – anhand dieser Werte sollen „Ausreißer“ aus der Statistik erklärbar werden. Und die Spitäler können Rückschlüsse ziehen, wo es Verbesserungspotenzial gibt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2013)

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