Fall Gurlitt: Der eigentliche Skandal ist das Verfahren

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"Das, was sich die öffentliche Hand erlaubt, ist unfassbar", klagt der der Rechtsanwalt und Kunstexperte Peter Raue an.

Der Rechtsanwalt und Kunstexperte Peter Raue fordert die Veröffentlichung aller 1406 Bilder der Gurlitt-Sammlung im Internet. Man wisse nicht, nach welchen Kriterien bisher einige wenige Bilder auf www.lostart.de veröffentlicht wurden. "Dieses Geheimverfahren ist der eigentliche Gurlitt-Skandal, nicht die Tatsache, dass der schrullige alte Mann auf seinem Hort sitzt", sagt er im Magazin "art". "Das, was sich die öffentliche Hand erlaubt, ist unfassbar", wird der Berliner Kunstexperte in der Jänner-Ausgabe der Kunstzeitschrift zitiert.

In Gurlitts Münchner Wohnung war die Sammlung von dessen Vater Hildebrand Gurlitt (1895-1956) beschlagnahmt worden, einem der vier Kunsthändler Adolf Hitlers. Fast 600 Bilder stehen im Verdacht, Nazi-Raubkunst zu sein. Bei beinahe 400 könnte es sich um Werke handeln, die die Nazis als "Entartete Kunst" diffamierten und aus Museen entfernten.

Der frühere Kulturstaatsminister Michael Naumann forderte in "art" den Bund auf, ein wirkungsvolles Restitutionsgesetz zu erlassen. "Natürlich wird es schwer werden, Verjährungsfristen rückwirkend aufzuheben. Doch es geht darum, die ewigen Diskussionen über zu restituierende Kunst zu beenden - vor allem in Museen", sagte er.

(APA/dpa)

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