Gurlitt ließ am Montag 60 Bilder aus seinem Salzburger Domizil „sichern“. Darunter befinden sich Arbeiten von Monet, Renoir und Picasso
Vermutet wurde es schon zu Beginn des Skandals rund um Cornelius Gurlitts konfiszierte Kunstsammlung: Der Sohn eines von Hitlers Kunsthändlern hortete nicht nur in seiner Münchner Wohnung rund 1400 Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Lithografien vorwiegend der Klassischen Moderne. Auch in seinem verwahrlost wirkenden Haus in Salzburg Stadt hatte er Bilder untergebracht. Die österreichischen Behörden sahen vorigen November jedoch keinen Anlass, dort einzudringen. Und auch Einbrecher nicht, nahezu ein Wunder bei der Berichterstattung.
Der mittlerweile unter Betreuung gestellte 81-Jährige hat am Montag gehandelt und ein Konvolut von über 60 Bildern u.a. „von Monet, Renoir und Picasso“ an einen „sicheren Ort“ bringen lassen, so Stephan Holzinger, der Sprecher von Gurlitts Münchner Anwalt Christoph Edel, der vom Gericht bestellt worden ist. Es sei darum gegangen, „Diebstahl vorzubeugen“, heißt es, in einer „privaten Aktion“ seien die Werke in Salzburg gesichtet, versichert und verbracht worden. In welches Land, wurde nicht bekannt gegeben.
Auch nicht, welche Experten es waren, die sich nach einer „vorläufigen Einschätzung auf Basis einer ersten Sichtung“ zu vermelden trauten, dass sich ein Verdacht auf Raubkunst „nicht erhärten“ konnte. Eine genauere Prüfung habe Gurlitt aber schon beauftragt. Von dem ihm bereits 2012 abgenommenen Hauptkonvolut steht etwa die Hälfte, knapp 600 Bilder, unter dem Verdacht, in der Nazi-Zeit geraubt worden zu sein.
Schätzung wäre noch völlig unseriös
Die eigens eingerichtete Taskforce „Schwabinger Kunstfund“ untersucht diese laut Gurlitt ihm zu Unrecht abgenommene Sammlung auf ihre Herkunft. Die Taskforce steht mit Gurlitt mittlerweile ebenso in Kontakt wie die Staatsanwaltschaft Augsburg, die gegen ihn u.a. wegen Steuerhinterziehung ermittelt. Auf der anderen Seite haben Gurlitts Anwälte inzwischen Anzeige gegen unbekannt erstattet, weil Interna aus den Ermittlungsakten an die Presse gelangten.
Die österreichischen Behörden waren bei der Räumung des Salzburger Hauses nicht eingebunden. Zum Wert der dort abgeholten Bilder machte Gurlitts Sprecher keine Angaben: „Ich kann ja da nicht einfach mit dem Taschenrechner durchgehen, solche Angaben wären zum jetzigen Zeitpunkt völlig unseriös.“ (APA/sp)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2014)